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Finnisches Quartett

Finnisches Quartett

Titel: Finnisches Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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liquidiert?« fragte Wolferman zur Begrüßung. Der dunkelhaarige kleine Mann reichte so bis zur Augenhöhe von Moreno.
    »Die Freiheitskämpfer des militärischen Flügels der MEK, der iranischen Mujahideen-e-Khalq«, antwortete Moreno und zupfte eine unsichtbare Fussel vom Kragen ihres pinkfarbenen Hosenanzuges.
    Wolferman räusperte sich. »Also auch Iraner. Das paßt glänzend ins Gesamtbild. Erzählen Sie mehr.«
    »Die MEK strebt den Sturz der islamischen Republik im Iran an und hat etwa zehntausend Mitglieder. Früher war sie antiwestlich orientiert, aber nach dem Ende der Regierung von Saddam Hussein fiel ihr wichtigster Geldgeber weg, und jetzt übernimmt sie Aufträge und Geld von jedem, auch aus dem Westen. Die Jungs sind übrigens sehr effektiv«, Moreno lachte, »im Jahre 2000 gelang es ihnen mit einem Granatenanschlag sogar, den Befehlshaber der iranischen Streitkräfte zu ermorden und um ein Haar auch Präsident Khatami.«
    Wolferman griff nach der aufgeschlagenen Mappe mit der Aufschrift »Lasse Nordman« und blätterte zum x-tenmale darin. »Dieser Name Seraphim war eine gute Idee«, sagte er lächelnd zu Moreno. »Bald wird er nicht mehr gebraucht – der Fall John Dexter ist in Kürze Geschichte«, verkündete Wolferman wie in einem Gebet. Er griff zum Telefon und rief die Zimmernummer 2228 im Hotel Best Western Pentagon an.
    Das Klingeln wurde in Lasse Nordmans Traum zum ohrenbetäubenden Lärm der Alarmanlage des brennenden Gebäudes, er trat lange nach seiner Decke, bis er schließlich aufwachte und begriff, daß es das Telefon war, das klingelte.Er langte nach dem Hörer auf dem Nachttisch und deckte Ulrikes Beine zu, doch die Frau drehte sich plötzlich auf die Seite, schaltete den Lautsprecher des Telefons ein und kroch unter seine Achseln. Die blutroten Ziffern des Radioweckers zeigten 11.13 Uhr an.
    »Es ist wenig Zeit. Hängt diesen finnischen Polizisten ab, und kommt zur Wohnung von John Dexter.« Seraphim las die Adresse vor und wartete einen Augenblick, damit Nordman sie notieren konnte. »Ich sorge dafür, daß Dexter dort um ein Uhr allein ist. Alles ist bereit. Auch Eamon O’Donnell ist dorthin … eingeladen. Erpreßt von Dexter ein detailliertes Geständnis, und verschwindet dann. Ich komme nicht hin, ich bin … zu nahe dran am Geschehen«, sagte Wolferman.
    Auf dieses Gespräch hatte Lasse Nordman gewartet. Und davor hatte er Angst gehabt. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was in Dexters Wohnung passieren würde, wenn auch Eamon O’Donnell dort auftauchte. Das Leben bestand aus Entscheidungen. Das war jetzt der Zeitpunkt, um eine wichtige Entscheidung zu treffen. »Ich versuche mein Bestes, aber für das, was dieser Verrückte tut, kann niemand eine Garantie abgeben.«
    »Das wichtigste ist, daß der entscheidende Anschlag ausgeführt wird«, stellte Wolferman ganz ruhig fest.
    Lasse fluchte im stillen, Ulrike hörte im Lautsprecher jedes Wort. Er spürte, wie sich ihr Körper an seiner Seite spannte.
    »Kümmert euch um Dexter. Das ist das letzte Mal, daß ich dir helfe. Gleich kannst du an der Tür ein Paket abholen.« Wolferman beendete das Gespräch zufrieden. Jetzt war alles bereit. Bald würde der Krieg beginnen.
    Ulrike starrte Lasse wütend an. »Das wichtigste ist, daß der entscheidende Anschlag ausgeführt wird …«, wiederholte sie. »Das ist das letzte Mal, daß Seraphim dir hilft.Was zum Teufel bedeutet das? Kennst du diesen … Seraphim?«
    Lasse knurrte ungeduldiger als beabsichtigt, zog eine Weile das Telefonkabel auseinander, das sich zusammengerollt hatte, und schaltete dann mit der Fernbedienung den uralten, am Fußboden befestigten Fernseher ein.
    »Antworte!« schrie Ulrike. Die Wut stieg in ihr hoch, zwischen ihnen sollte es doch keine Geheimnisse geben.
    »Der entscheidende Anschlag, das ist das Treffen mit Dexter. Natürlich kenne ich Seraphim nicht, aber er hat uns ja schon viele Male geholfen. Er hat Ezrael in dem Keller, mich und dich in Den Haag angerufen …« Das Klopfen an der Tür war die Rettung für Lasse und verhinderte, daß er zuviel ausplauderte. Er sprang rasch in seine Jeans, zog sich das T-Shirt über, öffnete die Tür und begrüßte einen der beiden zu ihrem Schutz abkommandierten FBI-Männer. Der Schrank im dunklen Anzug reichte ihm eine Papiertüte.
    Ulrike war verwirrt. Die Worte Seraphims und Lasses Antworten standen im Widerspruch zueinander, ihr war nur nicht klar, wie. Drehte sie jetzt auch langsam durch, litt auch sie

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