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Finnisches Requiem

Finnisches Requiem

Titel: Finnisches Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Schärfe des Chili mildern. Wasser half da nicht. Demeter nahm ein Palak Makkai Malai und einen Wein, dessen Namen Ratamo nicht hörte.
    Demeter schüttelte den Kopf über Ratamos Bestellung, und sie lachten beide. Dann kehrte das Gespräch zu dem Zwischenfall am frühen Abend zurück. Wie durch ein Wunder hatte Carol Simmons, die neben Peter Seppälä saß, bei dem Feuerüberfall nur eine leichte Verletzung davongetragen. Simmons war die Treppe hinuntergerannt, um die Mörder zu verfolgen, kam aber zu spät. »Unsere Männer sind über dieselbe Treppe in der Váci út wie du in den Tunnel am Westbahnhof hinabgestiegen, aber ein paar Minuten zu spät gekommen.« Demeter versicherte, daß der Apparat des NBH auf Hochtouren lief, um das Geschehen aufzuklären. Auch die Führung von »Krešatik« würde verhört, obgleich er es für unwahrscheinlich hielt, daß sie hinter dem Anschlag steckte. Für »Krešatik« wäre es günstiger gewesen, Seppälä erst zu ermorden, wenn der NBH ihn freigelassen hatte.
    Demeter erzählte von dem Zwischenfall im Metrotunnel. Ratamo hatte Glück gehabt, im Tunnel patrouillierten ständig mehrere Streifen. Die Polizei war schnell zur Stelle gewesen, um ihm zu helfen. Durch einen Schlag auf den Hinterkopf hatte Ratamo für einen Augenblick das Bewußtsein verloren.Die drei Männer ergriffen die Flucht, als die Polizisten eintrafen, doch am Ausgang konnte man sie festnehmen. Alle drei wurden auf Schmauchspuren überprüft, erklärte Demeter. »An ihren Händen wurden keine Spuren von Antimon oder Barium, also von Partikeln der Zündladung eines Geschosses, entdeckt. Die Männer haben in den sechs Stunden vor dem Test keine Waffe abgefeuert«, sagte er enttäuscht.
    Ratamo fiel es schwer, seinem Kollegen zu glauben. »Was waren das dann für Männer? Unschuldige verhalten sich nicht so. Sie hatten auch Waffen.«
    »Im Bahnhofstunnel treiben sich alle möglichen zwielichtigen Gestalten herum, von Drogenhändlern bis hin zu Kindesentführern.«
    Ratamo zuckte die Achseln. Er hielt die versuchte Festnahme für gerechtfertigt. Die Anzahl der Männer und der Killer stimmte überein, einer von ihnen trug New-Balance-Schuhe, und Ratamo glaubte, flüchtig einen blauen Overall gesehen zu haben. Wenn er Zeit gehabt hätte, im Rucksack des kleinen Mannes zu kramen, hätte er seinen Irrtum selbst feststellen können.
    Der Kellner goß Demeter ein und ließ ihn den Rotwein kosten. Der Ungar befand ihn nach kurzer Prüfung für gut. Als beide ihren Wein vor sich hatten, erhob Demeter sein Glas. Der Gere Villányi schmeckte ausgewogen und ziemlich süffig. Ratamo prägte sich den Namen ein.
    »Von Seppäläs Mördern wissen wir nichts«, sagte Demeter verärgert. Man kannte nicht einmal das Motiv der Hinrichtung. Viele hatten gute Gründe, einen sündenbeladenen Mann wie Seppälä umzubringen: Angehörige von Opfern des Krieges in Ostslawonien und Bosnien, konkurrierende Budapester Kriminelle, Opfer eines Verbrechens …
    Ratamo wunderte sich gerade, warum auf Demeters Liste die Auftraggeber der Morde an den Kommissaren fehlten, als der lächelnde Kellner die heißen Portionen brachte. Imsafrangelben Basmati-Reis sah man deutlich den Kümmel, die Oberfläche des Naan-Brotes glänzte, und die grellrote Soße des Chicken vindaloo dampfte. Demeter redete pausenlos, jetzt erzählte er, daß der Absender des Teergeschenks nicht ermittelt werden konnte.
    Ratamo beschloß, sofort zu testen, wie feurig seine Portion war. Er schnitt ein kleines Stück vom Huhn ab, tauchte es in die feuerrote Soße und legte noch etwas Reis auf die Gabel. Es schmeckte gut, angenehm scharf. Er nahm ein zweites Stück, aß voller Genuß und schaute Demeter stolz an. Dann explodierte es in seinem Gaumen. Sein Blutdruck stieg so schnell an, daß es in seinen Ohren rauschte. Im Handumdrehen erschienen Schweißperlen, groß wie Blaubeeren, auf seiner Stirn. Es brannte im Mund wie Feuer.
    Ratamo versuchte sich nichts anmerken zu lassen. In aller Ruhe brach er ein Stück vom Naan-Brot ab, das er in das Mango-Chutney tauchte und dann in den Mund steckte. Er saugte die weiche Creme von dem Brot, verteilte sie im Mund und schlürfte das Lassi-Getränk. Das Brennen ließ ein wenig nach. Demeters herzliches Lächeln reichte schon bis zu den Ohren.
    Plötzlich wurde Ratamo klar, was Demeter eben gesagt hatte:
»… unsere Männer sind über dieselbe Treppe in der Váci út wie du in den Tunnel am Westbahnhof hinabgestiegen.«
Woher wußte

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