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Finnisches Requiem

Finnisches Requiem

Titel: Finnisches Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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sagte, Zeit für eine längere Unterhaltung mit Ratamo habe sie in ein paar Stunden, wenn sie die Aufgaben der nächsten Tage mit den anderen Abteilungen der Polizei koordiniert hätte. Der inoffizielle Besuch des Präsidenten der EU-Kommission hätte dem PET auch ohne die Furcht vor einem Attentat viel Arbeit beschert.
    Am Ende des Ganges in der ersten Etage führte Rørbyeihren Kollegen in ein Arbeitszimmer ohne Namensschild. »Wir haben die Lage vollkommen im Griff. Ich habe dem Kommissionspräsidenten sechs Leibwächter zugeteilt, und die Polizei sichert seinen Transport ab. Alle sieben Einsatzkommandos der Anti-Terrorismus-Spezialeinheit Aktionsstyrke stehen in Bereitschaft«, versicherte Rørbye. Der Kommissionspräsident würde am frühen Morgen in Kopenhagen eintreffen. Vorläufig war nichts Alarmierendes geschehen.
    Rørbye erzählte voller Begeisterung, daß die Amerikaner ihr für den Flughafen ein Visionics-Gerät zur Gesichtsidentifizierung geliehen hatten. Es scannte mehr als zehn Gesichter pro Minute und verglich sie sofort mit den Fotos im Archiv. Sie schwor, in Kopenhagen werde es keinen neuen Mord an einem Kommissar geben, und blickte auf ihre Uhr.
    Jetzt bekam Ratamo Gelegenheit, den Mund zu öffnen, allerdings war Rørbye schon im Begriff zu gehen. »Gibt es in Budapest etwas Neues?« fragte er.
    »Sogar sehr viel. Zoran Jugović sitzt im Flugzeug nach Malmö, und Attila Horvát wird morgen früh hier eintreffen. Beide werden sofort beschattet, sobald sie auf dem Flughafen ankommen.« Nach Auffassung des ungarischen NBH sei es aus Sicht der Ermittlungen von Nutzen, wenn man die Männer von »Krešatik« nach Kopenhagen reisen ließ, weil sich so herausstellen würde, wer ihre Kooperationspartner seien, sagte Rørbye. Die Ungarn besaßen keinerlei Beweise gegen die beiden. Der Schwerpunkt der Ereignisse lag jetzt in Kopenhagen. Rørbye glaubte nicht, daß Jugović und Horvát wegen des Mordes an dem Kommissar nach Kopenhagen kamen: Sie hatten Budapest auch während der vorherigen Morde nicht verlassen. Wohl aber konnte es sich um eine Art interne Auseinandersetzung handeln. »Der NBH hat auch zwei seiner Ermittler hierhergeschickt«, erzählte Rørbye.
    Ratamo war schlagartig hellwach: »Und wen?«
    »Ja, also … Ich habe ein schlechtes Namensgedächtnis. Demetrion und Simpsonin oder so ähnlich.« Rørbye entschuldigte sich, um zu einer Besprechung zu gehen. An der Tür rief sie ihm noch zu, Akseli Saarnivaaras Bild sei an die Polizeistationen und auch an die Flugplätze und Schiffsterminals, die Grenzwacht, die Grenzübergänge und Hotels verteilt worden.
    Zuerst freute sich Ratamo darüber, daß Demeter sein Partner sein würde, doch dann kam wieder der Verdacht hoch: Er hatte Demeters Versprecher nicht vergessen. Sollte er ihn danach fragen und die Zweifel aus der Welt schaffen?
    Immer mehr Gedanken schwirrten ihm durch den Kopf. Warum eilten Horvát und Jugović nach Kopenhagen? Bis jetzt waren sie in Budapest geblieben wie Zecken auf der Haut. Hatte Rørbye recht? Hing noch etwas anderes in der Luft als der vierte Mord an einem Kommissar? Er hielt das für möglich. Es schien unbegreiflich, daß jemand versuchte einen EU-Kommissar zu ermorden, obwohl die Verfolger ihm schon in die Fersen traten. Die Polizei hatte bereits Peter Seppälä, »Krešatik« und Akseli Saarnivaara gefunden und den Schauplatz des vierten Mordes ermittelt. In gewisser Weise kannte man auch das Opfer: In Kopenhagen hielt sich zu der Zeit nur der Kommissionspräsident auf.
    Wer mochte hinter den Morden stecken? Ratamo sah in Akseli Saarnivaara nur einen der Männer, die für »Krešatik« die Dreckarbeit machten. Der fanatische Ex-Firmenchef wäre kaum in der Lage, so anspruchsvolle Attentate zu planen. Dafür benötigte man eine große Organisation und viel Erfahrung. Am wahrscheinlichsten war, daß »Krešatik« die Schuld an den Morden trug, aber warum hatte man ein Mitglied der Organisation ermordet, und warum kamen zwei ihrer Führer nach Kopenhagen? Irgend etwas stimmte da nicht. In dem Puzzle fehlten zu viele Teile.
    Die Minuten verstrichen, und Ratamo hatte es satt, allein herumzusitzen. Warum wollte Rørbye ihn hier begraben? War er genauso überflüssig wie eine Pistole in der Tasche eines Pazifisten? Die Ermittlungen befanden sich schließlich in einer kritischen Phase. Und er mußte Ketonen und der Koordinierungsgruppe berichten, wie sich die Situation entwickelte. Er hatte Lust zu arbeiten. Und er konnte

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