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Finsternis über Gan (German Edition)

Finsternis über Gan (German Edition)

Titel: Finsternis über Gan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Buß
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gewiss nicht. Ich erzähle ihnen, dass ihr euch für einige Tage entschuldigt habt, um die Quelle des Lebens und die Lebensströme aufzusuchen. Sie werden das gewiss verstehen. Immerhin gehört es zu euren Aufgaben, regelmäßig von ihr zu trinken und so ihre Leben spendende Kraft zu den vier Enden der Erde zu bringen, nicht wahr?« Seine Stimme war voller Verachtung gegenüber den Gefährten. Gerade wollte er sich von ihnen abwenden, als er innehielt: »Ach ja, bevor ich es vergesse. Ihr müsst keine Angst im Dunklen haben.« Jetzt gackerte er, als hätte er einen grandiosen Witz gemacht. »Ich habe einen guten Freund gebeten, ein wenig auf euch arme Kinder aufzupassen.« Scharir trat einen Schritt zur Seite und machte die Sicht frei auf eine Kreatur, die die Kinder nach ihren Erfahrungen vor einem Jahr nie wieder zu Gesicht bekommen wollten. Ein Schwarzalb! Durch seine dunkle, schuppige Haut war er im finsteren Kellergewölbe fast unsichtbar, dafür waren aber seine schrecklichen roten Augen und die ebenfalls rote, lange Zunge, die hektisch herumzüngelte, umso besser zu erkennen.
    »Iiiih«, schrien die vier und spürten augenblicklich das Gefühl von Angst in sich aufsteigen, das die Schwarzalben verbreiteten.
    »Mit denen macht Ihr gemeinsame Sache? Ihr seid ja schlimmer als alles, was wir befürchtet haben«, kreischte Pendo. Scharir aber fletschte grinsend seine Zahnlücke und verschloss mit einem höhnischen »Auf Wiedersehen« die Klappe.
    »Machen wir erst mal ein wenig Licht. Hier ist es ja stockdunkel.« Finn fasste in seine Tasche und zauberte eine Laterne und Streichhölzer hervor. Als das Licht das Kellergewölbe in seinen Schein tauchte, atmeten die Freunde erleichtert auf. Das Wissen um den Schwarzalb im Nachbarraum war nun nicht mehr ganz so bedrängend.
    »Wie konnten wir nur so dumm sein?«, ärgerte sich Pendo.
    »Nein«, berichtigte Joe zerknirscht, »wie konnte ich nur so dumm sein! Chika hatte ja sogar Bedenken, ob das nicht zu gefährlich sei. Aber ich wollte mal wieder nicht hören.«
    Pendo klopfte ihm auf die Schulter: »Ach Joe, wir werden schon irgendwie hier herauskommen. Du weißt doch, in Gan ist nichts unmöglich.« Der Hopi-Indianer lächelte sie dankbar an und kratzte sich verlegen am Kopf.
    Finn ging suchend im Raum umher: »Kommt, wir schauen uns diesen Kerker etwas genauer an.«
    »Ach, hier gibt es nichts Besonderes. Nur Steinwände und die zwei Türen«, winkte Pendo ab.
    »Nicht ganz«, widersprach Chika und zeigte auf eine Bodenplatte. »Schaut mal hier.«
    Die anderen liefen zu ihr hin, und Finn hielt seine Laterne direkt über die Stelle, auf die Chika gedeutet hatte.
    »Da ist so etwas wie ein Plakette oder eine Medaille aus Metall in den Boden eingelassen«, sagte Finn nachdenklich. »Was ist das denn für ein Zeichen?«
    »Kein Zeichen. Ein Bild von einem Tier. Ein Drache oder so was«, sagte Chika.
    »Ein Dinosaurier?«, mutmaßte Joe.
    »Mich erinnert das an ein Krokodil. Seht doch, das lange Maul und die vielen Zähne«, wandte Pendo ein.
    »Stimmt. Aber es spuckt Feuer. Ein Feuer speiendes Krokodil? Seltsam«, sagte Chika erstaunt.
    Joe tastete das Symbol mit den Händen ab, versuchte es zu drehen und drückte drauf. »Passiert nichts. Na ja, das hilft uns jedenfalls nicht hier raus. Ansonsten kann ich nichts Besonderes sehen.«
    »Ich würde vorschlagen, wir probieren, ob wir hier in Gan immer noch durch Wände gehen können«, schlug Finn vor. Seine Augen leuchteten bei dem Gedanken. »Zu Hause in Deutschland hat es leider nicht funktioniert, aber hier könnte es klappen.«
    Pendo, Chika und Joe wussten, was sie zu tun hatten. Sie konnten sich noch gut daran erinnern, wie Finn schon einmal mit ihnen auf magische Art und Weise durch eine Wand gelangt war. Normalerweise konnten das nur die Lichtalben und Bergmännchen. Und Finn. Er hatte davon gehört, dass in früheren Zeiten auch Menschen diese Gabe besaßen, und hatte es in einer ähnlichen Situation einfach ausprobiert. Mit Erfolg! Auf diese Weise waren sie einer brenzligen Situation entkommen. Gemeinsam mit Finn stellten sie sich in einem Kreis auf.
    »Zieht eure Kapuzen über, damit wir draußen nicht sofort erkannt werden, und fasst euch an den Händen«, forderte Finn seine Gefährten auf. Er löschte die Laterne und steckte sie zurück in seine Tasche. Er reichte Chika und Pendo, die neben ihm standen, die Hand und konzentrierte sich mit aller Kraft auf die goldene Kugel, die zwischen ihnen aufsteigen

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