Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
eine Feuerwolke hüllte. Kaum war sein Geist zurück in der sterblichen Welt, richtete er hastig seinen äußeren Schutz wieder auf und musste sich anstrengen, um nicht zu fallen. Er wartete und hielt seine Magie bereit. Stille.
Mit schmerzendem Kopf ging Tris auf die Tür zu und stolperte. Dabei stieß er sich hart an einem Arbeitstisch. Er fing sich wieder und murmelte die Worte, die seinen Schild senken würden. Er griff nach der Tür und öffnete sie und hielt sich am Türpfosten fest.
Die Wachen kamen heran, um ihn zu stützen. Doch Tris fand die Kraft, abzuwinken. »Bringt mich in meine Gemächer«, sagte er rau. Eine der Wachen ging voran, die andere folgte ihm. Die Mitternachtsglocken schlugen, als Tris seine Räume erreichte. Als sich die Tür hinter ihm schloss, lehnte er sich dagegen, schloss die Augen und versuchte, sich daran zu erinnern, ob er in seinem Leben je so erschöpft gewesen war. Sicher , sagte er zu sich selbst und schob sich eine schweißdurchtränkte Strähne seines weißblonden Haars aus den Augen, letzte Woche, als ich die andere Zelle gesäubert habe. Und dann war da der Moment, als ich von den Sklavenjägern gefangen wurde. Und diese Wochen, in denen ich mit der Karawane Zelte aufgebaut und versucht habe, unentdeckt zu bleiben. Und vergiss nicht die Ausbildung in der Zitadelle von Fahnlehen . Vielleicht war es einfacher, dachte er, sich an die Momente zu erinnern, in denen er sich nicht erschöpft gefühlt hatte. Vor Jareds Machtübernahme. Diese Zeit schien einem anderen Leben anzugehören, auch wenn sich der Todestag seiner Familie noch nicht ganz gejährt hatte.
Die Diener hatten einen Kessel auf den Herd gesetzt, in dem Wasser kochte. Dankbar machte Tris sich einen Becher Tee und mischte den letzten Rest Kopfschmerztrank darunter, den sein Heiler ihm hinterlassen hatte. Mittlerweile wussten die Wachen und Heiler, dass jedes Säubern der mit böser Magie erfüllten Räume des Schlosses ihren König viel Kraft kostete. Aber auch wenn er vorher wusste, was ihn erwartete, die Folgen des Wirkens der starken Magie waren schmerzhaft.
Tris rührte den Tee um und erwischte sich dabei, wie er das Porträt seines Vaters König Bricen ansah. Jared hatte alle Gemälde der königlichen Familie in Shekerishet zerstört. Eines der ersten Dinge, die Tris nach seiner Thronbesteigung angeordnet hatte, war, einige der Gemälde aus den adligen Häusern zu ergattern, die seinen Vater, seine Mutter Königin Sarae und seine Schwester Kait zeigten. Die Bilder halfen wenigstens ein bisschen, den tief empfundenen Verlust seiner ermordeten Familie zu lindern.
Tris sah das Porträt Bricens so intensiv an, als würde es gleich zu ihm sprechen. Die Familienähnlichkeit war nicht zu verleugnen. Von Bricen hatte Tris die hohen Wangenknochen, die regelmäßigen Züge und seine hochgewachsene Gestalt geerbt. Von Sarae hatte er sein weißblondes Haar und seine grünen Augen. Seine schulterlangen Haare standen wie eine wilde Wolke um sein Gesicht und sie waren von der Begegnung mit dem Geist immer noch unordentlich. Tris hatte sich kaum selbst erkannt, als er das letzte Mal sein eigenes Spiegelbild angesehen hatte. Angestrengt und hager glaubte er in den vergangenen Monaten geworden zu sein, seit er die Krone erlangt hatte. Das ist wohl der Grund, warum sie sagen, dass eine Krone zu tragen die schwerste Last sei , dachte er. Es gibt zu viele Dinge, um die man sich Sorgen machen muss – Dinge, die selbst ein König oder Zauberer nicht vollständig kontrollieren kann.
Zu Tris’ Füßen sahen jetzt drei Hunde auf, die die Wärme des Feuers genossen. Zwei davon waren Wolfshunde, langgliedrige und langhaarige Fellteppiche, die sich träge räkelten und müde mit dem Schwanz wedelten. Der dritte, eine Bulldogge, rappelte sich auf und kam herübergetrottet, um an Tris’ Hand zu schnüffeln. Geistesabwesend tätschelte Tris dem großen Hund den Kopf. Während seines Exils hatte Tris sich um die Hunde gesorgt, da er wusste, dass Jareds Grausamkeit sich auch auf die Tiere des Palasts erstreckt hatte. Tris hatte das Jagdschloss seines Vaters besucht, in dem er die Hunde gelassen hatte und hatte, das Schlimmste erwartet. Zu seiner Überraschung und Erleichterung hatten die Hunde überlebt, denn der Verwalter hatte sie zu ihrem eigenen Schutz in die Wälder gejagt. Schmutzig und unterernährt und mit hervorstehenden Rippen, waren die Hunde jedoch wieder zu ihm zurückgekehrt. Tris sorgte dafür, dass sie große Mengen
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