Fire after Dark - Dunkle Sehnsucht
immer noch ganz am Anfang, was all diese Begriffe angeht, aber natürlich habe ich von Sadismus gehört. Eine Studentin an meinem College las auf Partys immer aus den Schriften des Marquis de Sade vor, und für gewöhnlich dauerte es nur wenige Minuten, bevor mir so übel wurde, dass ich gehen musste.
»Ich füge Schmerz zu, aber ich trage nicht das Verlangen nach den grausamen Folterungen des wahren Sadismus in mir«, erläutert Dominic. »Das tut fast keiner.«
Darüber will ich gar nicht nachdenken, darum sage ich etwas ungeduldig: »Na gut, dann sollten wir uns jetzt auf Regeln einigen.«
»Schön.« Er beugt sich zu mir. »Als Erstes musst du verstehen, dass der Dominic, auf den du bei unserem Liebesspiel triffst – oder wie immer du es nennen willst –, dein Herr und Meister ist, dem du zu gehorchen versprichst. Außerhalb unseres Boudoirs funktionieren wir in der Realität, wo die normalen Verhaltensregeln gelten. Doch in unserem Boudoir ist die Sache eine andere. Und als Signal, dass das Spiel begonnen hat, möchte ich, dass du ein Halsband trägst.«
»Oh.« Ich bin überrascht. »Ist das ein Teil der Bondage-Ausstattung?«
Er nickt. »Ein Halsband ist ein absolut vernünftiges Symbol der Unterwerfung.«
Ich denke darüber nach. Er hat recht. Ein Halsband signalisiert Besitz. Tiere tragen Halsbänder. Sklaven tragen Halsbänder. Es ist ein Zeichen dafür, dass man gezähmt wurde. Möchte ich das für mich selbst? Gezähmt werden?
»Ich hätte nie gedacht, dass ich gezähmt werden müsste«, sage ich laut, fast ohne darüber nachzudenken.
Sofort schaut Dominic besorgt. »Das hast du falsch verstanden«, meint er mit einfühlsamer Stimme. »Es geht nicht um dein wahres Selbst. Es geht um dein Phantasie-Selbst. Ich will dich in der realen Welt weder brechen noch zähmen. Aber in unserer speziellen Welt erklärst du dich einverstanden, dich mir zu unterwerfen. Verstehst du das?«
Ich nicke langsam. Das ergibt einen Sinn. Ich verstehe plötzlich, dass die Dinge, die ich mit Dominic in unserem Sexleben mache, nicht notwendigerweise mein wahres Selbst widerspiegeln. Das erleichtert mich, auch wenn ich noch nicht genau weiß, warum.
»Dann bist du also mit dem Halsband einverstanden?«, drängt er.
»Ja.«
»Gut. Es wartet ein wunderschönes auf dich in unserem Boudoir.«
Ich sehe wieder dieses herrliche Schlafzimmer vor mir, das er extra für mich eingerichtet hat, und etwas in mir schmilzt dahin. »Ich wünschte, wir wären jetzt dort«, flüstere ich.
Der Wind spielt mit seinen Haaren. Er legt die Fingerspitzen aneinander und schaut nachdenklich. »Ich auch«, murmelt er, »aber erst müssen wir unsere Grenzen klären …«
In diesem Moment öffnet sich die Tür zur Terrasse, und ein Kellner nähert sich mit etwas, das wie ein riesiger, mehrstufiger Tortenständer aussieht, nur dass die einzelnen Stufen voller Meeresfrüchte sind.
Er platziert die Etagère auf unserem Tisch. »Ihre Fruits de Mer.«
Sofort taucht ein weiterer Kellner auf, mit Fingerschalen, winzigen Gabeln und etwas, das zwei Nussknackern ähnelt. Dazu eine Glasschale mit Mayonnaise und eine weitere mit einer lila Flüssigkeit und kleingeschnittenen Zwiebeln darin, dazu in eine Stoffserviette eingeschlagene Zitronenhälften und eine Flasche Tabasco.
Nachdem alles vor uns ausgebreitet wurde, gießt einer der Kellner unsere Gläser auf, und dann gehen beide.
»Austern«, sagt Dominic und hebt eine Augenbraue. »Viel Selenium und Zink. Sehr gesund.«
Aber es sind nicht nur Austern. Auf jeder Stufe der Etagère befindet sich ein Bett aus Eis, auf dem eine Vielzahl von Meeresfrüchten zu finden sind: Krebse, Hummerscheren, Strandschnecken und Garnelen.
Dominic nippt an seinem Wein. »Dieser Riesling passt ausgezeichnet zu unseren Meeresfrüchten«, sagt er zufrieden. »Und jetzt sollten wir anfangen.«
Ich folge seinem Beispiel, fische mit der kleinen Gabel die Strandschnecke aus ihrem Gehäuse und öffne mit dem Nussknacker die Hummerscheren, damit ich das süße, weiße Fleisch mit der Gabel herauspulen und in die dicke Mayonnaise tunken kann. Als ich den Zwiebelessig auf die Austern tropfe, bringt er ihren salzigen, metallischen Geschmack beim Essen zur Geltung. Ich verstehe jetzt, warum man Meeresfrüchte für eine erotische Mahlzeit hält: die Rituale des Herausziehens und der salzige Geschmack nach Meer macht das Ganze zu einem besonders erregenden Mahl. Ich habe noch nie zuvor Austern gegessen, aber ich folge Dominics
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