Fire after Dark - Tiefes Begehren: Roman (German Edition)
einfach mal eine beiläufige SMS an dich schicken können. Dazu war zu viel passiert. Eigentlich war ich geradezu erleichtert, dass ich rund um die Uhr arbeiten musste. Dubrovski hat gerade viel am Laufen, und ich muss mich um alles kümmern. Ich war ununterbrochen unter Zeitdruck, ständig auf Reisen. Die Zeit ist für mich schnell vergangen, sicher sehr viel schneller als für dich. Außerdem musste ich über sehr vieles nachdenken. Das war ich mir selbst schuldig. Und ich wollte sicher sein, dass ich bereit bin, zu dir zurückzukehren.«
Ich kuschele mich an ihn, finde Trost in der Hitze seines Körpers und der Berührung seiner Haut auf meiner. Ich möchte ihm ja glauben, dass er einfach nur zu beschäftigt war, um mit mir Kontakt aufzunehmen, obwohl irgendwo tief in mir eine Stimme sagt, dass er mich hätte erreichen können, wenn ihm das wirklich ein Anliegen gewesen wäre. Warum hat er es also nicht getan? Ich ignoriere die Stimme, will sie nicht hören. »Und bist du jetzt bereit?«, frage ich leise.
»Ich habe keine andere Wahl«, erwidert er heiser, seine Arme um mich geschlungen. »Dich bei mir zu wissen, ist überwältigend. Ich kann nie wieder von dir fortgehen.«
Ich atme lange und langsam aus, halte ihn fest im Arm. »Und was geschieht jetzt? Kommst du nach London zurück?«
Es entsteht eine lange Pause, und ich lausche dem leisen Atmen von Dominic. Schließlich sagt er: »Ich weiß es nicht. Vorerst noch nicht. Vielleicht bald.«
»Was genau machst du eigentlich für Dubrovski?«
»Warentermingeschäfte. Es steht ein ziemlich großer Deal an, der eine gewaltige Menge Geld einbringen wird – wir sprechen hier von Milliarden. Darauf konzentriert sich gerade alles.«
Ich runzele in der Dunkelheit die Stirn. »Warum interessiert er sich dann so sehr für ein Gemälde, wenn er doch eigentlich ganz andere Prioritäten hat?«
»Keine Ahnung«, meint Dominic gedehnt. »Hör zu, Beth. Ich komme irgendwann nach London zurück. Kannst du nicht noch etwas warten?«
»Natürlich kann ich warten. Nur dieses Nicht-Wissen hat mich fertig gemacht. Ich warte, so lange es dauert. Und jetzt, wo wir erneut Kontakt haben, können wir einen Weg finden, uns wieder zu treffen.«
»Natürlich, das werden wir auch.« Er küsst mich sanft auf die Wange, dann gähnt er. »Mein Gott, ich bin so was von müde.«
»Schlafe jetzt.« Ich umarme ihn. »Wir müssen in ein paar Stunden schon wieder aufstehen.«
»Bruder Ioannes kann jeden Moment kommen«, sagt er mit schläfriger Stimme. »Bis dahin bleibe ich noch wach.« Aber nach wenigen Augenblicken höre ich an seinem Atem, dass er eingeschlafen ist. Mich überkommt eine Welle der Zärtlichkeit für ihn: für meinen wunderschönen Dominic, der in meinen Armen schläft. Das ist wahre Freude, bei ihm zu liegen, unsere Körper aneinandergepresst, unsere Arme ineinander verschlungen, gemeinsam zu atmen, beide zutiefst befriedigt.
Ich fahre mit der Hand über seinen Arm. Er dreht sich im Schlaf auf die Seite. Ich streichele seinen Rücken. Und dann spüre ich es. Auf seinem Rücken sind kleine Erhebungen, wie die Striemen, an die ich mich dort erinnere, nachdem ich ihn für seinen Kontrollverlust auspeitschen musste. Ich fahre mit den Fingerspitzen darüber. Ja, kein Zweifel möglich. Ein Muster an Narben, beinahe verheilt.
Ich halte die Luft an. Meine Augen werden in der Dunkelheit groß.
Wie können denn die Narben einer Peitsche auf Dominics Rücken kommen? Doch nur, wenn jemand ihn kürzlich ausgepeitscht hat. O mein Gott. Aber wer? Und … warum? Seine Instinkte sind dominant, nicht unterwürfig … oder waren es zumindest.
Ein kalter Schauder durchläuft mich. Was hat das zu bedeuten?
Es klopft an der Tür der Zelle, und eine Stimme flüstert: »Sind Sie wach? Sie müssen jetzt mit mir kommen.«
Ich bin wie erstarrt. Gedanken und Möglichkeiten wirbeln durch meinen Kopf. Es klopft erneut. »Ich komme schon«, sage ich laut und löse mich von Dominic. Er schläft weiter, atmet gleichmäßig in der Dunkelheit.
Es ist sinnlos. Ich muss gehen. Ich habe keine Wahl.
Dann streife ich mein Nachthemd über, damit ich in meine einsame Zelle zurückkehren kann.
6. Kapitel
Mark wirft die Zeitung mit dem Ausdruck von Verärgerung auf den Schreibtisch. »Genau das habe ich zu vermeiden gesucht!«, brummt er.
Ich beuge mich vor, um einen Blick auf die Zeitung zu werfen. Ich sehe ein Foto des neu entdeckten Fra Angelico unter der Überschrift ›Verlorenes Meisterwerk
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