Fire after Dark - Tiefes Begehren: Roman (German Edition)
Das habe ich ganz anders geplant. Ich nehme noch einen Schluck von meinem Drink. Er ist stark, zitronig und brennt, während er meine Kehle hinuntergleitet.
»Sie halten das hier für abgeschmackt«, sagt er. »Aber so etwas würde ich selbst verabscheuen. Ich liebe die Schönheit, das wissen Sie. Wir sind hier, weil es eine wunderbare, befreiende Erfahrung ist, anonym zu sein, die Freiheit zu haben, sich zu amüsieren, zu tanzen und zu trinken und für ein paar Stunden alles zu vergessen. Es war falsch von mir, Vermutungen über Ihr Privatleben anzustellen. Ich habe nur an mich gedacht, an meinen Wunsch, mich in einem sicheren Umfeld zu entspannen.«
Meine Wut verraucht, als ich es aus seinem Blickwinkel betrachte: Er ist ein berühmter Mann, ein schwerreicher Mann, der niemandem vertrauen kann. Doch hier, maskiert, ist er wie alle anderen, muss die Motive der anderen nicht bezweifeln, muss nicht immer auf der Hut sein oder sich Sorgen machen, dass er heimlich gefilmt oder über ihn geklatscht wird. Plötzlich wird mir klar, wie verlockend das sein muss. Das ist doch lächerlich – jetzt habe ich auch noch Verständnis für ihn! Er hätte nicht so mit mir reden sollen, aber …
Ich schaue nachdenklich in meinen Drink. Als ich aufsehe, ruht der Blick seiner blauen Augen auf mir. »Wir können ruhig noch etwas bleiben«, sage ich. »Sie müssen meinetwegen nicht sofort aufbrechen. Ich will Ihnen den Abend nicht verderben. Schließlich sind wir gerade erst angekommen.«
Bevor er antworten kann, wird es draußen unruhig, und dann treten zwei Menschen in die Höhle, ein Mann und eine Frau, beide maskiert. Kaum sind sie eingetreten, sagt die Frau mit einem Gurren in der Stimme »Andrei«, und ich erkenne in ihr Anna Poliakov. Der Atem in meinen Lungen brennt, als ich den Mann neben ihr anschaue. Seine dunklen Augen sind hinter der schwarzen Maske kaum auszumachen, aber sie funkeln auf eine Weise, die ich gut kenne, und sofort sind mir der elegante Schwung seiner Nase, die vollen Lippen, die an einen Piraten erinnern, und seine herrlich breiten Schultern vertraut. Ich schaue seine Hände an. Kein Zweifel möglich. Es ist Dominic.
Mein Herz beginnt wild zu pochen, mein Atem wird flach und heiß. Ich starre ihn an, aber er schenkt mir kaum Beachtung. Warum auch? Er hat keine Ahnung, dass ich hier bin. Anna zieht die ganze Aufmerksamkeit auf sich, als sie sich setzt und sich nach vorn beugt, um mit ihren scharlachroten Lippen Andreis Wange zu streifen. Sie wirkt reif und üppig in ihrem trägerlosen, schwarzen Kleid, das ihre Brüste zu elfenbeinfarbenen Hügeln anhebt und jede ihrer Kurven umschmeichelt. Dominic beobachtet sie, als sie sich eng an Andrei presst, der ihren Begrüßungskuss erwidert.
Sie ist wunderschön. Kann Andrei das nicht sehen oder fühlen? Es überrascht mich, dass ihr überhaupt irgendein Mann widerstehen kann.
Mir kommt ein schrecklicher Gedanke. Die letzten beiden Male, als ich Dominic sah, war er in Begleitung von Anna. Offenbar verbringen sie viel Zeit miteinander, und jetzt beobachtet er sie, wie sie neben Andrei sitzt. Er presst die Lippen aufeinander, und seine Augen funkeln. Es hat den Anschein, als könne er seinen Blick einfach nicht von ihr abwenden, und als ob es an ihm nagt, sie so nahe bei Andrei zu sehen.
Plötzlich erwacht wilde Eifersucht in meinem Herzen. Sie ist so umwerfend, und Dominic ist ein heißblütiger Mann. Kann er sich ihrem Charme entziehen? Oder hat sie ihn mit ihrem exotischen Aussehen und ihrer offensichtlichen Sinnlichkeit geblendet? Diese Vorstellung entsetzt mich, aber kaum hat sie in meiner Phantasie Wurzeln geschlagen, werde ich sie nicht wieder los.
Andrei sieht zu Dominic. »Hallo. Du hast es geschafft.«
»Guten Abend, Andrei«, erwidert er, höflich, aber ausdruckslos. »Ich bin froh, wieder hier zu sein. Sibirien ist nicht gerade mein Lieblingsort.«
»Du brauchst einen Drink«, sagt Andrei grinsend nimmt eine kleine, goldene Glocke vom Tisch und klingelt damit. Eine Frau in einem schwarzen Katzenkostüm und schwarzer Augenmaske erscheint umgehend. »Champagner«, sagt er. »Kalt.« Als sie geht, um seinem Wunsch nachzukommen, gleitet sein Blick zu mir. »Das hätte ich beinahe vergessen. Ich habe heute Abend eine Begleiterin dabei, das neueste Mitglied meines Teams. Ihr erinnert euch an Beth Villiers, die kleine Kunstexpertin, die sich uns in Kroatien angeschlossen hat?«
Anna sagt: »Natürlich. Wie charmant. Sie sehen bezaubernd aus, Beth.
Weitere Kostenlose Bücher