Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)
Augenblick an hatte ich das Gefühl, dir schon einmal begegnet zu sein.«
Seine Worte klingen in mir wider und erinnern mich an den Tag in den Bergen, als er mir die Freiheit geschenkt hat. Er ist ein guter Mensch, ein Beschützer. Von ihm habe ich nichts zu befürchten, doch seine Familie stellt die denkbar größte Gefahr dar.
Ich rücke näher, kann seiner Anziehung einfach nicht widerstehen. Die Wärme in meinem Innern und das Beben in meiner Brust fühlen sich in seiner Nähe so natürlich an, so voller Leichtigkeit. Ich weiß, dass ich vorsichtig sein und üben muss, nicht die Beherrschung zu verlieren, aber es fühlt sich einfach zu gut an.
Der Puls an seinem Hals pocht heftig. »Jacinda.«
Sein heiseres Flüstern jagt mir ein Schaudern über die Haut. Erwartungsvoll sehe ich zu ihm hoch. Da lässt er sich zu mir auf meine Stufe gleiten, schiebt sein Gesicht ganz nah an meines und legt den Kopf schief. Sein Atem geht schnell und heftig, füllt den Raum zwischen uns aus, diesen Zentimeter, der uns noch trennt. Ich berühre seine Wange, sehe, wie meine Hand zittert, und ziehe sie schnell wieder zurück. Doch er packt mein Handgelenk, legt meine Hand wieder an seine Wange und schließt die Augen, als würde es ihm Qualen verursachen – oder Glückseligkeit. Vielleicht beides. Als wäre er noch nie zuvor berührt worden. Ein Stich fährt mir ins Herz – als hätte ich noch nie zuvor jemanden berührt.
»Halte dich nicht mehr von mir fern.«
Ich senke den Blick. Wie gern wäre ich für immer bei ihm. Doch wenn er wüsste, was ich bin …
Er öffnet seine Augen und blickt mich durchdringend an. »Ich brauche dich.«
Er sagt es, als könne er es selbst nicht begreifen – als wäre es das denkbar Schlimmste, was ihm passieren könne. Ein Schicksalsschlag, den er erdulden muss. Ich lächle mitfühlend – mir geht es genauso. »Ich weiß.«
Dann küsst er mich und ich bin zu schwach, um zu widerstehen. Seine Lippen sind kühl und trocken. Sie zittern – oder bin ich das?
Zunächst küsse ich ihn nur zögerlich, ich will nicht wieder die Kontrolle verlieren. Doch seine Küsse werden fordernder und ich lasse alle Bedenken fahren. Ich bin ganz und gar hingerissen von diesem Sinnenrausch, von seinem Geschmack, dem Duft seiner Haut, der Wärme seines Körpers. Und ich spüre mich – das aufbrausende Beben in meiner Brust, das belebende Ziehen in meinen Knochen, das raue Kitzeln in meinem Rücken …
Oh Gott. Nicht schon wieder!
Ich reiße mich los, trenne mich mit einem schmerzerfüllten Japsen von ihm und drücke mich gegen das kalte, unnachgiebige Geländer, nehme in Kauf, dass das harte Metall mir blaue Flecken beschert – bestrafe die Flügel, die sich anmaßen wollten, auszubrechen. Für den Augenblick habe ich sie unterdrückt.
Will vergräbt sein Gesicht an meinem Hals, drückt mich an sich, flüstert meinen Namen.
Ein Ruck geht durch mein Gesicht, die Haut wird weich und strafft sich dann wieder. Meine Nase will hervortreten, kleine Höcker drücken von innen gegen mein Fleisch. Als ich auf meine Arme sehe, bemerke ich, dass auch sie sich verändern, neue Farben annehmen und sacht schimmern, wie mit Gold bestäubt.
Mit einem kleinen Aufschrei wirble ich herum und presse mein Gesicht gegen das beißend kalte Geländer. Der Geschmack von Panik liegt mir im Mund, Angst steigt in mir auf, wie damals in Wills Auto. Ich kann nicht glauben, dass ich es schon wieder so weit habe kommen lassen! Kann nicht glauben, dass ich so wenig Selbstkontrolle über mich habe – so dumm sein konnte. Habe ich beim letzten Mal denn gar nichts dazugelernt?
Gleichmäßig atme ich durch die Nase ein und aus, entschlossen, jetzt nicht nachzugeben. Ich werde nicht diejenige sein, die das größte und am grimmigsten bewachte Geheimnis der Drakis verraten wird.
Als ich einen zweiten Blick auf meinen Arm werfe, entdecke ich nur noch einen ganz schwachen Goldglanz. Ich spanne die Wangen an, bewege meine Gesichtsmuskeln ein wenig und stelle fest, dass sich meine Haut wieder locker und normal anfühlt. Menschlich.
Will legt sanft eine Hand auf meine Schulter und drückt mich zögerlich. »Jacinda …«
Es vergehen noch mehrere Sekunden, bis ich es wage, mich wieder umzudrehen. Ich atme ganz vorsichtig, langsam, entspannt.
Er beobachtet mich und ich sehe deutlich den Kummer in seinen wandelbaren Augen. Mir tut der Hals weh. Will ist der einzige Lichtblick, den ich hier gefunden habe. Es ist nicht fair! Ich berühre meine
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