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Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)

Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)

Titel: Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Jordan
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will , dass ich auf dem Boden aufschlage.
    Später am Abend beobachte ich, wie Mum in ihrem Zimmer ihre Sachen packt. Sie ist schon fertig für die Arbeit angezogen und will direkt nach ihrem Schichtende aufbrechen. Die kleine Schatulle aus Edelstahl liegt auf ihrem Bett, neben ihrem halb gepackten Koffer.
    »Du verkaufst sie doch nicht alle?!«, frage ich entgeistert.
    Während sie weiter ihre Blusen faltet, blickt sie kurz auf. »Nein.« Dann fährt sie mit bedachten, langsamen Bewegungen fort zu packen.
    Erleichtert nicke ich und nähere mich ein winziges Stück der Geldkassette. Es juckt mich in den Fingern – wie gerne würde ich sie öffnen. »Darf ich sie mal sehen?«
    Mum seufzt. »Tu dir das nicht an, Jacinda. Vergiss sie einfach.«
    »Aber das kann ich nicht!« Ich berühre den Deckel und streichle sanft darüber. Mir tut der Hals weh. »Zeig sie mir doch, nur ein letztes Mal!«
    Sie schüttelt den Kopf. »Du willst es dir einfach nicht leicht machen, stimmt’s?«
    »Lass sie mich sehen!«
    Wütend greift sie in ihre Tasche und murmelt leise vor sich hin, als sie den Schlüssel hervorzaubert. Sie schließt die Schatulle auf und öffnet den Deckel.
    Der plötzliche Schein der vielen Farben verschlägt mir den Atem.
    Lispelnde Stimmchen umgeben mich. Ihr Wispern hüllt mich ein, erinnert mich an mein wahres Ich, das allmählich schwindet.
    Allerdings nicht so schnell, wie Mum vielleicht denkt – nicht, solange ich Will habe. Vermutlich ist er der einzige Grund, weshalb mein Draki noch nicht tot ist. Ohne ihn, ohne die Steine, bin ich verloren in dieser Wüste. So wie Wills Küsse rühren die Edelsteine an mein Innerstes, schenken mir neue Lebensenergie. Meine Haut spannt sich an, fängt an zu beben.
    Ein Stein spricht stärker zu mir als alle anderen. Ich schließe die Augen und absorbiere den Strom aus frischer Energie.
    »Welchen?«, flüstere ich, als ich die Augen wieder aufschlage. Ein Verdacht keimt in mir auf.
    Mum hebt den Bernstein aus seinem gemütlichen Nest, inmitten seiner Brüder.
    Was sonst. Meine Miene versteinert sich. Hab ich es doch gewusst. Irgendwie war mir klar, dass es dieser sein würde, der mich verlässt.
    Ich beuge mich darüber, betrachte ihn und präge ihn mir ganz genau ein. Eines Tages werde ich dich wiederfinden, versprochen! Als ich meinen stillen Schwur leiste, pulsiert der Bernstein mit sanftem Licht. Blinkt und zwinkert, als könne er mich hören und verstehen.
    Eines Tages werde ich dich zurückholen. Eines Tages, wenn ich nicht länger eine Gefangene der Launen meiner Mutter bin. Vorausgesetzt, ich bin bis dahin nicht völlig verwelkt und zu einem Nichts verkommen – zu dem Phantom geworden, das sie aus mir machen will. Ich strecke die Hand aus, um den Stein zu streicheln. Warm und pochend fühlt sich die Oberfläche an und augenblicklich erfüllt mich neue Lebenskraft.
    Als könne sie spüren, wie er mich nährt, geht Mum einen Schritt zurück und bringt die Edelsteine aus meiner Reichweite.
    Meine Haut weint und schrumpelt. Hungrig und begierig, ihn noch einmal anzufassen, mache ich einen Satz nach vorn.
    »Du musst damit aufhören. Lass das alte Leben zurück!« Mum schaut mich böse an und ich muss daran denken, wie sie früher immer ausgesehen hat – so lebendig und strahlend. Vielleicht kann ein Teil von ihr doch noch immer das Lied der Steine hören. »Du hast hier so viele Möglichkeiten, wenn du doch nur ein bisschen mehr Bereitschaft zeigen würdest!«
    »Oh ja«, grummele ich. »Vielleicht sollte ich für die Cheerleadergruppe vortanzen.«
    Sie legt den Kopf schräg und wirft mir einen tadelnden Blick zu. »Daran gibt es nichts auszusetzen.«
    Genau. Sie fände das super. Und ich wünschte, ich könnte das auch. Es wäre so viel leichter, wenn es mir gelänge – wenn ich wie Tamra sein könnte.
    »Ich bin nicht Tamra, Mum! Ich bin eine Draki –«
    »Nein, das bist du nicht!«
    »So bin ich nun mal! Wenn du diesen Teil von mir töten willst, dann willst du eigentlich mein ganzes Ich umbringen!« Ich schnappe nach Luft. »Dad hätte das verstanden.«
    »Und jetzt ist er tot. Es hat ihn umgebracht!«
    Ich blinzle. »Was?«
    Sie wendet sich ab und wirft den Bernstein zurück in die kleine Kiste. Ich denke schon, damit sei das Gespräch für sie beendet, doch dann sieht sie mich wieder an und ihr Gesicht scheint ein ganz anderes. Eine Fremde starrt mich an, ihre Augen glänzen feucht und sie wirft wilde Blicke in den Raum, wie ein Tier, das im Wald nach

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