Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)
grässlich. Nicht nur, weil Tamra ein Date hat und ich nicht, sondern vor allem, weil ich nicht einmal wusste, dass sie verabredet ist. Ich wusste nicht mal, dass es da jemanden gibt, den sie süß findet. Und das macht mich traurig – ich weiß gar nichts mehr von ihr, genauso wenig wie sie von mir.
Sie hat recht. Immer dreht sich alles um mich. Und das bringt mich unweigerlich auf einen anderen Gedanken – einen, der mir die Tränen in die Augen treibt.
Schon bald wird immer alles nur meine Angelegenheit sein.
Wenn ich diesen Ort verlasse, bin ich auf mich allein gestellt.
Vielleicht für immer.
26
A ls Tamra sich am Montag zur Schule fertig macht, tue ich so, als würde ich noch schlafen. Erst als sie und Mum aus dem Haus sind, stehe ich auf und dusche lange. Dann mache ich mir ein Käseomelett, genau so wie Dad es immer gemacht hat. Ich esse es vor dem Fernseher und schaue mit wenig Interesse eine Talkshow.
Am Nachmittag habe ich genug von der Grabesstille im Haus und auch keine Lust mehr, mir Gedanken darüber zu machen, was Will tun oder lassen wird.
Also gehe ich spazieren. Nach nur fünf Minuten zupfe ich an meinem durchgeschwitzten Tanktop herum, das mir förmlich am Leib klebt. Als ich den Golfplatz erreiche, halte ich an, um den Anblick der weiten grünen Ebene in mich aufzusaugen, der inmitten dieser Wüste so fehl am Platz wirkt. Am Rande der Wiese bleibe ich stehen und streichle mit den Fingern das Gras, bis ich neugierige Blicke von grauhaarigen Rentnern in hässlichen Hosen ernte. Nachdem ich mir geschworen habe, noch diese Woche einen neuen Flugversuch zu starten, mache ich mich auf den Heimweg und lege mir einen Plan für meinen nächsten Schritt zurecht: bei Will zu Hause einzubrechen, um die Karte gründlich in Augenschein zu nehmen.
Als ich zurückkomme, steht Mrs Hennessey gerade im Garten und gießt ihre Pflanzen. »Du bist das also.«
Ich bleibe stehen. »Wie bitte?«
»Deine Mutter hat erzählt, dass eine von euch beiden von der Schule verwiesen wurde.«
Na toll! Damit hat sich ihr Verdacht, eine Familie von Asozialen in ihr Gartenhaus gelassen zu haben, endlich bestätigt.
»Ich hab mir schon gedacht, dass du das sein musst«, redet sie weiter und scheint es richtiggehend zu genießen.
Nett, denke ich und wende mich seufzend unserem Häuschen zu.
»Ich habe Gulasch gekocht«, ruft sie mir hinterher.
Ich halte inne. »Was ist das denn?«
»Rindfleisch, Zwiebeln, Paprika. Und obendrauf ein Klecks saure Sahne.« Sie zuckt mit den Schultern. »Falls du Hunger hast – ich hab genug gemacht. Ich hab mich nie daran gewöhnen können, nur für eine Person zu kochen.«
Eine Weile betrachte ich sie und überlege, ob ich mich vielleicht in ihr getäuscht habe. Vielleicht ist sie gar nicht so neugierig, sondern einfach nur einsam. Vor allem, wo sie tagaus, tagein alleine in ihrem stillen Haus sitzt. Was es bedeutet, allein zu sein, weiß ich aus eigener Erfahrung.
»Gerne«, antworte ich. »Wann denn?«
»Noch ist es heiß.« Und damit schlurft sie zurück in ihr Haus.
Einen Moment später folge ich ihr.
Am nächsten Tag warte ich gar nicht erst auf eine Einladung. Kurz nachdem Mum und Tamra weg sind, gehe ich einfach zu Mrs Hennessey rüber.
Mrs Hennessey redet nicht viel, dafür kocht sie umso mehr. Und sie backt, und zwar eine Menge. Sie tischt für mich auf, als wäre ich kurz vorm Verhungern und müsste dringend wieder aufgepäppelt werden. Aber irgendwie ist das nett.
Und ihre Gesellschaft lenkt mich von Will ab.
Während wir uns zum Frühstück französischen Toast mit Puderzucker gönnen, höre ich ein Geräusch. Ein Klopfen. Ich lasse meine Gabel auf den Teller sinken.
Mrs Hennessey hat es offenbar auch bemerkt. »Ist das bei euch drüben?«
Ich stehe auf und laufe zum Wohnzimmerfenster. »Keine Ahnung, wer das sein sollte«, sage ich, kurz bevor ich durch die Jalousien spitze.
Vor der Tür unseres Gartenhäuschens steht Will.
Ich erstarre und überlege, was ich jetzt machen soll. Kann ich mich zu Boden fallen lassen und verstecken, ohne dass er die rasche Bewegung bemerkt? Ich bin noch nicht bereit dafür – noch nicht bereit für ihn .
»Ist das dein Freund?«
Ich wäge das ab. »Nein … ja … nein.«
Mrs Hennessey stößt ein heiseres Lachen aus. »Na ja, zumindest ist er eine Augenweide, so viel muss man ihm lassen! Warum gehst du nicht rüber und redest mit ihm?«
Ich werfe ihr einen unsicheren Blick zu.
»Was denn? Keine gute Idee?«,
Weitere Kostenlose Bücher