Firkin 04 - Hundstage
kommenden Energieausbruchs entfernt. Die Luft war mit Magie gesättigt, und jede Bewegung ließ aufblitzende statische Funken frei. Er brauchte die Verdammnis jetzt nur noch in den Tumult hineinzuschieben, die Energie auf ihren Körper zu fokussieren, und … Sieg! Die Molluske telepathierte ihm aus sicherer Entfernung Ermutigung zu und floppte und krümmte sich in ihrer Wanne. Knapp war es schließlich irgendwie doch noch gelungen, den Verschluß seines Sackes zu schließen. Er lugte in winselndem Entsetzen ins Freie.
Rutger wischte das Insekt erneut fort und kniff gereizt in die Rückseite des Gelenkbandes. Ein dünnes, alarmiertes Quäken ertönte, ein Summen, dann war das Insekt wieder da. Es glotzte Rutger mir schiefgelegtem Kopf an und winselte um Beachtung. Ein Gewirr unidentifizierbarer Bauteile wölbte sich beunruhigend auf der Rückseite des Gelenkkristallgeräts, die sich jedoch arrogant jeder Interpretation und – für Rutger – leider auch jeder Reparaturmöglichkeit entzogen. Er sah nichts, was an dem Ding kaputt gewesen wäre, es sah alles prima aus. Und das war es auch. Rutger, auch das soll nicht unerwähnt bleiben, hatte nämlich nicht die geringste Ahnung, welche Wirkung Hochgeschwindigkeitssimsalabimpartikel auf den Empfang von Engstrahl-Signalgeräten ausübten. Das Insekt summte schon wieder vor seinem Gesicht herum und schien ihn mit seinen Glubschaugen anzusehen. »Hau ab!« grunzte er. »Kschsch!«
Dutzende von Meilen entfernt ließ Practz die Hände noch schneller über das Steuerpentagramm fliegen. Das Insekt schüttelte den Kopf. Eine Stereoaufnahme Rutgerscher Verdatterung wurde in Losa Llamas sichtbar. Wie konnte er zu dem Laterna-Magica-besessenen Schwachkopf durchdringen?
Practz schnippte blitzschnell mit den Fingern, er hokuspokussierte heftig, und irgendwie gelang es ihm, daß die Wantze Rutger flehend anstarrte. Sie wich vor ihm zurück, wackelte mit den Antennen und winselte mitleiderregend.
Plötzlich wurde das Insekt in Rutgers Verstand etwas anderes: Ihm wuchsen Ohren und eine glänzende schwarze Nase, und … Oh! Dieser erwartungsvolle Blick … Im Nu war Bello der Wunderhund aus ihr geworden. Es lag an ihrem flehenden Blick.
Der winzige Losa Llamaner folgte ihr. Er krabbelte eifrig ein paar Schritte voran. Dann runzelte er die Stirn, hielt inne, maß das intelligente Insekt mit einem finsteren Blick, erinnerte sich an eine spannende Episode, in der Bello vom bösen Grafen Schwarzfinger entführt worden war, der ihn hypnotisiert und ihm befohlen hatte, sein Herrchen zu verraten …
»Stehenbleiben«, fauchte Rutger argwöhnisch. »Freund oder Feind?« Es konnte eine böse Falle sein, um ihn hereinzulegen!
Practz schlug sich verzweifelt gegen die Stirn und schwor sich ernsthaft, Rutgers Zeit in der Laterna Magica in Zukunft zu begrenzen. Er lugte nervös über die Schulter, da er sich nicht zuzugeben traute, daß er die Entführungsepisode auch gesehen hatte. Er gab eine Reihe kehliger Kommandos, ließ die Wantze auf dem Rücken fliegen und gewinnend die Beine schwenken. Rutgers Augen erhellten sich und wurden feucht. »Ich mußte sichergehen, Bello«, sagte er leise vor sich hin. »War nicht persönlich gemeint.« Er folgte der Wantze weiter, obwohl er nicht die Bohne Ahnung hatte, wohin sie ihn führte. Vielleicht mußte jemand gerettet werden, der unter einer Schnee- oder Steinlawine begraben war …
Ein Schrei aufgestauter Erregung kam über Mancinis Lippen, als er die Verdammnis näher an den Grubenschacht heranschob.
Hinter einem anderen Granitsplitterstapel schlotterte das Zwergenseptett in ungewissem Entsetzen. »Geh schon!« schrie Dimpelskotsch furchtsam.
»Warum ich?« übertönte Proph über die aufbrüllende Energie.
»Du hast den Vertrag gemacht, verdammich! Bevor’s zu spät is!«
Mit einer scharfen Tirade auf Zwergisch eilte Proph unglücklich zu den blutroten Silhouettengestalten Mancinis und der heulenden Verdammnis hin. Er schlotterte auf eine Weise, die für einen Zwerg mit seinen Erfahrungen völlig unpassend war, und hüstelte zweimal, um Mancini auf sich aufmerksam zu machen. Dann fluchte er, streckte die Hand aus und zog an seinem Umhang.
Mancinis Augen brannten und schwelten im Feuer der Gier. Wie nahe er seinem Ziel doch war! Ohne die Spur eines Gefühls, das auch nur im entferntesten einem Bedauern nahekam, warf er einen verächtlichen Blick auf seine miese Vergangenheit. Er hatte seinen Lebensunterhalt aus Zusammengeschrapptem der
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