First Night - Der Vertrag (German Edition)
Abend würde er wissen, dass er Vater wurde.
Oder vielleicht auch erst morgen. Vielleicht würde sie noch eine Nacht lang auf dem Klo sitzen und heulen und ihn dann morgen anrufen und es ihm u nter Tränen beichten. Seltsamerweise hatte er nicht den geringsten Zweifel daran, dass der Schwangerschaftstest positiv ausfallen würde.
Wie lange war sie über die Zeit? Wie lange wartete eine Frau, bis sie einen Test machte? Eine Frau, die es darauf abgesehen hatte, sich einen reichen Ehemann zu angeln, wusste ganz genau, dass der Test nur noch das bestäti gte, was sie von langer Hand geplant hatte.
Er konnte nicht glauben, dass er zum zweiten Mal auf diesen Trick herei ngefallen war. Alleine die Tatsache, dass er schon wieder von einer Frau hereingelegt worden war, und auch noch von Julia, der ach so Guten und Keuschen, drehte ihm fast den Magen um. Sie sollte ihm bloß nie wieder etwas von Liebe vorplappern, dieses durchtriebene, kleine Miststück. Sie hatte ihn einfangen wollen mit ihrem Unschuldsgehabe und ihrem Unbestechlichkeitsgetue, und sie hatte sich den Fang mit einer Schwangerschaft absolut solide abgesichert.
Raffiniert und wi rkungsvoll. Sehr wirkungsvoll!
Er würde sie heiraten. Natürlich.
Er würde gleich am Montag seinem Anwalt freie Hand für die Verhandlungen mit Ines geben. Sie sollte die Abfindung bekommen, die sie verlangte, und dann war es nur noch eine Frage von wenigen Wochen, bis die Scheidung durch wäre. Er würde mit Julia verheiratet sein, bevor man ihr die Schwangerschaft überhaupt ansah. Er wollte Kinder und der Gedanke, ein Kind mit Julia zu haben, war alles andere als abschreckend.
Ganz im Gegenteil.
Sie würde absolut geil aussehen mit einem schwangeren Bauch, das wusste er. Alleine die Vorstellung von ihrem geschwollenen Bauch, in dem sein Kind heranwuchs, machte ihn hart. Und sie würde eine liebevolle Mutter sein, das wusste er auch. Außerdem wäre sie mit Abstand die beste Ehefrau, die er je haben konnte, eine die vor Leidenschaft und Lust kaum zu bändigen war, und eine, die nur ihm allein gehörte, von ihrem ersten Mal an bis zu dem Tag, an dem er seinen letzten Atemzug tat. Da war er sich sicher.
Aber sie hatte ihn hereingelegt.
Und Verrat ging gar nicht.
Kapitel 19
Alle Reden waren gehalten , alle Honoratioren geehrt, alle bedeutenden Spender gewürdigt und Thomas, in seinem perfekt sitzenden Smoking, hatte den millionenschweren Scheck für die Kinder-in-Not-Stiftung überreicht und irgendeine der anderen Schirmherrinnen der Stiftung hatte das rote Band durchschnitten und damit die neue Tagesstätte, die zum größten Teil von Expiron finanziert worden war, eröffnet. Und dann hatte man das Buffet eröffnet, das Tanzorchester hatte den ersten Walzer gespielt und Thomas hatte versucht, sich durch das Gewühle der Gäste bis zu einer der entlegenen Bars durchzuschlagen. Brockmann folgte ihm dicht auf den Fersen, unauffällig, aber auch unerbittlich.
Von den betreffenden Kindern in Not war keines eingeladen , aber dafür alles, was in der Stadt Rang und Namen hatte, oder was von sich dachte, Rang und Namen zu haben und alleine in der letzen Viertelstunde war Thomas ungefähr vier Ex-Freundinnen und deren Gatten oder neuen Liebhabern begegnet. Im Vorbeigehen hatte er Lisa am Arm eines Bezirksbürgermeisters gegrüßt und sogar Ines war irgendwo in einem Klüngel von anderen Celebrities erschienen, in Begleitung eines Kerls, der aussah wie der Klon ihres Fitnesstrainers, mit dem sie ihn betrogen hatte.
Er staunte über sich selbst, wie kalt ihn das ließ. Vor wenigen Wochen hätte er den Veranstalter dazu gezwungen , Ines aus seinem Sichtfeld und von dem Ball zu entfernen. Jetzt sah er sie an und sie tat ihm beinahe leid, der jämmerliche Mensch, der aus ihr geworden war, oder der sie schon immer gewesen war, er hatte es nur nicht erkannt.
Federer war ebenfalls da, in Begleitung seiner Tochter, die ungefähr in Julias Alter sein musste. Und irgendwie hatten sogar die Raschbergs es geschafft, sich Karten zu besorgen. Raschberg-Junior war mit seiner Gattin vertreten und der Senior mit seiner Geliebten, die deutlich jünger und heißer war als seine Schwiegertochter.
Thomas kannte sonst kaum jemanden von den Gästen. Trotzdem wurde er von allen überschwänglich gegrüßt, als wäre er seit Jahren ihr bester Freund und Bekannter. Besonders anstrengend waren natürlich die Frauen, wie immer. Und wie immer wenn Thomas ohne weibliche Begleitung war, und oft auch, obwohl
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