First Night - Der Vertrag (German Edition)
dann auch Thomas, der Bonze, wieder nach Hause. Er trug tatsächlich immer noch die schwarzen Ninja-Klamotten, nur nicht mehr die kugelsichere Weste, und sah ziemlich fertig aus, aber nicht annähernd so fertig wie vor 15 Stunden, als er von hier aufgebrochen war.
Er duschte und schlief ein paar Stunden und dann ging er zu Benni ins Kinderzimmer. Benni checkte gerade im Internet die Nachrichten: Fünf No tarztwagen und zwei SEK-Einheiten waren am vergangenen Abend in Spandau im Einsatz und der komplette Kiez war für weitere zwanzig Stunden abgesperrt. Aber kein einziger Presseheini erwähnte den Namen von Eric, Silvio oder Bonzen-Mahler. Auch fiel nicht ein einziges Mal der Begriff „Massaker“. Es hieß, da habe ein verrückter Geiselnehmer eine Familie überfallen und dank eines beispiellosen Einsatzes des SEK seien der Geiselnehmer und seine beiden Komplizen binnen dreier Minuten außer Gefecht gesetzt worden.
Thomas Mahler, der Oberbonze, sah wieder genauso aus, wie man ihn aus der Presse kannte: Im dunklen Anzug, mit schicker Kr awatte, die Haare nach hinten gekämmt und mit spiegelblank polierten Schuhen.
„Mach dich hübsch!“, sagte er zu Benni. „Wir gehen Julia im Krankenhaus besuchen.“
Benni schaute ungläubig an sich hinunter. Er hatte weder Flecken auf dem Sweatshirt noch Löcher in seiner Jeans, außerdem hatte er heute schon die Zähne geputzt und sich schon zweimal die Hände gewaschen.
„Ich bin hübsch genug!“
„Merk dir: Du kannst gar nicht hübsch genug aussehen, für die Frau, die du liebst!“, sagte der Oberbonze und warf Benni einen Stapel mit Klamotten zu, die direkt aus dem Magazin Was-trägt-der-junge-Prinz-heute stammen mussten. Eine enge, dunkle Röhrenhose, ein blau kariertes Hemd, dazu einen dunkelblauen Wollpulli und ein Paar braune Schuhe aus Leder mit dicker Sohle, die definitiv keine Turnschuhe waren.
„Das hat meine Mama für dich gekauft. Sie kennt sich mit Kleidergrößen und Jungensklamotten aus“, erklärte der Bonze.
Boah Shit, Benni würde den Mist ausnahmsweise Julia zuliebe anziehen, aber der große Diktator konnte sich den Gedanken gleich abschminken, dass Benni künftig nur noch herumlaufen würde wie ein Schüler aus einem englischen Internat.
„Hey Benni, bist du hübsch!“, sagte Julia jetzt zur Begrüßung und Benni kräuselte die Lippen.
Na gut, vielleicht hatte der Bonze ausnahmsweise recht gehabt. Julia drückte Benni jedenfalls ziemlich doll an sich und weinte (au Mann, wie er es hasste, wenn Mädchen andauernd weinten) und sie küsste ihn. Auf jeden Fall küsste sie ihn deutlich öfter und länger als sie ihren Thomas geküsst hatte, und das war schon mal kein schlechter Schnitt.
„Ich hatte solche Angst, dass er dich mir wegnimmt“, weinte sie und küsste ihn weiter und weiter. Langsam wurde die Küsserei fast ein wenig peinlich, aber nur fast.
„Naja, so schlimm wäre es doch nicht gewesen, mich los zu sein, jetzt wo du bald ein eigenes Baby hast“, sagte Benni und versuchte , so cool wie möglich zu klingen. Er würde sich ganz bestimmt nicht aufdrängen, wenn Julia ihr eigenes Ding machen wollte mit dem Bonzen und ihrem tollen neuen Super-Baby. Benni war es schließlich gewohnt, verlassen zu werden.
„Benni, das meinst du nicht im Ernst, oder?“ Jetzt heulte sie noch lauter und der Bonze wurde schon ganz rot im Gesicht vor Ärger. Sie durfte sich nicht aufregen, das hatte er Benni extra vorher aufgetragen, aber was konnte Benni denn dafür, dass sie andauernd weinte? „Benni, du weißt doch, dass wir beide immer zusammenbleiben.“
„Hm!“ , sagte er nur und hoffte, sie würde aufhören zu weinen und es ernst meinen.
„Du bist mein Junge und daran wird sich nie etwas ändern, egal , wie viele Babys ich in Zukunft haben werde. Weißt du denn nicht, wie ich beim Jugendamt um dich gekämpft habe? Ich will dich nicht loswerden, ganz im Gegenteil, ich will dich behalten, für immer.“
„In echt, jetzt?“ , murmelte Benni und hatte Mühe, seine eigenen Tränen niederzukämpfen, die irgendwo zwischen seinem Rachen und seiner Nase saßen.
„Jedenfalls behalte ich dich solange, bis du verheiratet bist“, schniefte sie und lächelte ihn mit tränenverschleiertem Blick und roter Heulnase an.
„Igitt!“, kicherte er und drückte sich so fest an Julia, wie es nur ging, und sie schluchzte sofort wieder los und drückte ihn noch fester zurück.
„Ich bin so froh, dass ihr beide am Leben seid!“
Und dann rastete der
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