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First Night - Der Vertrag (German Edition)

First Night - Der Vertrag (German Edition)

Titel: First Night - Der Vertrag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clannon Miller
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Yoga und morgen Abend geh ich mit Peters Enkelkindern ins Kiddieland, da ist eine Au fführung vom Urmel aus dem Eis, Eintritt…“
    „Mama, bitte, ich kann jetzt nicht reden!“
    Und ich will mir schon gar nicht anhören, was du mit den Enkelkindern anderer Leute unternimmst, während dein einziger echter Enkel hier in Berlin versauert. Aber das sagte sie natürlich nicht laut. Sie hatte ihre Mama trotz allem lieb, auch wenn sie ihr ein paar Dinge absolut nicht verzeihen konnte.
    „Ach Süße, du bist viel zu ernst geworden. Viel zu ernst. Du musst leben. Genießen. Aus dir rausgehen. Aber das findest du schon noch selbst heraus. Ich wollte eigentlich auch nur fragen, ob du Maries Tagebücher haben möc htest.“
    Julia fiel fast das Handy aus der Hand. „Marie hat Tagebuch geschri eben?“
    „Ja, endlos viele. Zehn Stück sind es von 1998 an bis zu ihrem Tod.“
    Julias Herz stand still.
    „Mama!“, rief sie laut ins Telefon. Sie brauchte eine Sauerstoffmaske und eine Herzdruckmassage. „Du hast Tagebücher von Marie? W arum hast du mir das nie gesagt?“
    „Ich sage es doch gerade eben. Ich habe gestern die letzten paar U mzugskartons ausgepackt. Altes Zeug, das ich aus Berlin mitgenommen habe. Damals nach Maries Tod wollte ich die Tagebücher unbedingt lesen. Aber ich habe es dann einfach nicht über mich gebracht. Dann habe ich sie mit nach Bayern genommen und dachte, dass ich vielleicht später mal die Kraft dazu hätte. Aber ich glaube, sie sind bei dir besser aufgehoben. Auch für Benni, später, wenn er älter ist, meine ich.“
    „Mama, kannst du mir die Bücher gleich schicken?“ Julias Stimme war nur noch ein Krächzen. „Per Eilpost. Ich will sie unbedingt.“
    „Ich komme erst am Montag zur Post.“
    „Bitte, Mama!“
    „Süße, du hast keine Ahnung, was ich alles um die Ohren habe, seit ich die Weight-Loss-Gruppe betreue. Aber die Bücher liegen jetzt schon seit fast sieben Jahren herum, was sind da noch ein paar Tage?“
    „Kannst du nicht wenigstens ihr letztes Tagebuch in einen Briefu mschlag stecken?“ Julia spürte, wie ihr einmal mehr Tränen der Hilflosigkeit in die Augen stiegen.
    „Ach Jule, du warst schon immer so ungeduldig. Heute ist Donner stag. Am Montag bringe ich die Bücher zur Post, dann hast du sie spätestens heute in einer Woche.“
    „Ich muss jetzt weiterarbeiten. Tschüss!“
    Julia merkte, dass sie nicht weiterkam, allenfalls würde sie wütend auf ihre Mutter werden und irgendetwas zu ihr sagen, was sie später bereute. Ihre Mama hatte es nach Maries Tod nicht einfach gehabt. Welche Mutter sieht schon gerne ihr Kind sterben? Und dann hatte sie im Alter von vierundfünfzig noch einmal für ein Baby sorgen müssen. Dazu kam, dass sich die MS von Vater nach dem Tod von Marie in massiven Schüben verschlechtert hatte. Nein, Mama hatte ein Recht darauf, endlich ihr Leben zu leben und wieder glücklich zu sein.
    Julia gönnte ihr das, meistens jede nfalls.
    Aber als ihre Mutter ihr überschwängliches „Tschüss, Schatzi!“ in den Hörer geträllert und aufgelegt hatte, ließ Julia das Handy auf ihren Schreibtisch fallen und lief zur Toilette, wo sie sich erst einmal grün dlich ausheulen wollte. Als sie in die Toilette stürmte, die sie by the way in 18 Stunden putzen würde, da standen die drei erlauchten Juristinnen in trauter Gemeinschaft an einem Waschbecken und steckten die Köpfe zusammen. Als Julia hereinstolperte, fuhren sie auseinander, als wäre ein Fuchs mitten in einen Hühnerstall hineingebrettert. Jede machte sich ganz schnell an einem der Waschbecken zu schaffen und frischte ihr Make-up auf.
    „Guten Morgen!“, sagte Julia völlig verdattert, nicht weil sie das u ntrügliche Gefühl hatte, dass die drei gerade herzhaft über sie gelästert hatten, sondern weil ihr Refugium belegt war und sie damit ihren Frust auf ihre Mutter nicht ungehindert in Form von Tränen herauslassen konnte.
     
    ***
     
    Nachdem Julia mit erröteten Wangen wieder aus seinem Büro verschwunden war, musste Thomas erst mal in das Badezimmer nebenan gehen und seine Erektion loswerden. Sie hatte ein schäbiges schwarzes Kostüm getragen. Einen engen Rock, der aber bis über die Knie reichte, ein tailliertes Jackett und darunter eine weiße, sittsam zugeknöpfte Bluse. Die Haare waren ohne Schnickschnack hochgesteckt. Nichts Besonderes, ganz einfach und klassisch. Dennoch hatte er sich vorgestellt, wie er ihr die Jacke abstreifen würde, die Bluse aufknöpfen würde, wie er

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