First Night - Der Vertrag (German Edition)
war.
„Hast du Angst vor dem Fliegen?“, fragte er mit einem Lächeln, wohl wi ssend, dass das nicht der Grund für ihre zitternden Finger war. Aber er wollte ihr eine Ausrede anbieten, mit der sie nach Herzenslust nervös sein durfte. Sie schnappte nach dem Köder:
„Ja! Nein! Ich weiß nicht, ich bin noch nie geflogen.“
„Sobald wir auf Flughöhe sind, werden wir ein Glas Champagner trinken. Du wirst sehen, das löst die Verkrampfung.“
„Oh ja, gut, das ist cool. Ich danke Ihnen.“
Er griff nach ihrer Hand und als sie dann endlich den Mut hatte aufzublicken und ihm in die Augen zu schauen, fing er an, mit seinem Daumen ihre Handinnenfläche zu streicheln.
„Fällt es dir so schwer , mich bei meinem Vornamen zu nennen?“
Sie schüttelte den Kopf, sein Daumen , der mehr massierte als streichelte, machte sie unruhig und das Gefühl, das er auslöste, prickelte bis in ihre Zehenspitzen.
„Dann sag ihn. Sag: Thomas!“
„Thomas.“ Sie sprach den Namen langsam und besinnlich aus, als müsste sie probieren, wie er auf ihrer Zunge schmeckte. „Thomas, ich … huuuch!“
Das Flugzeug startete durch und mit einem schnellen Ruck hob es vom B oden ab und raste mit dröhnenden Motoren durch die Luft und Julia wurde in den Sitz zurückgepresst und schloss die Augen. Sie merkte nicht, dass er ihre Hand immer noch hielt, sie zuversichtlich drückte und die ganze Zeit grinste. Als das Flugzeug auf Flughöhe ruhig vor sich hinsummte, kam der Steward und servierte fachmännisch den eisgekühlten Champagner. Julia hätte auch nicht gemerkt, wenn er es nicht fachmännisch gemacht hätte. Sie hatte noch nie Champagner getrunken und hatte noch nie beim zeremoniellen Öffnen einer Flasche zugeschaut. Sie fand es aber faszinierend und es lenkte sie enorm von anderen Gedanken ab.
Das Getränk war genau das, was sie brauchte. Es war kühl und sinnlich und prickelnd und löste ihre Beklemmung schon nach wenigen Schlucken. Vie lleicht lag es an der Tageszeit, sie trank so früh am Tag sonst keinen Alkohol, oder daran, dass sie noch nichts im Magen hatte, denn sie hatte zum Frühstück keinen Bissen hinuntergebracht. Jedenfalls war der Entspannungseffekt enorm.
„Darf ich dich um einen Gefallen bitten?“, fragte Thomas nach einer ganzen Weile, während der sie so getan hatte, als würden ihr die weißen Wolken draußen besser gefallen als das dunkelblaue Interieur des Jets.
„Ja, ja, selbstverständlich.“
Sie sah sich nach dem Steward um, weil sie nicht wollte, dass der zuschaute. Sie nahm an, dass Thomas sie küssen wollte, oder vielleicht wollte er auch, dass sie ihre Bluse aufknöpfte, und das wäre ihr beides viel zu peinlich g ewesen in Gegenwart von anderen. Der Steward war aber Gott sei Dank nicht da. Vermutlich hatte er sich in irgendeiner Steward-Versteck-Nische versteckt und das war auch gut so. Sie beide hatten schließlich äußerste Diskretion vereinbart, also mussten Thomas’ Leibeigene auch nicht überall herumwuseln.
Thomas fasste vorsichtig in ihre Hochsteckfrisur, zog eine der kleinen Haa rnadeln heraus, dann noch eine und dann sagte er:
„Es wäre schön, wenn du dein Haar offen trägst.“
„Wenn’s mehr nicht ist“, rief sie leichthin und hätte sich, als sie seinen Blick sah, am liebsten die Zunge abgebissen, denn sein Grinsen und seine gierigen Augen sagten ihr, es würde durchaus noch mehr werden. Viel mehr. Und das Pulsieren zwischen ihren Beinen sagte ihr, dass sie es im Grunde gar nicht erwarten konnte. Ihr Haar fiel herab wie dick wattierte Seide und sie seufzten beide unisono. Der Steward kam wieder und servierte einen Meeresfrüchtecocktail von dem Julia nicht sicher war, ob sie ihn im Magen behalten würde, dann schenkte er noch einmal Champagner nach, bevor er wie ein unsichtbarer Geist wieder aus der Kabine verschwand.
„Ich möchte nicht betrunken sein, wenn wir in Lugano ankommen“, sagte sie und nahm trotzdem noch mal einen kräftigen Schluck von dem Champagner.
„Wir fliegen etwas über zwei Stunden. Vielleicht sollten wir uns die Zeit verkürzen, indem du etwas über dich erzählst.“
„Erzähl lieber du über dich. Ich bin total langweilig.“
„Gut, dann spielen wir. Ich stelle eine Frage, die du wahrheitsgemäß bean tworten musst. Dann stellst du eine Frage und ich sage die Wahrheit.“
Sie lächelte, denn der Vorschlag gefiel ihr. „Aber was ist, wenn man eine Frage partout nicht beantworten möchte. Es gibt auch sehr
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