First Night - Der Vertrag (German Edition)
der Gedanke daran ihre Scheide feucht werden und pochen. O Shit, sie war so aufgeregt, wie eine dumme Jungfrau es nur sein konnte, und je näher der Zeitpunkt rückte, desto mehr zweifelte sie daran, dass sie jemals diesem unglaublichen Honorar gerecht werden konnte.
Niemand wusste von dem abartigen Handel .
Zu ihrer Tante Heike hatte sie gesagt, dass sie übers Wochenende zu einem Patentrechtsseminar der Uni eingeladen wäre, und Debby hatte sie erzählt, dass sie nicht ins Fitnessstudio kommen konnte, weil sie sich den Knöchel verstaucht hatte. Vittorio hatte ihr Urlaub bewilligt, ohne zu fragen warum, aber er hatte gemosert, dass sie für den Untergang der Kneipe verantwortlich sei, wenn sie andauernd fehlen würde. Dabei war es das erste Mal in diesem Jahr, dass sie eine verabredete Schicht absagen musste.
Frau Bunke, die Teamleiterin bei Gegenbauer , hatte ihr sofort die Gehaltskürzungen vorgerechnet, mit denen sie rechnen musste, wenn sie andauernd blaumachte, aber das war ihr nun wirklich egal. Den Putzjob bei Gegenberger würde sie ab nächster Woche sowieso aufgeben. Sie hatte nämlich bei der Anwaltskanzlei Raschberg und Partner ganz überraschend einen neuen Praktikumsplatz bekommen und das Praktikum würde ab Montag losgehen. Da sie zu Raschberg eine viel längere Anfahrtszeit hatte, würde sie es zeitlich einfach nicht mehr schaffen, auch noch in aller Herrgottsfrühe zu putzen.
Nachdem sie sich zwei Nächte um die Ohren geschlagen hatte, um vergeblich Maries Tagebücher nach einem Anhaltspunkt für Bennis Vater zu durchforsten, war sie am Freitagabend sehr früh zu Bett gegangen, um gründlich ausgeschlafen zu sein. Thomas Mahler hatte für sein Geld schließlich Anspruch auf eine Frau, die fit, gesund und ausgeglichen war. Das hatte alles so weit ganz gut geklappt, mit dem Ausschlafen und dem Fit- und Gesundsein, nur mit der Ausgeglichenheit haperte es dramatisch.
Je mehr sie in Maries Tagebüchern geforscht hatte, desto mehr war sie zu der Erkenntnis gelangt, dass da etwas ganz und gar nicht gestimmt hatte in deren Leben, und nicht erst seit Herbst 2005. Ihre Aufzeichnungen aus den Vorjahren waren typische Frauengeschichten, viel Schwärmerei über diesen und jenen süßen Kerl, aber dann war Maries Tagebuch zunehmend zu einem bunten Reigen von verrückten Zukunftsträumen geworden. Sie wollte nach Tahiti und dort eine Bar eröffnen. Sie wollte in der Karibik in einem Clubhotel arbeiten oder auf einem Kreuzfahrtschiff als Animateurin anheuern. Aber letztlich war sie in einer VIP-Lounge am Flughafen gelandet.
Über die ersten paar Wochen bei der Airhansa ab September 2003 schrieb sie noch voll Überschwang und Detailreichtum und schwärmte über den abwechslungsreichen und aufregenden Alltag einer Hostess. Sie schrieb viel über die berühmten Leute, die sie traf und über deren spezielle Eigenheiten. Oft gab sie sogar detaillierte Dialoge wieder, wie zum Beispiel einen Flirt mit Robert di Negro, ein Gespräch über Fußball mit Matthias Bullock oder sonst wem. Sie berichtete, wer von den Großen und Namhaften mit ihr geflirtet hatte, wer ihr wie viel Trinkgeld gegeben hatte und wer ihr eindeutige Angebote gemacht hatte. Aber sie hatte sich nie auf etwas Ernstes eingelassen. Bei einem Hollywood-Schauspieler wäre sie beinahe mal schwach geworden und mit einem Fußballerspieler hatte sie tatsächlich zehn Minuten auf dem Klo herumgeknutscht, aber nie mehr als das.
Die Veränderung geschah auch nicht von einem Tag auf den anderen , es waren mehr versteckte Kommentare in irgendwelchen Bemerkungen, die Julia vermutlich gar nicht weiter aufgefallen wären, hätte sie nicht ein paar Tage zuvor mit Debby über das Thema geredet.
Die ersten paar Eintragungen lauteten ungefähr so: „ Oh Gott, wenn die wüssten, was ich weiß …“ Und zuerst dachte Julia, ihre Schwester meinte damit ein paar lächerliche Promigeheimnisse, von denen die Presse nichts erfahren durfte. Aber im Laufe der Eintragungen und der verstreichenden Wochen wurden Maries Kommentare immer kryptischer und verschwörerischer wie zum Beispiel: „Wenn ich erzählten dürfte, was ich weiß, das würde mir keiner glauben.“
Und spätestens ab da versagte Julias Promigeheimnis-Theorie. Irgendwann im August 2004 musste Bennis Vater in ihr Leben getreten sein. Sie nannte ihn nie beim Namen, sondern bezeichnete ihn immer nur als „ Er“.
Sie schrieb „Ich scheine ihm zu gefallen.“ oder „Er ist so süß zu mir!“ und „Er sieht
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