First Night - Der Vertrag (German Edition)
auf.
Was für ein zierlicher, anschmiegsamer Körper! Wie gut sie zu ihm passte. Sie war nicht so groß wie die meisten Frauen und als er sie geküsst hatte, hatte er festgestellt, dass sie trotz ihrer hohen Absätze immer noch kleiner war als er und dass sie den Kopf zum Küssen zurücklegen musste und dass sie zu ihm aufblicken musste, wenn sie ihm in die Augen sehen wollte. Es gefiel ihm ausnehmend gut, dass sie zierlich und klein war und dass seine Macht ihr gegenüber sich nicht nur über sein Geld und seinen Status definierte, sondern ebenso über seine körperliche Dominanz.
Ah, er war wirklich durch und durch ein Steinzeitmensch, mehr als er es je für möglich gehalten hätte. Diese Frau machte ihm das jede Minute deutlicher bewusst.
Julia ahnte nichts von seinen Steinzeitgedanken. Aber selbst wenn, sie hätte sich in dem Moment wohl kaum daran gestört, denn sie fühlte sich, so an ihn gekuschelt und von ihm festgehalten, genau so, wie sich jede Steinzeitfrau in den Armen des mächtigen Stammeshäuptlings fühlen würde: Beschützt und geborgen.
Sie gaben sich beide ihrem Steinzeitgefühl hin und schlossen die Augen und träumten ihre Steinzeitträume , still und zufrieden und so kuschelten sie noch, als Thomas’ Handy eine halbe Stunde später bimmelte. Er schaute auf den Anrufer und klickte ihn weg. Er hatte Conni klare Anweisungen gegeben, keinen Anruf durchzustellen, es sei denn, das Expiron-Center stünde in Flammen oder ein Angehöriger wäre gestorben.
Es war Ines. Er notierte sich im Geiste, dass er sich eine neue Handynummer zulegen musste. Nichts war abturnender, als ausgerechnet jetzt einen Anruf von Ines zu bekommen. Und was wollte die überhaupt schon wieder von ihm? Wenn sie hoffte, ihn mit ihren öffentlichen Auftritten und Beleidigungen per Mail oder mit Telefonstalking zurückgewinnen zu können, dann hatte sie ein paar essentielle zwischenmenschliche Punkte nicht verstanden. Was er mit ihr noch zu klären hatte, würde sein Anwalt klären, und zurücknehmen würde er sie noch nicht einmal, wenn sie die letzte Frau auf Erden wäre. Aber wo er das Handy schon mal in der Hand hatte, schrieb er schnell eine SMS und bestellte ein paar blaue Blumen für das Schlafzimmer der Villa. Als er sich gerade wieder wohlig an Julias Seite schmiegen wollte, kam der Steward und kündigte an, dass sie jetzt landen würden.
„Es war meine Frau!“
Julia nahm wieder ihren Platz ein und schnallte sich an. Er dachte schon, sie würde nicht mehr auf seine Mitteilung reagieren – jeder anderen Frau hätte er das gar nicht erst anvertraut – aber nach einer ganzen Weile sagte sie mit einem humorlosen Lächeln:
„Dabei hatte ich mir einmal fest vorgenommen, niemals mit einem verheir ateten Mann zu schlafen. Warum bist du nicht drangegangen?“
„Weil ich ihr nichts zu sagen habe. Mein Anwalt hat vor vier Wochen die Scheidung eingereicht. Wir werden das Verfahren mit allen Mitteln beschleunigen. Im besten Falle bin ich also in ein paar Wochen schon g eschieden und ein freier Mann. Aber Ines stellt sich quer und besteht auf der Einhaltung des Trennungsjahrs. Wenn sie nicht zur Einsicht kommt, wird sich das Scheidungsverfahren noch lange hinziehen. Oder ich bezahle die Abfindung, die sie von mir verlangt.“
„Warum erzählst du mir das?“
„Damit du weißt, wie echte Huren sich verhalten und damit du mich nicht für einen Ehebrecher hältst.“
„Ist es dir denn wichtig, was ich über dich denke?“
„Ja, ja, das ist es“, antwortete er und war über sich selbst erstaunt, dass es so war.
Das Flugzeug setzte zur Landung an, es rumpelte kurz und kam langsam zum Stehen und Julia war froh, dass sie ihm nicht mehr zu antworten brauchte.
Die Villa Ghibellini raubte Julia den Atem. Es war ein großer Bungalow aus den dreißiger Jahren, der am Hang über dem See lag und einen atembera ubenden Blick über die ganze Pracht des Tales gewährte. Auch wenn der See an diesem Tag trüb und von Wolken verhangen war, so brauchte Julia trotzdem nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, was für ein romantisches Fleckchen Erde dieser Ort bei strahlendem Sonnenschein und in einer wärmeren Jahreszeit war – dann, wenn alles grünte und blühte.
Brockmann fuhr sie mit einem Mietwagen bis zur Villa und trug den Riesenkoffer von Thomas und die Mini-Reisetasche von Julia in das Schlafzimmer, welches das einheimische Personal geputzt und mit einer ganzen Flut von blau blühenden Blumen geschmückt
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