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Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Titel: Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Genovesi
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Sachen fragen könnte und an dessen Lippen ich hänge wie dieser Knirps an meinen. Aber ich habe so jemanden nicht, hab nie so jemanden gehabt. Der kleine Champion, wie’s aussieht, schon. Auch wenn in seinem Fall ich das bin. Unglaublich.
    Ich wende mich wieder dem Schwimmer zu, aber es hat keinen Sinn. Ohne Köder wird nie was anbeißen. Ich hole die Angelschnur ein, Mirko springt auf und rennt zu mir. »Haben Sie was gefangen, Signore? Haben Sie was gefangen?«
    Ich schüttle den Kopf und prüfe den Haken. Wusste ich’s doch, kein Köder, nur der blanke Haken.
    »Müsste da nicht ein Köder dran sein?«
    »Ja. Mais oder Polenta. Irgendwas.«
    »Und warum ist da nichts dran?«
    »Ein Fisch muss ihn gefressen haben, ohne sich erwischen zu lassen. Fische sind schlau.«
    »Dann gibt’s also wirklich Fische hier! Hängen wir doch einen neuen Köder dran, Signore, und fangen wir welche!«
    Tja, das ist leicht gesagt. Ich schaue mich um, in diesem schlammigen Boden gibt es bestimmt Tauwürmer, und die hier neben der Müllkippe sind garantiert ganz besonders dick und fleischig. Aber es hat lange nicht geregnet, der Boden ist trocken und hart, und ich bräuchte schon eine Schaufel, um da Würmer rauszuholen. Deshalb reiße ich ein paar Grashalme aus und knete sie zu einem Klumpen, den ich als grüne Kugel an den Haken hänge. Dann lasse ich die Schnur wieder ins Wasser, vorsichtig, damit der Köder nicht abfällt. Der Schwimmer bleibt einen Augenblick auf dem Wasser liegen, dann richtet er sich auf und erfüllt seine Aufgabe.
    »Gras, Signore? Sie haben Gras genommen?«
    »Ja. Es gibt jede Menge Fische, die Pflanzen fressen: Schleie, Amur …«
    »Amur?«
    »Ein Karpfenfisch, aber er hat große Ähnlichkeit mit dem Döbel. Und er wird riesig.«
    Einen Amur habe ich hier zwar noch nie gesehen, aber wer weiß, die Leute werfen ja alles in die Kanäle.
    Heute gibt’s hier sogar Killerkrebse, dunkle und aggressive Biester, die ursprünglich aus Louisiana stammen. Wie diese Krebse von Louisiana in die Kanäle von Muglione gekommen sind? Ganz einfach. Ein Restaurantbesitzer in Viareggio hat heimlich, still und leise welche importiert, in einem großen, unterirdischen Becken gehalten und als Hummer deklariert und verkauft. Irgendwie, vielleicht bei Hochwasser oder einfach, weil sich diese Tiere problemlos auch an Land fortbewegen können, sind die Killerkrebse in den See von Massaciuccoli gelangt. Und weil sie aggressiv sind und die einheimischen Arten fressen, konnten sie sich ungestört vermehren. Und deshalb kann es dir auch in Muglione passieren, dass sich plötzlich ein Killerkrebs an deinem Fußgelenk festkrallt.
    »Signore, kann ich Sie was fragen?«
    »Hm.«
    »Aber es ist was Persönliches, und ich möchte nicht, dass Sie sich aufregen.«
    »Dann frag nicht.«
    »Aber ich würde es so gern wissen.«
    »Ich hab im Moment keine Lust, mich aufzuregen, also frag nicht.«
    »Na gut«, sagt er. Er beobachtet den Schwimmer und sagt keinen Ton mehr. Es vergehen ein, zwei, drei Minuten …
    »Okay, du hast gewonnen, frag.«
    »Aber, Signore, ich möchte wirklich nicht, dass …«
    »Frag und basta, ohne lange rumzueiern.«
    »Also gut. Ich wollte fragen … war es hier an dieser Stelle, wo Sie Ihre Hand verloren haben?«
    Das hat er gesagt, ich schwör’s, und dabei sieht er mich mit festem Blick an.
    Woher weiß er, dass ich meine Hand am Kanal verloren habe? Entweder hat er meinen Vater gefragt, oder er hat es irgendwo gehört. Oder kann er Gedanken lesen? Es war nicht hier an dieser Stelle, aber auch nicht sehr weit entfernt. Ein Stück weiter vorn macht der Kanal eine Biegung und schneidet ein anderes Teilstück. Dort war es, nur anderthalb Kilometer von hier entfernt. Aber dieser Bursche wird es nicht schaffen, mich aus der Reserve zu locken, niemals.
    »Und woher weißt du das, verdammt noch mal?«
    »Ich weiß es ja gar nicht, Signore, ich frag nur.«
    »Aber du weißt es doch irgendwoher?«
    »Ich weiß nichts, Ehrenwort. Ist es hier passiert?«
    »Nein, woanders, ganz woanders. Zufrieden?«
    »Nein. Oder vielmehr nicht ganz.« Er beobachtet weiter den Schwimmer. Aber mich legt er nicht rein, dieser kleine Teufel. Das heißt, er legt mich eigentlich ständig rein, aber jedes Mal sag ich mir Das macht er nicht noch mal und versuche, auf der Hut zu sein.
    »Verdammt, woher weißt du eigentlich diese ganzen Sachen über mich.«
    »Ich weiß ja nichts, ich hab nur gefragt.«
    »Verarsch mich nicht. Wer hat es dir

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