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Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Titel: Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Genovesi
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ausländischer Verehrer und die Idiotie, mit einer so dämlichen Vorstellung im Herzen zu leben.
    Du hast die Büroschlüssel in der Hand und drückst sie so fest, dass sie dir ins Fleisch schneiden. Du starrst den Jungen an, der vor dir steht, und machst einen Schritt auf ihn zu. Er lächelt schon weniger. Die rechte Hand hat er in der Hosentasche, der linke Arm hängt herunter, auf seinem T-Shirt steht SEPULTURA.
    Du machst noch einen Schritt auf ihn zu. Drückst die Schlüssel noch fester, sie sind aus Metall, sie sind spitz.
    Du bist jetzt einen Millimeter von ihm entfernt, einen halben Millimeter. Er lächelt nicht mehr. Du lächelst nicht.
    Und dann küsst du ihn.
    Mit der Zunge. Du schiebst deine Zunge tief in seinen Mund. Zähne schlagen gegen Zähne wie bei den unbeholfenen Küssen von Zehntklässlern, du lässt die Schlüssel fallen, legst deine Hände um seine Hüften und drückst dich ganz fest an ihn. Deine Zunge bewegt sich, dreht sich und taucht noch tiefer ein, und er tut absolut gar nichts. Aber egal, es reicht, dass er es mit sich geschehen lässt. Du spürst, dass er die Luft anhält, und auch du atmest nicht, diese Grabesgruft ist wie ein luftleerer Raum, und auch die Zeit steht still. Und es existieren weder die Alten da draußen noch dieses Dorf mit seinen traurigen Bewohnern, die diese ganze Tristesse gar nicht wahrnehmen, weil sie nichts anderes kennen und glauben, dies sei das Leben, und gedankenlos immer so weitermachen.
    Und jetzt, Tiziana, hast auch du aufgehört zu denken. Du schließt die Augen und küsst ihn, du drückst dich an ihn und küsst ihn, du hörst auf zu denken und küsst ihn.
    Und wo nichts ist, kann auch nichts richtig oder falsch sein.

UND WIE GEHT ES JETZT WEITER?
    Ich schwöre, ich weiß nicht, wie ich in den Laden zurückgekommen bin. Zu Fuß, schwimmend oder durch geheimnisvolle Katakomben, die Muglione unterirdisch durchziehen, alles ist möglich.
    Ich lasse das Rollgitter herunter. Mir dreht sich der Kopf, und ich stütze mich auf die Vitrine mit den Angelruten, ringe nach Luft.
    Der Laden ist geschlossen, mein Vater ist zum Essen nach Hause gegangen, die Schlüssel liegen in unserem Geheimversteck unter der Blumenschale draußen. Aber es hat eine Viertelstunde gedauert, bis es mir wieder einfiel. Ich konnte mich nicht mal mehr daran erinnern, wonach ich eigentlich suchte und was ich gerade machen wollte …
    Mann, was für ein Kuss. Wenn ich tief einatme, schmecke ich ihn jetzt noch. Ich weiß nicht, was es ist, es ist nicht Parfüm, vielleicht Speichel, vielleicht etwas, was sich die Frau von der Jugendinfo auf die Lippen schmiert. Ihre Lippen. Auf meinen Lippen. Das ist also ein Kuss. Ein richtiger Kuss. Etwas Starkes, aber ich könnte nicht sagen, ob es schön ist, noch nicht, morgen kann ich das vielleicht eher. Vergessen werde ich ihn ganz bestimmt nicht, ich kann ja an gar nichts anderes mehr denken.
    Ich habe Stefanino angerufen. Ich musste es jemandem erzählen.
    »Aber wer ist sie!«
    »Eine.«
    »Wie: eine!«
    »Du kennst sie nicht. Ich kenne sie ja auch nicht.«
    »Und wie viel wollte sie.«
    »Ich hab nichts bezahlt, sie ist keine Nutte!«
    »Wahnsinn. Und was hast du gespürt?«
    »Boh, ich weiß nicht. Eine fremde Zunge, die sich in meinem Mund bewegt hat.«
    »Und du?«
    »Und ich was.«
    »Was hast du gemacht.«
    »Nichts.«
    »Verstehe. Aber ihr habt euch angefasst.«
    »Ja, sie hat sich ganz fest an mich rangedrückt.«
    »Und was hast du gespürt?«
    »Weiß nicht, alles.«
    »Die Titten?«
    Erst als Stefanino mich danach gefragt hat, ist mir klar geworden, dass ich wohl tatsächlich die Titten gespürt habe. Sie waren fest gegen meinen Oberkörper gepresst.
    »Und wie waren die?«
    »Schön.«
    »Aber wie fühlen sich Titten denn an? Hart oder weich?«
    Ich denke nach. Einen Augenblick. Zwei Augenblicke. »Ich glaube, sie sind gleichzeitig hart und weich.«
    »Wow.«
    »Allerdings.«
    »Mein Gott, ich freu mich für dich. Und jetzt?«
    »Jetzt was.«
    »Ich meine, ist sie von hier?«
    »Ja.«
    »Na, das mein ich eben, wie geht es jetzt weiter?«
    »Keine Ahnung. In welchem Sinn.«
    »Ich meine, okay, ein Zungenkuss, schön und gut. Aber das war doch wohl nicht alles, oder?«
    Schweigen. Ich nicke, obwohl ich nur telefoniere. Aber ich weiß, dass Stefano mich trotzdem irgendwie sehen kann. Eine Minute sagt keiner von uns ein Wort, dann verabreden wir uns für den Abend. Okay. Ciao. Ciao .
    Stefanino hat recht: Wie geht es jetzt weiter? Ich weiß

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