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Fischland Mord - Küsten-Krimi

Fischland Mord - Küsten-Krimi

Titel: Fischland Mord - Küsten-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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hin, was er
gezeichnet hatte. »Stimmt das in etwa?«
    »Als hätte er Ihnen dafür Modell gestanden«, urteilte Kassandra
beeindruckt.
    »Ich hab ein gutes Gedächtnis und war mir nach Ihrer Schilderung
sicher, dass ich ihm vor einem halben Jahr im Jagdschloss in Gelbensande
über den Weg gelaufen bin, bei einer Ausstellung über die
Malweiber aus der Gegend.«
    Kassandra erinnerte sich an einen Zeitungsartikel darüber. Um die vorletzte Jahrhundertwende hatte man die Malerinnen der Künstlerkolonie auf dem Fischland und dem Darß abwertend Malweiber genannt. Später wurden sie berühmt und ihre Bezeichnung
gleich mit.
    Freese sprach schon weiter. »Wir haben ein paar Worte
über Hedwig Woermann gewechselt, die er sehr schätzte. Wer immer
er war, von Kunst verstand er was. Ich werde mich mit dieser Zeichnung mal
umhören. Wustrow, Ahrenshoop, Born und Wieck, bis rauf nach Prerow und Zingst.
Ich glaube nicht, dass die Polizei alle Galerien, Kunsthäuser und
Auktionen abgeklappert hat, die mir allein in den ersten fünf
Sekunden in den Sinn kommen.«
    »Das würden Sie wirklich tun?«
    »Sicher, dafür bin ich ja da.« Paul Freese lachte wieder dieses unglaubliche
Lachen. »Machen Sie sich keine Sorgen, Frau Voß. Wir finden raus, wer der Mann
war und was er wollte. Der Verdacht gegen Sie wird sich in Luft auflösen.« Er
erhob sich. »Und Sie beide sollten noch das eine oder andere Wort miteinander
reden. Dabei will ich mal lieber nicht stören. Nein, danke«, wehrte er ab, als Kassandra ihn zur Tür begleiten wollte. »Ich finde den Weg
schon. Wir hören voneinander.«
    »Tut mir leid«, sagte Jonas nach einer Minute des Schweigens. »Aber
du hättest mir nie erlaubt, etwas zu erzählen. Ich hätte dich auch nie
überzeugen können, dass du dich irrst. Deshalb hab ich eben
getan, was ich für richtig hielt. Das war vielleicht falsch. Aber es war
trotzdem richtig.«
    Kassandra musste bei dieser absurden Schlussfolgerung lächeln.
»Bringst du nun die Pumpe zu Jung? Ich hole in der Zwischenzeit noch eine von
den Brunello-Flaschen hoch.«
    »Du willst mit mir Wein trinken? Heißt das, du bist nicht mehr
sauer?«
    »Ja. Nein. Ach, ich weiß nicht. Ein bisschen. Versprichst du mir, auf einen zweiten Alleingang zu verzichten, wenn ich je wieder ein
Geheimnis mit dir teile?«
    »Das klingt fast, als könntest du dir vorstellen, das
irgendwann unter Umständen möglicherweise gegebenenfalls zu tun.«
    Obwohl Jonas anscheinend felsenfest davon überzeugt war,
richtig gehandelt zu haben, sah er gerade ein bisschen wie ein
reumütiger Sünder aus. Es gelang Kassandra eine ganze Weile, ihn betont
nachdenklich zu betrachten, bevor sie schließlich lächelnd nickte. »Kann schon
sein.«

5
    Von der Titelseite der »Ostsee-Zeitung« starrte Kassandra am
folgenden Morgen Ferdinand Thuns Foto entgegen. Beinah hätte sie die Zeitung
beim Aufheben vor Schreck fallen lassen, denn abgesehen
davon, dass seine Augen nun geschlossen waren, sah der Mann genau
so aus wie vor einigen Tagen in ihrem Gästezimmer: sehr kalt und tot. Als
Kassandra den Fernseher einschaltete, wurde dort ebenfalls nach dem Unbekannten
gesucht – mit Bild und ausführlichem Bericht. Die von Hauptkommissar Menning
angekündigte Suchaktion hatte also begonnen. Kassandra hoffte, dass
Thuns Identität dadurch schnell aufgedeckt und sie selbst
endgültig aus dem Fokus der Ermittlungen verschwinden würde.
    Der Tag zog sich hin, während sie auf Neuigkeiten
wartete – von der Polizei oder von Paul Freese. Wahrscheinlich war
sie zu ungeduldig, schließlich konnte sie nicht erwarten, dass Letzterer nichts
anderes tat, als pausenlos Erkundigungen für sie einzuziehen, auch wenn er sehr
großzügig seine Hilfe angeboten hatte. Am Nachmittag lenkte sich Kassandra
gerade mit Gartenarbeit ab, da hörte sie im Haus das Telefon klingeln. Eilig
rieb sie sich die schmutzigen Hände an ihren Jeans ab und stürzte hinein.
    »Haben Sie heute Abend schon was vor?«, fragte Paul Freese am
anderen Ende der Leitung.
    »Haben Sie tatsächlich was rausgefunden?«, wollte
Kassandra atemlos wissen.
    Freese lachte leise. »Warum antworten Frauen auf Fragen immer mit
Gegenfragen? Ja, ich glaub schon, und das würde ich gern mit Ihnen
besprechen. Wenn’s geht, beim Essen, ich bin heute noch nicht
dazu gekommen, mir was hinter die Kiemen zu schieben.«
    Um sieben saßen Jonas und sie Paul Freese im »Kapitänshaus« am Fischländer Hafen gegenüber. Die Tischplatten des Restaurants

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