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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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sie Inga zu geben, damit sie Sascha erschießen kann.«
    Â»Und wer war für Inga in Schwerin?«, fragte Bruno. »Ralf ja wohl kaum. Und Mirko erst recht nicht, der war mit Heinz zusammen.«
    Â»Nein«, stimmte Paul leise zu. »Ich weiß nicht, wer es gewesen sein könnte, es ist mir auch egal. Ich wünschte nur, ich hätte mit meiner Vermutung unrecht. Das wäre ein noch schlimmeres Schicksal für Michas Familie, als wir bisher angenommen haben.« Wieder ging ein Zittern durch seinen Körper, und diesmal verstand Kassandra, dass ihm nicht die Kälte etwas ausmachte, sondern dass er innerlich fror. Ihm schien das nicht bewusst zu sein. »Ich muss unter die Dusche. Kassandra, könntest du Heinz fragen, ob er weiß, wann Mirko Geburtstag hat? Ich rufe Dietrich an. Sicher kann er mir sagen, wann genau Micha und seine Frau ins Gefängnis mussten.«
    Â»Und ob sie schwanger war?«
    Â»Wenn das in den Akten gestanden hätte, hätte Dietrich es uns erzählt«, sagte Paul. »Es gäbe eine Erklärung dafür, warum nirgends dokumentiert wurde, dass Gabriele Lange ein Kind erwartete – auch wenn ich natürlich nicht weiß, ob solche … Vorfälle tatsächlich so gehandhabt wurden, wie ich vermute.«
    Â»Wie?«, fragte Bruno. »Meinst du, die entsprechenden Unterlagen wurden nachträglich entfernt?«
    Â»Auch eine Möglichkeit. Ich dachte allerdings an was anderes: Als man bei der Verhaftung die Schwangerschaft feststellte, ist eine Zwangsadoption wahrscheinlich schnell ins Auge gefasst worden. Warum also das ungeborene Kind in den Akten der Eltern überhaupt erwähnen? Wenn es offiziell gar nicht erst existiert, kann man später mit ihm machen, was man will. Falsche Geburtsurkunde, falscher Name – falsches Leben. Das dürfte eine Zwangsadoption vereinfachen.« Abrupt drehte Paul sich um und fiel sofort in seinen Laufschritt.
    Â»Was für eine entsetzliche Vorstellung«, murmelte Kassandra. Mitgenommen setzte sie sich auf Pauls Platz auf der Bank. »Wann ist das alles endlich vorbei? Wann kann die Vergangenheit endlich wieder in der Versenkung verschwinden?« Sie hob den Kopf und sah Bruno herausfordernd an. »Da ist noch was, das Paul quält, etwas, das nichts mit Micha zu tun hat oder mit Mirko und Inga oder Ralf, sondern mit Sascha. Du weißt das besser als ich. Sogar Heinz weiß es. Und ich kann ihm nicht helfen.«
    Â»Tu, was du tun kannst«, sagte Bruno und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Frag Heinz nach Mirko. Wenn die Daten nicht zusammenpassen, muss Paul sich wenigstens darüber keine Gedanken mehr machen. Komm.« Er erhob sich und zog sie von der Bank.
    Heinz’ Auge war nicht mehr so zugeschwollen, das eigentümliche Blaugrüngrau seiner Iris schimmerte schon wieder deutlich hervor. Kassandra erzählte ihm zuerst von Clemens, wozu er nickte. »Das passt – sogar zu meiner ursprünglichen Auffassung, dass er niemanden umbringt. Sollte er die Wahrheit gesagt haben, beruhigt es mich, dass es mit meiner Menschenkenntnis in seinem Fall doch nicht ganz so schlecht bestellt ist, wie ich zwischendurch befürchtet hatte.« Prüfend sah er Kassandra an, die schon den zweiten Löffel Zucker in ihren Tee rührte. Normalerweise nahm sie einen halben. »Du bist nicht hauptsächlich deshalb hier, Kassandra. Was ist noch passiert?«
    Â»Kennst du Mirkos Geburtstag?«, fragte sie geradeheraus.
    Heinz’ linke Braue rutschte nach oben, wie sie es erwartet hatte. »Nicht genau. Irgendwann im September. Warum?«
    Nachdem Kassandra auch das losgeworden war, seufzte Heinz. »Du willst sagen, dass Mirko niemanden schützt, sondern selbst mit drinsteckt. Dass er meine Freundschaft ausgenutzt oder sogar bewusst gesucht hat, weil er hoffte, durch mich an eine Waffe zu kommen. Dass er das alles von Anfang an geplant hat.«
    Â»Heinz …«
    Â»Nein, lass«, wehrte er ab. Der Schatten, der sich über sein Gesicht gelegt hatte, verschwand wieder. »Stimmt schon – warum sonst sollte jemand mit mir befreundet sein wollen? Ich bin nicht der Typ, mit dem man sich anfreundet. War ich nie, werde ich nie sein. Dazu lege ich zu wenig Wert auf Nähe, bin zu schroff und zu humorlos.«
    Â»Du bist vielleicht ein bisschen schroff und kannst ganz schön ungenießbar sein, wenn du es drauf anlegst, aber humorlos bist du ganz

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