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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Kastner
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schlauer als vorher. Sie hatte Sascha Freese gegoogelt und herausgefunden, dass ihm in Stralsund ein Immobiliengeschäft gehört hatte, dessen Internetpräsenz aber gerade im Umbau war und daher keine Informationen bot. Falls Paul die Wahrheit gesagt und Sascha Geld gebraucht hatte, konnte es sein, dass die Firma in Schwierigkeiten steckte. Das wenige, was es über Saschas Vergangenheit zu lesen gab, erstaunte Kassandra: Er hatte Schiffbautechnologie studiert, und zwar an der Ingenieurhochschule für Seefahrt Warnemünde/Wustrow. Was bedeutete, dass er sein Grundlagenstudium in Wustrow absolviert hatte, wo sein und Pauls Vater Professor gewesen war. Vom Schiffbau zum Immobilienmakler schien es Kassandra einerseits ein recht weiter Weg zu sein. Andererseits orientierten sich Menschen im Laufe ihres Lebens ab und zu mal um, und gerade nach der Wende hatten es viele sogar tun müssen . Es gab ein Foto von Sascha Freeses Abschlussjahrgang, das ein ehemaliger Kommilitone ins Netz gestellt hatte, auf dem sie ihn sogar ohne Namensnennung erkannt hätte.
    Violetta war leider bisher stumm geblieben, dabei war sich Kassandra sicher, dass gerade die Vergangenheit viel Interessantes über Sascha Freese barg. Während sie noch das Telefon hypnotisierte und hoffte, dass es einen Ton von sich geben möge, klingelte es stattdessen an der Tür.
    Draußen stand Paul und fuhr sie an: »Wieso muss ich, kaum dass ich wieder hier bin, ausgerechnet von Violetta und auf der Straße erfahren, dass Heinz festgenommen wurde?«
    Kassandra versuchte, sich ebenso wenig von Paul provozieren zu lassen wie Harms neulich. Was sie nicht schaffen würde, wenn sie Paul zu lange ansah. »Seit wann klingelst du? Hast du deinen Schlüssel verloren?«, sagte sie im Umdrehen. Wenn Paul mit ihr reden wollte, musste er ihr schon in die Küche folgen.
    Â»Kassandra, verdammt!«
    Etwas in seiner Stimme ließ sie aufhorchen. Er lehnte im Türrahmen und sah noch grauer aus als vor ein paar Tagen. Wo auch immer er gewesen war in der Mordnacht, geschlafen hatte er vermutlich seitdem nicht sehr viel, und die Zeit bei seiner Mutter musste anstrengend gewesen sein.
    Â»Du brauchst einen Kaffee«, sagte sie. »Warum setzt du dich nicht?«
    Â»Weil ich lieber stehe.«
    Wortlos warf Kassandra eine Kapsel in die Maschine, ließ den Kaffee durchlaufen und reichte Paul die Tasse. »Wie hat es deine Mutter aufgenommen?«
    Paul starrte in den Kaffee. »Nicht sehr gut. Zuerst war sie auf eine beunruhigende Art gelassen, als käme das nicht überraschend. Aber dann … Sascha hat ihr immer nähergestanden als ich, obwohl …«
    Â»Obwohl was?«, rutschte es Kassandra heraus.
    Â»Obwohl sie vermutlich manchmal an ihm verzweifelt ist.« Er stellte die Tasse auf die Arbeitsfläche, ohne einen Schluck getrunken zu haben, und trat einen Schritt näher. Einen winzigen Moment lang glaubte Kassandra, seine Mundwinkel zucken zu sehen. »Die Männer in unserer Familie sind wohl alle nicht ganz einfach.«
    Â»Na ja. Ich kannte deinen Vater nicht.«
    Jetzt lächelte Paul wirklich. »Ja, das ist schade. Du hättest ihn gemocht.« Er wurde wieder ernst. »Erzähl mir, was passiert ist.«
    Kassandra ließ nichts aus, auch nicht Heinz’ drastische Reaktion auf Saschas Anwesenheit in Wustrow. Nur dass sie versucht hatte, Bruno auszuquetschen, unterschlug sie.
    Â»Wir müssen Heinz da raushauen«, sagte Paul. »Er hat zwar einen …« Er unterbrach sich, griff nach der Tasse, setzte sich an den Küchentisch und trank einen Schluck, bevor er neu ansetzte. »Wahrscheinlich hat er sich aus gutem Grund so aufgeführt, aber Heinz bellt nur, er beißt nicht – nicht auf diese Weise. Allmählich wünschte ich, ich hätte mich ein bisschen mehr für Sascha interessiert, dann wüssten wir, wem er in den letzten fünfzehn Jahren alles ans Bein gepinkelt hat.«
    Kurz fragte sich Kassandra, was Paul so absolut sicher machte, dass Heinz unschuldig war – und warum er seinen angefangenen Satz relativiert hatte, der doch andeutete, dass er wusste, weshalb Heinz so ausgerastet war.
    Â»Sascha war im Immobiliengeschäft, kann sein, dass er sich da Feinde gemacht hat«, schlug sie vor, ohne ihre vorherigen Überlegungen auszusprechen. »Je nachdem, wie groß sein Laden war. Ist aus dem Internet leider zurzeit nicht

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