Fish im Trüben
ihr Sohn Luke.«
Denise war eine schöne Frau, mit langem, vollem blondem Haar und grauen Augen. Seit ihren Filmstar-Tagen hatte sie etwas Gewicht zugelegt, aber das stand ihr gut. Der Junge, mit dem blonden Haar und den verwaschenen Samtaugen seiner Mutter, hatte das aufreizende Aussehen eines Teenager-Rockstars. Und kein Pickel zu sehen.
Die alte Dame erzählte mir, daß Luke die letzten beiden Weihnachtsferien in Coogee verbracht habe, und zwar bei der Familie eines Freundes aus dem Fußballverein. Oft hätte er den Kopf bei ihr reingesteckt. Ein wirklich netter Junge.
Ich verließ sie, satt von starkem Tee mit Sahnehäubchen, mit der Adresse von Denise in Newcastle und einem vagen Bedauern ob der Tatsache, nicht über eine Großmutter zu verfügen, die, irgendwo versteckt, sich durch das Backen der schönsten Biskuits und ferner dadurch auszeichnete, jedem Besucher von mir vorzuschwärmen. Einen Schnappschuß von Luke in Fußballklamotten hatte ich auch mitgekriegt. Der Knabe war ebenso athletisch wie gutaussehend, eine Gefahr für das weibliche Geschlecht.
Ich rief bei Coogan an und kriegte eine atemlose Michele an den Apparat. Ich bat sie, Bernie zu sagen, ich hätte Denise lokalisiert und wäre auf dem Wege nach Newcastle, um mehr rauszukriegen. Mit ihr zu sprechen war, wie wenn man Zähne zieht. Ich konnte mich nicht entscheiden, ob sie Angst vor Bernie hatte oder einfach nur strohdumm war. Oder beides.
Ich überlebte die gelbe Chemikalienwolke über Newcastle und nahm die Hängebrücke nach Stockton Beach. Mit der Fähre wäre es viel schöner gewesen, aber ich hatte nicht die Zeit.
Ich parkte den alten Ford und spazierte in der Sonne den Strand entlang und blieb stehen, um ein Schiff zu beobachten, das am Horizont auftauchte, nah genug zum Anfassen, auf dem Weg zum Hafen.
Stockton Beach war altmodisch und etwas vergammelt, mit Holzhäusern mit abblätternder Farbe, Ferienappartements, einem großen Campingplatz und dem Blick auf die Stahlwerke; es strömte ein leichtes Gefühl aus, als ob die Zeit in den Fünfzigern stehengeblieben wäre. Der Strand war vom Feinsten, und wo sonst kannst du auf deinem eigenen Balkon in der Sonne sitzen, an einer Büchse nuckeln und Zusehen, wie dein Schiff einläuft?
Ich fand Denises Haus und klopfte. Sie öffnete die Tür in Jeans und T-Shirt, gebräunt, ohne Make-up. Sie brauchte keins. Eine Druckwelle schierer Weiblichkeit ließ mich unwillkürlich einen Schritt zurück tun.
Ihre Fotografien waren noch zu schwach. Sie hatte eine Art von unangestrengtem, lässigem Sex-Appeal, der Männer zu Jungen macht und Jungen zum Schwärmen bringt.
Ich erzählte Denise, ich käme von Lukes Schule und daß wir bei allen Familien um Erlaubnis bitten wollten, im nächsten Jahr jeweils ein Mitglied einer amerikanischen Besuchergruppe unterzubringen. Sie bat mich reinzukommen.
Es war ein ziemlich schlichtes Haus, aber sie hatte es mit einer großen alten Samtcouch gemütlich gemacht, mit jeder Menge Pflanzen und — seltsamerweise — gerahmten Bibelsprüchen. Irgend jemand im Haus fuhr voll auf Religion ab.
Denise setzte Tee auf, und wir plauderten über das Besucherteam. Ich fragte sie, wo Luke sei. In Sydney bei einem Freund, sagte sie; die Mutter habe am Telefon sehr nett geklungen. Ich fragte mich, wie Denise wohl reagieren würde, wenn sie wüßte, daß der Goldjunge zum Pornohändler abgehauen war, aber ich sah mich nicht als derjenige, der es ihr beibringen sollte.
Falls sie eingeweiht war, dann war sie eine verdammt gute Schauspielerin; und Pornofilme bedürfen nicht gerade hoher Begabungen auf diesem Feld. Dies geregelt, kam ich zu der Überzeugung, meine Zeit nicht mit Denise zu verschwenden. Es gab ja noch Des Cochrane.
Praktischerweise marschierte der gerade zur Haustür rein. Denise freute sich offensichtlich riesig, ihn zu sehen, und er war schon eine beeindruckende Erscheinung. Groß, muskulös und schwarzhaarig, offensichtlich ein Arbeiter in der Stahlfabrik. Er war nicht begeistert, mich zu sehen. Ich konnte es ihm nachfühlen. Wenn ich eine Frau wie Denise zu Hause hätte, ließe ich das Haus Tag und Nacht von Wachmännern beschützen oder besser Wachfrauen.
Während sie rumsauste, um ihm frischen Tee aufzusetzen, und keine Gelegenheit ausließ, sich an ihm zu reiben, erzählte sie ihm, warum ich da sei. Irgendwas erregte seinen Argwohn. Als er anfing, sehr spezifische Fragen zu stellen, erfand ich einen Grund, schnell abzuhauen. Als ich mich auf dem Weg
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