Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fish im Trüben

Fish im Trüben

Titel: Fish im Trüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
Vom Netzwerk:
und Theater. Er trug seine Kluft: dunkles Jackett, Rollkragenpullover und schwarze Slipper zum Rumlaufen. Wir bestellten Kaffee und Toast. Es sollte der Beginn einer langen und fruchtbaren Zusammenarbeit werden. Aber das wußte ich damals noch nicht.
    Er beäugte mich gründlich. Dann nannte er den Namen meiner Schule. Ich nickte verblüfft.
    »Ich war mit Ihrem Onkel Reg während des Krieges zusammen. In Neuguinea.«
    Natürlich gab er an, aber er machte es gut. Ich fragte ihn nach Denise.
    »Denise Dwyer. Ja. Tragische Geschichte, das. Soweit ich mich erinnere, brach die Familie auseinander, als Denise noch klein war. Die Mutter starb, als das Mädchen zur Grundschule ging, und der Vater verschwand. Sie lebte von da an bei der Großmutter. Ein schönes Mädchen, aber sie kam vom Weg ab. Die Schuld der Großmutter war es nicht. Für die war die Aufgabe zu groß.«
    »Lizzie hat gesagt, sie wäre unter den Einfluß von Bernie Coogan geraten, und der hätte sie in seine Pornofilmszene gebracht.«
    Sein Gesicht legte sich in ärgerliche Falten. »Ah ja, Bernie Coogan. Ein böser Mann.« Er sah mich forschend an. »Sucht er nach Denise?«
    »Er möchte, daß ich mit ihr spreche.«
    »Halten Sie das für eine gute Idee?«
    »Sie haben einen Sohn«, sagte ich. »Denise tauchte vor Jahren unter, als er noch ein Baby war. Coogan möchte den Jungen finden, aber erst muß er Denise finden. Ich dachte, ihre Verwandten könnten was wissen.«
    Er schien unsicher. »Vielleicht wäre es für den Jungen besser, nicht von Bernie Coogan gefunden zu werden.«
    »Ja, aber Coogan ist nun mal der Vater, und als solcher hat er einige Rechte.«
    »Bisher hat er nicht das Gefühl gehabt, sie ausüben zu müssen«, sagte der alte Priester, »warum jetzt?«
    »Seine Frau erwartet ein Baby«, sagte ich, »vielleicht hat das väterliche Gefühle geweckt.«
    Er schnaubte, aber er hörte weiter zu. Ich sah meinen Vorteil. »Wenn Coogan an seinem Sohn etwas gutmachen möchte, sollten wir dem nicht im Wege stehen, Hochwürden. Er ist übrigens steinreich...«
    Er glaubte mir kein Wort, aber er konnte einem Geheimnis nicht widerstehen. Hier lag eine gute Geschichte verborgen, und er nahm an, irgendwann könne er sie aus mir herauskitzeln. Ein Jahr lang könnte er davon leben.
    Er gab nach. »Denise lebte mit ihrer Großmutter in Rozelle, mit der Mutter ihrer Mutter, Nellie Davis. Ich weiß allerdings nicht, ob sie noch am Leben ist. Sie müßte jetzt richtig alt sein.«
    Ich hatte Hoffnung, diese kleinen, alten, irischen Streitpferde sind zäh.
    Wir unterhielten uns noch eine Zeitlang, hauptsächlich über Filme, ein Thema, das ihn faszinierte, und er versuchte, so viel wie möglich über meinen Beruf herauszufinden. Beim Bezahlen sagte ich: »Übrigens, das ist alles streng vertraulich.«
    Er war beleidigt. »Natürlich, natürlich. Ich würde im Traum keinem davon erzählen.« Außer seinen einhundert engsten Freunden.
    Wir nahmen ein Taxi nach Darlinghurst, um meinen alten Ford abzuholen, und ich setzte ihn am Apia Club ab, wo er mit seinem Bruder lunchen und sich in einen neuen Wissensaustausch stürzen wollte.
    Nellie Davis lebte in einer der für Rozelle typischen, schmalen, baumlosen Straßen, in denen ein kleines Holzhaus neben dem nächsten stand. Das hier war das authentische Arbeiterklassen-Sydney, mit zu vielen Hunden, von Rennen in der Glotze beherrschten Samstagnachmittagen, lauten Kindern und wenigen Erwartungen, außer vielleicht einen neuen Japaner zu kaufen oder einmal im Leben im Lotto zu gewinnen.
    Nummer dreizehn war frisch gestrichen und sah ordentlich aus, mit einem gepflegten Vorgarten und einer schlafenden, dicken Katze auf den Eingangstreppen. Nellie Davis war über achtzig, schmal und weißhaarig, aber hellwach und neugierig. Sie war wild auf Klatsch. Während sie den Tee aufgoß, erzählte ich ihr, ich arbeite für eine Bank, die alle Kunden suchte, auf deren Konten seit zwei Jahren keine Bewegungen gewesen waren. Wir wollten denen ihr Geld zurückgeben, sagte ich mit ernsthaftem Gesicht.
    Nellie Davis glaubte mir. Wahrscheinlich hatte sie noch nie den Wirtschaftsteil der Zeitung gelesen. Sie erzählte mir, daß Denise mit Geld manchmal etwas schlampig sei, aber sehr großzügig; sie sandte ihrer Großmutter regelmäßig Geld und hatte auch den Hausanstrich finanziert.
    Ich bemerkte einige Fotos auf dem Kamin und nahm eine Familienaufnahme in die Hand. »Ist das hier Denise?«
    »Ja, und das ist ihr Mann Des, und hier ist

Weitere Kostenlose Bücher