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Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Titel: Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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ihm vorbei auf den Horizont. Danach fuhr das Boot bedeutend ruhiger, aber dafür hatte es sich stark auf eine Seite gelegt. Ich setzte mich auf die hohe Kante, hielt mich unauffällig an der Reling fest und schaute weiter auf den Horizont.
    Da wir nach wie vor nicht in der Lage waren, uns unter Deck aufzuhalten, übernahm Stefan auch die Aufgabe des Navigators. Einzig Jack stand hinterm Ruder wie ein Fels in der Brandung.
    Nach einer halben Stunde zeigten der starre Blick auf den Horizont und die frische Luft ihre Wirkung. Die Übelkeit war verflogen. Der Wind blies uns ins Gesicht, das Boot pflügte durchs Wasser wie ein Delphin, die Gischt sprühte über den Bug, ab und zu schwappte eine Welle über die Reling. Fasziniert beobachtete ich, wie das Wasser sogleich wieder durch die Speigatten abfloss. Jedes noch so kleine Detail hatte tatsächlich seine Daseinsberechtigung.
    Das Land hinter uns war zu einer verschwommenen grünlichen Linie verblasst, vor uns nichts als Meerwasser mit weißen Schaumkronen. Plötzlich hatte ich das unbezwingbare Bedürfnis zu singen.
    »Wenn wir erklimmen schwindelnde Höhen, steigen dem Gipfelkreuz zu«, sang ich. »In unser’n Herzen brennt eine Sehnsucht, die lässt uns nimmermehr in Ruh’.«
    »Herrliche Berge, sonnige Höhen, Bergvagabunden sind wir, ja wir«, fiel Jack mit kräftiger Stimme ein. Er kannte das Lied offensichtlich. Meine Schwester konnte sogar die zweite Stimme. Zu den düsteren Kapiteln unserer gemeinsamen Kindheit hatte es gehört, mit der ganzen Familie in die österreichischen Alpen zu fahren und bergab, bergauf deutsches Volksliedergut zu singen, begleitet vom Mundharmonikaspiel meiner Mutter.
    »Mit Seil und Hacken, den Tod im Nacken, hängen wir an der steilen Wand. Herzen erglühen, Edelweiß blühen, vorbei geht’s mit sicherer Hand«, sangen wir voller Inbrunst. Bei der Stelle mit den erglühenden Herzen sah ich Stefan an, der etwas unbehaglich in seinen hochgeklappten Kragen griemelte. Wahrscheinlich hatte er immer Urlaub an der See machen dürfen, und Bergsteigerhymnen waren ihm völlig fremd. Egal!
    »Fels ist bezwungen, frei atmen die Lungen, ach, wie schön ist die Welt«, schmetterte ich. Ach, wie sprach es mir aus dem Herzen! Der Wind blähte unsere prächtigen Segel und wehte uns das Haar aus dem Gesicht, die Sonne brach durch die Wolken, und das Meerwasser wurde für einen Augenblick strahlendblau. »Handschlag, ein Lächeln, Mühen vergessen, alles aufs beste bestellt! Beim Alpenglühen heimwärts wir ziehen, Berge, die leuchten so rot.«
    »Sehr viele Strophen«, sagte Stefan, als wir schließlich atemlos innehielten. Er räusperte sich und stimmte zu unser aller Überraschung ebenfalls ein Liedchen an. »Gischtende Brandung am tückischen Riff, strudelnde Wasser mich umlauern, allen Gefahren trotzet mein Schiff. Hei, wie wir fliegen durch die Flut.«
    Hier stockte er verlegen. »Wie’s weitergeht, weiß ich leider nicht.«
    Hei, dieser Mensch steckte wirklich voller Überraschungen.
    Am frühen Nachmittag tauchte die Fehmarnsundbrücke vor uns am Horizont auf. Von unserem Bruderschiff hatten wir schon seit Stunden nicht mal mehr eine Segelspitze gesehen. Wir vermuteten, dass sie einen völlig anderen Kurs gewählt hatten. Der Wind legte noch ein wenig zu, und das Boot lag jetzt so stark auf der Seite, dass die Speigatten auf der Leeseite permanenten Wasserkontakt hatten. Es war herrlich.
    Stefan hatte uns abwechselnd das Ruder führen lassen, und zweimal hatten wir auch gewendet. In der Praxis verlief das ein wenig hektischer als bei den morgendlichen Trockenübungen, aber es machte unheimlich viel Spaß.
    Das Land kam nur langsam näher. Stefan ließ uns die Segel bergen – das meiste machte er wieder selber – und warf den Motor an. Dann übernahm er das Ruder für unseren allerersten Anleger.
    Als wir langsam in den Yachthafen von Burgtiefe tuckerten, erlebten wir eine böse Überraschung. Es gab nicht einen einzigen freien Liegeplatz, der Hafen war mit kleinen und größeren Segelyachten überfüllt. Manche von ihnen hatten im Päckchen festgemacht und versperrten einen Teil der Zufahrten.
    »Morgen startet hier eine Regatta«, mutmaßte Stefan. »Denn sonst ist hier um diese Jahreszeit ziemlich tote Hose. Es hilft nichts, wir müssen außen an den Pollern festmachen. Das wird allerdings ein bisschen schwieriger. Rebecca und Jack, ihr hängt alle Fender nach Steuerbord und verhindert, dass das Boot Schaden nimmt. Jack übernimmt die

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