Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote
schnell für sie, und die Verletzungen, die sie mir zu fügten, spürte ich kaum. Zweien von ihnen fügte ich mit einem blitzschnellen Ausfallschritt Wunden zu, einfach weil sie nicht glaubten, dass ich kühn genug sein könnte, mich nahe ge nug an sie he ranzuwagen und sie zu erreichen.
Irgendwo im Hintergrund ertönte der Ruf: »Zu den Waffen! Helft dem Bastard! Sie töten FitzChivalric!« Danach entwickelte sich ein großes Handgemenge, aber ich konnte weder sehen, wer darin verwickelt war, noch hatte ich Zeit dazu, genauer darauf zu achten. Ich stach ei nen der Gardisten in die Hand, und er ließ sein Schwert fallen. »Listenreich!«, übertönte erneut eine Stimme das Getöse. »König Listenreich ist erschlagen!« Nach dem aufwallenden Lärm zu urteilen, weiteten sich da nach die Kampfgetümmel weiter aus. Ich hatte dafür keinen Blick. Krachend stürzte ein weiterer Tisch um und ein Schrei ertönte. Im selben Moment stürmte
die Bocksburger Garde in den Saal. Kerfs Befehle: »Bringt sie auseinander! Gebietet ihnen Einhalt! Und mög lichst kein Blutvergießen in des Königs Halle!« Ich sah mei ne Angreifer umzingelt, sah Blades verblüfftes Gesicht, als er mich erkannte und dann über die Schulter rief: »Es ist FitzChivalric! Sie haben Fitz in der Zange!«
»Geht dazwischen! Nehmt ihnen die Waffen ab!« Kerf warf einen von Edels Män nern mit ei nem gezielten Kopfstoß um. Hinter ihm bildeten sich weitere Kampfgetümmel, bis unsere Soldaten gegen Edels Männer vorgingen, Klingen niederschlugen und verlangten, dass die Schwerter weggesteckt wurden. Dies gab mir Zeit zu einer kurzen Atempause, woraufhin ich feststellte, dass nicht nur Soldaten, sondern wirklich die meisten der Anwesenden in die Kämpfe hineingezogen worden waren. So waren zwischen den Gästen Faustkämpfe ausgebrochen. Edels Fest schien in einem Tumult, halb Wirtshausschlägerei, halb militärisches Scharmützel auszuarten, als plötzlich Blade, einer unserer Männer, zwei meiner Angreifer niederrammte und vor mich hintrat.
»Blade!«, begrüßte ich ihn froh, weil ich an nahm, er sei ein Verbündeter. Dann bemerkte ich seine verteidigungsbereite Haltung. »Du weißt, ich würde nie die Waffe gegen dich erheben.«
»Das weiß ich sehr gut, mein Junge«, antwortete der in Ehren ergraute Soldat bekümmert. Dann warf er sich auf mich und drückte mir in einer bärenhaften Umklammerung die Arme nach hinten. Ich weiß nicht, wer mir dann in der Folge auf den Kopf schlug und womit.
KAPITEL 30
IM KERKER
W enn ein Hundeführer den Verdacht hegt, dass ei ner seiner Burschen ein Besessener ist, der die alte Macht benutzt, um die Hunde zu verderben und für seine eigenen Zwecke zu missbrauchen, sollte er auf folgende Zeichen achten:
Ist der Bursche maulfaul und hat er unter seinesgleichen keine Freunde, sei wachsam. Merken die Hunde auf, bevor der Bursche zu sehen ist, oder winseln, bevor er geht, habe Argwohn. Und wendet der Hund sich von der Witterung einer läufigen Hündin ab oder von einer Schweißspur und liegt auf das Gebot des Jungen still, dann zögere nicht länger.
Lass den Burschen an einem Galgen aufhängen, der sich möglichst über einem Wasser und in guter Entfernung von den Ställen befindet, und lass danach seinen Körper verbrennen. Lass jeden Hund, den er erzogen hat, ertränken, ebenso wie alle Nachkommen von verdorbenen Hunden. Ein Hund, der mit der alten Macht in Berührung gekommen ist, wird keinen anderen Herrn fürchten oder achten, sondern wird bösartig, sobald man ihn aus der Obhut jenes Besessenen nimmt, der die Macht auf ihn anwendet. Ein solcher Anhänger der alten Macht wird einen ungehorsamen Hund nicht schlagen, noch wird er dulden, dass sein Bruderhund verkauft oder als Köder bei der Bä renhatz benutzt wird, ganz gleich, wie alt das Tier ist. Der schamlose Betrüger wird
die Hunde seines Herrn sich selbst dienstbar machen und kennt keine wirkliche Treue zu seinem Herrn, sondern nur zu seinem Bruderhund.
Irgendwann wachte ich auf. Ich lag still da und verschaffte mir einen Überblick über mei ne diversen Blessuren. Die Erschöpfung nach dem Carrissamenrausch vermischte sich mit der Erschöpfung von dem tödlichen Gabenkampf mit Justin und Serene. Am rechten Unterarm hatte ich einige hässliche Verletzungen davongetragen, dazu kam eine Wunde am rechten Oberschenkel, an die ich mich gar nicht erinnern konnte. Man hatte sich nicht die Mühe gemacht, mich zu verbinden. Mein Ärmel und das Hosenbein waren
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