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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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des Königs Schloss zu Fierant eingedrungen und haben einige seiner Wachen mit der Alten Magie getötet. Die Kehlen der Opfer waren aufgerissen, damit der Wolf das Blut trinken konnte. Der Wolfsmann ist es, nach dem jetzt überall gefahndet wird. Gekleidet soll er sein wie ein vornehmer Herr, dazu trägt er einen Ring, eine Kette und einen silbernen Anhänger am Ohr. Von einem früheren Kampf mit unserem König hat er eine weiße Strähne im Haar, eine Narbe auf der Wange und eine gebrochene Nase. Ja, und diesmal hat ihm unser König einen gehörigen Schwertstreich am Arm als Erinnerung mitgegeben.«
    Diesen Worten folgte ein beifälliges Murmeln. Selbst ich musste Edels Kaltschnäuzigkeit bewundern, während ich mich zurücklegte und den Kopf in mein Bündel wühlte, wie um zu schlafen. Doch am Feuer brodelte weiterhin die Gerüchteküche.
    »Angeblich verfügt er über die Alte Macht und kann sich bei Vollmond in einen Wolf verwandeln. Sie schlafen bei Tag, und nachts streifen sie umher. Man sagt, es ist ein Fluch, mit dem diese fremdländische Königin sich an unserem König dafür rächen will, dass er sie aus Bocksburg vertrieben hat, weil sie versuchte, die Krone an sich zu reißen. Der Narbenmann ist ein Besessener, der die Seele von König Listenreich in sich trägt, den jene Hexe aus dem Grab heraufbeschworen hat, und so wandert er kreuz und quer durch die Sechs Provinzen und bringt Unheil, wohin er kommt, und sein Gesicht ist das Gesicht des alten Königs.«
    »Mist und Modder«, sagte Creece angewidert und gönnte sich noch einen tiefen Schluck. Den anderen jedoch gefiel das schaurig-schöne Märchen. Sie beugten sich vor und wollten noch mehr hören.
    »Ich gebe nur weiter, was ich selbst gehört habe«, erwiderte der Erzähler beleidigt. »Dass der Narbenmann von König Listenreichs Geist besessen ist, und er kann keine Ruhe finden, bis die Königin aus den Bergen, die ihn verhext hat, auch in ihrem Grab liegt.«
    »Aber wenn der Narbenmann König Listenreichs Geist ist, weshalb hat König Edel hundert Goldkurante Belohnung auf ihn ausgesetzt?«, fragte Creece nörglerisch.
    »Nicht sein Geist. Als König Listenreich starb, hat er ihm einen Teil seiner Seele gestohlen, und der alte König wird nun keine Ruhe finden, bis der Narbenmann tot ist und er seine Seele wiederhat. Und es wird gemunkelt«, hier senkte er die Stimme, »dass der Bastard nicht auf die rechte Weise getötet wurde und deshalb wieder als Wolfsmann umhergeht. Er und der Narbenmann wollen an König Edel Rache nehmen und die Krone zerstören, die er nicht stehlen konnte. Denn der Wolfsmann sollte neben der Hexenkönigin auf dem Thron sitzen, sobald sie sich König Listenreichs entledigt hatten.«
    Die Nacht war wie geschaffen für eine solche Geschichte. Der Mond schien riesig und wanderte orangefarben über den Himmel, während der Wind aus dem Dunkel das klagende Brüllen der Rinder in ihren Pferchen herantrug, vermischt mit dem Gestank aus den Schlachtbänken und Gerbereien. Ab und zu wehten Wolkenfetzen über den Himmel. Bei den Worten des Erzählers lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Doch niemand vermutete den Wolfsmann in dem müden Arbeiter, der mitten unter ihnen schlief. Trotzdem pochte mir mein Herz bis zum Hals, während ich meine Spur in Erinnerung Schritt um Schritt zurückverfolgte. Der Schneider, bei dem ich meine Kleider getauscht hatte, würde mich nach der Beschreibung wiedererkennen. Die Schmuckhändlerin vermutlich auch, und erst recht die Lumpensammlerin, die mir geholfen hatte, das Kopftuch umzubinden. Wenn es auch nicht jeder darauf anlegen mochte, das Augenmerk der Soldaten des Königs auf sich zu lenken, tat ich gut daran, mit denen zu rechnen, die reden würden.
    Der Erzähler war derweil unverdrossen dabei, die Geschichte von Kettrickens bösatigem Ehrgeiz weiter auszuschmücken. So erzählte er davon, dass und wie sie mit mir gelegen hatte, um ein Kind zu empfangen, durch das wir über die Sechs Provinzen herrschen wollten. Er sprach von ihr voller Abscheu, und alle Umsitzenden schienen seine Gefühle zu teilen. Selbst Creece neben mir erhob keine Einwände, als wäre diese absurde Verschwörung Allgemeinwissen. Im Gegenteil: Als er schließlich doch den Mund aufmachte, bestätigte er meine schlimmsten Befürchtungen.
    »Du willst uns das als Neuigkeit verkaufen, dabei weiß längst alle Welt, dass ihr dicker Bauch nicht von Veritas stammt, sondern von dem Bastard. Hätte unser König die fremde Hure

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