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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Besseres verdient. - Das gilt natürlich auch für ihre Mutter, und ich würde selbstverständlich alles tun, damit sie nicht leer ausgeht. Aber das Kind darf man ihr nicht lassen. Denk nach. Sobald das Gerücht die Runde macht, ist sie als legitime Kronprinzessin nur noch in unserer Obhut sicher. Und schließlich hört diese Frau auf Burrich. Er könnte sie zur Einsicht bringen.«
    »Ich bin da gar nicht so sehr überzeugt davon, dass man Burrich wird zur Einsicht bringen können. Er hat bereits ein Kind der Staatsräson geopfert. Möglicherweise ist er nicht mehr sehr begeistert von der Vorstellung, es noch einmal zu tun.«
    »Manchmal hat man keine andere Wahl, mein Freund, und dennoch muss man wählen.«
    Ich muss wohl einen Laut von mir gegeben haben, denn sofort standen beide neben mir. »Junge?«, fragte Chade besorgt. »Junge, bist du wach?«
    Ja. Ich öffnete ein Auge einen Spalt. Es war offenbar Nacht. Ich sah nur den Schein des Herds und einiger Kerzen. Dazu erblickte ich Chade und den Narren und eine Flasche Branntwein. Und dann war da noch ich selbst. Mein Rücken fühlte sich keinen Deut besser an als zuvor. Und mein Fieber war keinen Deut gesunken. Bevor ich den Mund aufmachen konnte, um Fragen zu stellen, hielt der Narr mir eine Tasse an die Lippen. Er reichte mir abscheulichen Weidenrindentee, aber ich war so durstig, dass ich alles davon austrank. Der nächste Becher, den er mir anbot, enthielt dagegen Fleischbrühe, die wunderbar salzig war. »Ich habe einen solchen Durst«, sagte ich mühsam, als der Becher leer war.
    »Du hast viel Blut verloren«, erklärte Chade unnötigerweise.
    »Willst du noch etwas Brühe?«, erkundigte sich der Narr.
    Ich deutete ihm gerade mal so ein Kopfnicken an, worauf der Narr gleich zum Herd ging, derweil wiederum Chade sich vorbeugte und mir drängend zuflüsterte: »Fitz, sag mir eins: Hasst du mich?«
    Im ersten Augenblick war ich wirklich unentschlossen. Aber die Vorstellung, Chade zu hassen, bedeutete dann doch einen zu großen Verlust. Ich hatte zu wenig Freunde auf der Welt. Ich konnte es mir nicht leisten, einen davon zu hassen, deshalb schüttelte ich matt den Kopf. »Aber«, ich hatte Mühe, mit meinen aufgesprungenen Lippen die Worte in einen Satz zu formen, »nimm mir nicht mein Kind.«
    »Hab keine Angst.« Seine knochige Hand strich mir das Haar aus dem Gesicht. »Wenn Veritas tatsächlich lebt, dann besteht gar keine Notwendigkeit dazu. Und vorläufig ist sie dort am sichersten, wo sie ist. Sollte Veritas dann als König zurückkehren und als rechtmäßiger Herrscher den Thron besteigen, dann werden er und Kettricken ohnehin eigene Kinder haben.«
    »Versprochen?«
    Er erwiderte meinen kritischen Blick. Derweil kam der Narr mit dem neuen Becher, und Chade trat zur Seite, um ihm Platz zu machen. Diesmal schien die Brühe deutlich heißer, dennoch war jeder Schluck ein Lebenselixier. Als ich ausgetrunken hatte, fühlte ich mich gestärkt. »Chade.« - Er war inzwischen zum Herd hinübergegangen und starrte ins Feuer. Auf mein Wort drehte er sich wieder zu mir herum.
    »Du wolltest mir etwas versprechen«, erinnerte ich ihn.
    Seine Gesichtszüge verhärteten sich. »Es wäre eine Lüge«, sagte er ernst. »Die Zeiten sind zu unsicher, als dass ich ein solches Versprechen geben könnte.«
    Lange Zeit blickte ich ihn schweigend an. Nach einer Weile schüttelte er leicht den Kopf und wandte ihn zur Seite. Er konnte mir nicht in die Augen sehen. Doch er war immerhin aufrichtig gewesen, und nun lag es an mir.
    »Du kannst auf mich zählen«, erklärte ich bestimmt. »Und ich werde alles tun, was in meinen Kräften steht, um Veritas zu finden und ihm zu helfen, seinen Thron wiederzugewinnen. Ich schenke dir sogar meinen Tod, falls es notwendig sein sollte. Doch noch mehr als das: Du kannst mein Leben haben, Chade. Aber nicht mein Kind. Nicht meine Tochter.«
    Er sah mir in die Augen und nickte bedächtig.
     
    Die Genesung war ein langsamer und schmerzhafter Prozeß. Genaugenommen hätte ich es genießen müssen, das weiche Bett, reichliche Mahlzeiten und Schlaf so viel ich wollte. Das Gegenteil davon war der Fall. Die erfrorene Haut an Fingern und Zehen begann sich abzulösen. Ich blieb damit an jedem Stück Stoff hängen, und die neue Haut darunter war furchtbar empfindlich. Täglich erschien die Heilerin, um mich zu piesacken. Sie bestand darauf, die Wunde müsse offengehalten werden, damit das Sekret abfließen könne. Ihr Herumfuhrwerken mit den

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