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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wieder ein Mensch zu sein? Ich spürte seinen Unglauben, doch auch seine Bereitschaft, mich gewähren zu lassen. Ohne aufzustehen, streckte er sich genussvoll und spreizte die Zehen seiner Vorderpfoten. Wohin gehen wir?
    Nach Burg Fierant, zu Edel. Eine weite Reise flussaufwärts.
    Gibt es Wölfe dort?
    Nicht in der Stadt. Aber es gibt Wölfe in Farrow. Auch in unseren Provinzen gibt es noch Wölfe. Nur nicht in dieser Gegend.
    Außer uns beiden, berichtigte er mich und fügte hinzu: Ich möchte gerne Wölfe finden an dem Ort, wohin wir gehen.
    Damit rollte er sich auf die Seite und schlief wieder ein. Das war Teil der Wolfsnatur, überlegte ich. Er verschwendete keinen Gedanken an das Bevorstehende, und wenn der Zeitpunkt des Aufbruchs gekommen war, würde er mir unbekümmert folgen und für alles Weitere ganz auf unsere Fähigkeiten vertrauen.
    Ich aber war inzwischen wieder zu sehr Mensch geworden, um seinem Beispiel zu folgen. Trotz Nachtauges Missbilligung jagte ich mehr, als wir jeden Tag zum Sattwerden brauchten. Und wenn wir Beute machten, ließ ich ihn nicht nach Herzenslust fressen, sondern räucherte oder trocknete einen Teil des Fleisches. Nach jahrelanger Flickarbeit und Ausbesserungen an wahren Bergen von Zaumzeug unter Burrichs scharfem Auge besaß ich ausreichend Geschick mit Leder und Ahle, um mir weiche Stiefel für den Sommer anzufertigen. Meine alten Stiefel packte ich gut gefettet für den Winter ein.
    Tagsüber, während Nachtauge in der Sonne döste, sammelte ich Kräuter. Bei einigen handelte es sich um die allgemein gebräuchlichen Heilkräuter für die Reiseapotheke: Weidenrinde gegen Fieber, Himbeerwurzel gegen Husten, Wegerich zur Wundheilung, Nesseln gegen Blutandrang. Andere Kräuter waren dagegen nicht so sehr der Gesundheit förderlich. Ich baute mir einen kleinen Holzkasten für die Giftkräuter, die ich gleichzeitig sammelte und die ich präparierte, wie Chade es mich gelehrt hatte: Wasserschierling, Knollenblätterpilz, Nachtschatten, Holundermark, Christophskraut, Stiefmütterchen. Soweit möglich, entschied ich mich für solche, die geschmacks- und geruchlos waren, die ihre Wirkung als feines Pulver oder in einem klaren Auszug entfalteten. Außerdem sammelte ich Elfenrinde, das hochwirksame Stimulans, mit dem Chade Veritas geholfen hatte, seinen kräftezehrenden Umgang mit der Gabe zu überleben.
    Man musste davon ausgehen, dass Edel sich von seinem Zirkel beschützen ließ. Will war derjenige, den ich am meisten fürchtete, doch ich wollte nicht den Fehler begehen, einen von ihnen zu unterschätzen. Burl hatte ich früher als einen großen, plumpen Burschen gekannt und Carrod als einen Stutzer und Schürzenjäger, aber die Tage unserer gemeinsamen Jugend lagen weit zurück. Ich hatte schließlich erfahren, wie der Gebrauch der Gabe Will verändert hatte. Mit Carrod oder Burl hatte ich seit langem nicht mehr in Verbindung gestanden; sie auf die leichte Schulter zu nehmen konnte also verhängnisvoll sein. Sie waren alle in der Gabe ausgebildet, und obwohl mein natürliches Talent einst viel stärker zu sein schien als das ihre, hatte ich auf drastische Weise erfahren müssen, dass sie Möglichkeiten der Gabe kannten, von denen selbst Veritas nichts ahnte. Wenn ich von ihnen mit der Gabe angegriffen wurde und überlebte, brauchte ich die Elfenrinde, um wieder zu Kräften zu kommen.
    Ich baute mir einen zweiten Kasten, groß genug, um meine Giftschatulle aufzunehmen, der jedoch der Form nach dem Kasten eines fahrenden Schreibers glich und damit Bestandteil meiner Tarnung war. Jeder, der mir unterwegs begegnete, würde daran unschwer mein Gewerbe erkennen. Federn beschaffte ich mir von einer brütenden Gans, der wir auflauerten. Dazu verstand ich, einige der Grundsubstanzen für Tinten selbst herzustellen. Zur Aufbewahrung nahm ich ausgehöhlte Röhrenknochen mit Stopfen. Nachtauge spendete mir freiwillig Haar für grobe Pinsel. Feinere Pinsel versuchte ich aus Kaninchenfell anzufertigen, aber das Ergebnis war nicht sonderlich zufriedenstellend. Von einem ordentlichen Schreiber erwarteten die Leute, dass er die Tinten, Pinsel und Federn seines Gewerbes bei sich führte. Widerwillig musste ich mir eingestehen, dass Philia Recht gehabt hatte, als sie sagte, ich verstünde schöne Buchstaben zu malen, besäße aber keineswegs die Kenntnisse eines ausgebildeten Schreibers. Ich hoffte deshalb, dass meine Utensilien ausreichen würden, falls ich unterwegs einen Auftrag ergattern sollte.
    Es

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