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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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dehnte ich meinen Hausputz auf Bettzeug und Winterkleidung aus und wusch aus allem den muffigen Geruch heraus. Eine Maus hatte sich von meinem Umhang Polstermaterial für ihr Nest besorgt. Auch das besserte ich aus, so gut ich konnte. Als ich nasse Gamaschen zum Trocknen über einen Busch hängte und einmal aufblickte, sah ich Nachtauge, wie er mich beobachtete.
    Du riechst wieder nach Mensch.
    Ist das gut oder schlecht?
    Besser, als zu riechen wie das Aas von letzter Woche. Nicht so gut wie zu riechen wie ein Wolf. Er erhob sich, streckte die Vorderbeine aus, senkte den Oberkörper zu Boden und spreizte die Zehen. So. Du willst also tatsächlich ein Mensch sein. Brechen wir dann bald auf?
    Ja. Wir reisen nach Westen, den Bocksfluss hinauf.
    Oh. Er nieste, dann ließ er sich auf die Seite fallen und rollte auf dem Rücken im Staub herum wie ein Welpe. Schließlich hatte er genug davon, sprang auf und schüttelte sich. Sein vergnügtes Einverständnis zu meiner plötzlichen Entscheidung belastete mich. Welches Schicksal würde ich ihm damit bereiten?
    Die Dunkelheit brach herein, während jedes meiner Kleidungsstücks und alles Bettzeug noch feucht waren. Nachtauge war allein auf die Jagd gegangen, und mit seiner Rückkehr brauchte ich nicht so bald zu rechnen. Der Vollmond stand am klaren Nachthimmel - es würde viel Wild umherwandern. In der Hütte schürte ich das Feuer und buk aus dem letzten Hafermehl Fladenkuchen. Rüsselkäfer hatten das Weizenmehl verdorben, deshalb wollte ich lieber aufbrauchen, was noch zu verwenden war. Die einfachen Fladen mit dem Rest des zuckrigen Honigs aus dem Topf schmeckten unglaublich gut. Höchste Zeit, dass ich meinen Speiseplan erweiterte und mich anders ernährte als nur von Fleisch und einer Handvoll Grünzeug jeden Tag. Ich brühte mir einen Tee aus wilder Minze und frischen jungen Brennnesselspitzen und ergötzte mich an dem heißen Getränk.
    Eine der Decken war inzwischen so gut wie trocken. Ich breitete sie auf dem Boden aus, legte mich hin und schaute dösend ins Feuer. Ich spürte zu Nachtauge, doch er zog seine frische Jagdbeute und die weiche Erde unter einer Eiche am Waldrand meiner Gesellschaft vor. Ich war allein und so sehr Mensch wie seit Monaten nicht mehr. Das war gewöhnungsbedürftig, aber gut.
    Erst als ich mich einmal herumdrehte und streckte, sah ich das Bündel auf dem Stuhl. Ich kannte jeden Gegenstand in der Hütte in- und auswendig, und das war neu. Ich nahm es und schnüffelte daran - ich erkannte daran Burrichs Geruch und meinen eigenen. Gleich darauf bemerkte ich, was ich getan hatte und tadelte mich dafür. Wenn ich nicht Gefahr laufen wollte, zum zweiten Mal der Ausübung der Alten Macht überführt und hingerichtet zu werden, musste ich mich immer so verhalten, als beobachteten wachsame Augen jede meiner Bewegungen.
    Es war kein großes Bündel. Es bestand aus einem meiner Hemden, meinem weichen braunen Lieblingshemd, das offenbar jemand aus meiner alten Kleiderkiste hervorgeklaubt hatte, und einer Hose. In das Hemd eingewickelt fand ich einen kleinen Tontopf mit Burrichs Salbe, die er für Schnitte, Verbrennungen und Blutergüsse benutzte. Dazu vier Silberkurante in einer kleinen Lederbörse mit einem aufgestickten Rehbock. Und da war auch ein stabiler Ledergürtel. Ich starrte auf die eingeprägte Verzierung: ein Rehbock mit kämpferisch gesenktem Gehörn, ähnlich dem Wappen, das Veritas für mich vorgeschlagen hatte. Auf diesem Gürtel wehrte der Bock einen Wolf ab. Eine unmissverständliche Botschaft.
    Ich zog mich vor dem Feuer um. Einerseits tat es mir leid, Burrichs Besuch verpasst zu haben, andererseits war ich erleichtert. So, wie ich Burrich kannte, hatte er wahrscheinlich das Gleiche gefühlt, als er hier oben angekommen war und feststellte, dass ich nicht da war. Hatte er mir diese anständigen Kleider gebracht, weil er mich überreden wollte, mit ihm zurückzukehren? Oder war es ein Gruß für meinen zukünftigen Weg? Ich bemühte mich, nicht weiter darüber nachzugrübeln, was seine Absicht gewesen sein mochte oder was er gedacht hatte, als er die Hütte verlassen vorfand. Angezogen fühlte ich mich sehr viel mehr wie ein Mensch. Ich hängte die Lederbörse und das Messer an den Gürtel und legte ihn an, dann zog ich mir einen Stuhl ans Feuer und setzte mich.
    Während die Flammen tanzten und knisterten, gestattete ich mir endlich, über meinen Traum nachzudenken. Etwas schnürte mir die Brust zusammen. War ich ein Feigling? Ich

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