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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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euch nicht helfen können. Nicht euch und nicht den Sechs Provinzen.«
    Kettricken vergrub das Gesicht in den Händen, wie um zu weinen. Doch als sie den Kopf wieder hob, sah ich die Liebe zu ihrem Mann alles überstrahlen, was sie außerdem noch fühlen mochte. »Wenn es das ist, was du glaubst, tun zu müssen, dann lass mich dir helfen.« Sie zeigte auf den Drachen. »Es muss Arbeiten geben, die ich dir abnehmen kann. Zeig mir, wo der Stein weggeschlagen werden muss, dann kannst du die Feinheiten ausarbeiten.«
    Er schüttelte bekümmert den Kopf. »Schön wäre es. Aber dieser Drache muss allein mein Werk sein, das Werk meiner Hände.«
    Krähe sprang unvermittelt auf. Sie trat neben mich, und ich fing einen bösen Blick von ihr auf, als wäre alles meine Schuld. »Majestät«, begann sie. Dann schien sie kurz der Mut zu verlassen, aber sie fasste sich wieder und begann erneut mit festerer Stimme. »Hoheit, Ihr seid im Irrtum. Wenige Drachen wurden nur von einer einzigen Person erschaffen. Jedenfalls nicht die Drachen der Sechs Provinzen. Was die anderen, die wahren Uralten, allein zu bewerkstelligen vermochten, weiß ich nicht. Doch ich weiß, dass solche Drachen, wie sie von Menschen aus unserer Heimat erschaffen wurden, aus der Zusammenarbeit eines ganzen Zirkels entstanden und nicht das Werk eines einzelnen waren.« Veritas starrte sie verwirrt an. »Was sagst du da?«, verlangte er mit bebender Stimme zu wissen.
    »Ich sage, was ich weiß. Ohne Rücksicht darauf, was andere von nun an über mich denken mögen.« Sie streifte uns alle mit einem Blick, als wäre es ein Lebewohl, bevor sie sich ausschließlich an den König wandte. »Majestät, ich nenne mich selbst Falkin von Bock, und ich gehörte einst dem Zirkel des Gabenmeisters Steiper an. Doch mittels meiner Gabe tötete ich ein Mitglied meines eigenen Zirkels, und das um der Liebe eines Mannes willen. Damit beging ich Hochverrat, denn wir waren der Königin höchsteigener Zirkel. Durch meine Tat wurde diese Bindung zerstört, und dafür wurde ich bestraft, wie das Gesetz der Königin es verlangte. Meine Gabe wurde aus mir herausgebrannt, und seither bin ich die, die Ihr hier seht: in mich eingeschlossen, unfähig, über die Mauern meines eigenen Körpers hinauszugreifen, unfähig, die Berührung derer zu spüren, mit denen ich eins gewesen war. Mein eigener Zirkel vollstreckte dieses Urteil. Zur Sühne für den Mord verbannte die Königin mich für alle Zeiten aus den Grenzen der Sechs Provinzen. Sie schickte mich fort, auf dass kein von Mitleid bewegter Gabenkundiger versuchen könne, mich zu befreien. Sie sagte, eine schlimmere Bestrafung gäbe es in ihren Augen nicht und dass ich eines Tages in meiner Verbannung und Einsamkeit den Tod noch herbeisehnen würde.« Krähe sank langsam auf die Knie. »Mein König, meine Königin, sie hatte Recht. Ich knie vor Euch und flehe um Gnade. Entweder tötet mich, oder...« Sie hob den Kopf und schaute Veritas an. »Oder gebraucht Eure Stärke, um die Gabe in mir zu erlösen, dann will ich Euch in Eurem neugeschaffenen Zirkel dienen und bei der Erschaffung des Drachen helfen.«
    Eine Weile herrschte bei allen betretenes Schweigen. Als Veritas schließlich das Wort ergriff, war ihm seine Verwirrung anzumerken. »Von Steipers Zirkel habe ich nie gehört.«
    »Ich zerstörte ihn, Majestät.« Krähes Stimme schwankte. »Wir waren nur fünf. Nach meiner Tat blieben nur drei, und diese hatten den Tod eines Mitglieds erlebt und meine... Bestrafung. Sie waren sehr geschwächt. Ich hörte, dass sie aus dem Dienst der Königin entlassen wurden und sich aufmachten, der Straße zu folgen, die einst in Jhaampe ihren Anfang nahm. Sie kehrten nie wieder zurück; aber ich glaube nicht, dass sie die Strapazen überlebt haben. Ich glaube deshalb auch nicht, dass sie je einen solchen Drachen schufen, wie wir ihn uns in glücklicheren Zeiten auszumalen pflegten.«
    Veritas schien ihr nicht weiter zugehört zu haben. »Weder mein Vater noch mein Großvater, noch eine ihrer Gemahlinnen hatten einen eigenen Zirkel. Auch meine Großmutter nicht.« Er runzelte die Stirn. »Welcher Königin willst du gedient haben, Frau?«
    »Königin Sorgsam, Majestät«, antwortete Krähe demütig. Sie kniete noch immer auf dem steinigen Boden.
    »Königin Sorgsam regierte vor mehr als zweihundert Jahren«, bemerkte Veritas.
    »Sie starb vor zweihundertdreiundzwanzig Jahren«, warf Merle ein.
    »Vielen Dank, Vagantin«, sagte Veritas trocken. »Vor

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