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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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tatsächlich auch noch an zu schneien. Hätte ich diese Gegend in letzter Zeit nicht kreuz und quer durchstreift, wäre ich ernsthaft in Gefahr gewesen, die Orientierung zu verlieren. Doch Rußflocke trug mich unbeirrt weiter, während sie gegen den Wind an kämpfte, der mir fast den Atem verschlug. Die Kälte drang mir bis ins Mark. Ich begann zu frösteln und hatte Angst, dieses Frösteln könnte einen meiner schweren Zitteranfälle ankündigen, was hier draußen in der Einsamkeit für mich den Tod bedeuten konnte.
    Ich war dankbar, als der Wind endlich eine Lücke in die Wolkendecke riss und die Sterne uns mit ihrem grauen Licht den Weg wiesen. Endlich kamen wir schneller voran, und das trotz des Neuschnees, durch den Rußflocke waten musste. Aus einem lichten Birkenwald gelangten wir an eine Lichtung auf einem Hang, die durch Blitzschlag vor ein paar Jahren entstanden war. Hier pfiff uns der Nordwind ungehindert um die Ohren. Ich zog den Umhang vor der Brust zusammen und schlug den Kragen hoch. Meine Ortskenntnis sagte mir, dass von der Hügelkuppe aus die Lichter von Bocksburg zu sehen sein mussten, und hinter einem weiteren Hügel und einem Tal gab es eine viel benutzte Straße, die mich geradewegs nach Hause brachte. Deshalb war ich wieder guten Mutes, als wir uns den mäßig steilen Hang hinaufmühten. Doch dann hörte ich plötzlich wie fernes Donnergrollen den Hufschlag eines Pferdes in angezogenem Galopp. Rußflocke wurde langsamer, dann warf sie den Kopf hoch und wieherte. Im selben Moment sah ich hangabwärts und etwas südlich von mir Ross und Reiter aus der Deckung hervorpreschen. Zwei Gestalten wurden mitgeschleift, einer klammerte sich an den Brustriemen des Tieres, der andere an das Bein des Reiters. Eine Klinge blitzte, ein Aufschrei, und der Reiter hatte sich eines Angreifers entledigt. Dessen Kumpan jedoch griff nach dem Halfter des Pferdes, und während er sich bemühte, das Tier zum Stehen zu bringen, kamen zwei weitere Verfolger aus den dichten Baumreihen hervorgestürmt, um sich ebenfalls auf den Reiter zu stürzen.
    Dann überstürzten sich die Ereignisse. Erkannte ich dort zuerst Kettricken oder gab ich Ruß flocke sogleich die Sporen? Es war eins. Ich handelte, ohne mich lange zu fragen, was meine zukünftige Königin hier draußen nachts ohne Gefolge und bedrängt von Räubern tat. Ich bewunderte vielmehr, wie sie sich im Sattel hielt, ihr Pferd kreisen ließ und sich mit Tritten und Hieben die Männer vom Leib hielt, die sie vom Pferd zerren wollten. Ich zog mein Schwert, als wir den Ort des Geschehens erreichten, aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich irgendetwas gerufen oder geschrien hätte. Meine Erinnerung an den Vorfall erscheint mir heute merkwürdig, denn er wirkte wie ein Schattentheater bei den Bergvölkern, schwarz und weiß, irgendwie lautlos, bis auf das Ächzen und Schreien der Entfremdeten, die einer nach dem anderen den Tod fanden.
    Kettricken hatte einem der Angreifer die Schärfe der Klinge durchs Gesicht gezogen, so dass ihm das Blut in die Augen lief, trotzdem ließ er nicht von ihr ab. Der andere kümmerte sich nicht um die Not seiner Kumpane, sondern riss stattdessen an den Satteltaschen, die wahrscheinlich nicht mehr enthielten als etwas Proviant und Branntwein für einen Tagesausflug.
    Die Gestalt, die sich an Federleichts Zaumzeug gehängt hatte, war eine Frau; als mein Schwert in ihren Körper hinein- und wieder herausfuhr, war diese seelenlose Tat geradeso wie Holz zu hacken. Was für ein seltsames Gefecht. Ich spürte Kettricken und auch die Angst ihres Pferdes, darüber Rußflockes kampferfahrene Begeisterung, doch von den Angreifern war nichts zu spüren. Gar nichts. Kein brodelnder Zorn, kein greller Schmerz aus ihren Wunden. Für mein Gespür waren sie nicht mehr als der Schnee oder der Wind, gegen die ich ebenfalls ankämpfen musste.
    Wie im Traum sah ich Kettricken einem ihrer Gegner den Kopf nach hinten reißen, damit sie ihm die Kehle durchschneiden konnte. Blut quoll hervor, es war wie schwarz im Mondschein, und es tränkte ihren Mantel und hinterließ eine schimmernde Spur auf Hals und Schulter ihres Pferdes, bevor der Sterbende zuckend in den Schnee zurücksank. Ich schwang mein Kurzschwert gegen den letzten Angreifer, verfehlte ihn jedoch, dafür fuhr ihm Kettrickens Dolchmesser durch das Wams zwischen die Rippen und blitzschnell wieder heraus. Mit einem Tritt stieß sie ihn von sich. »Zu mir«, befahl sie kurz, ohne mich anzusehen, setzte

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