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FJORD: Thriller (German Edition)

FJORD: Thriller (German Edition)

Titel: FJORD: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halvar Beck
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Bewusstlosigkeit dieses Mal gedauert hatte. In der Dunkelheit hörte er Aurora leise atmen. Dann erinnerte er sich daran, wie klein der Raum zu sein schien, in dem sie sich befanden, und dass die Luft langsam knapp werden musste. 
    Keinesfalls wieder ohnmächtig werden!
    Schliefen sie wegen Sauerstoffmangels ein, wäre es um sie geschehen. Sie mussten die verbleibende Luft nutzen, um sich bemerkbar zu machen.
    Er hörte ein leises Geräusch. Als würde ein Hamster ein Salatblatt kauen. Es schien aus der Mitte des Raumes zu kommen. Er dachte nicht weiter darüber nach.
    »Aurora?«, rief er. Keine Antwort.
    Langsam robbte er durch den Raum, diesmal jedoch nicht in direkter Linie, sondern an Vorder- und Seitenwand entlang. Seine Vermutung bestätigte sich: Es war ein kleiner Raum, drei mal drei Meter in der Grundfläche, vielleicht weniger. Er brauchte mehrere Minuten für die Strecke.
    »Aurora? Aurora, wach auf!«
    Das Mädchen gähnte und fing gleich darauf an zu weinen. Dann warf sie sich in seine Arme und drückte sich, so fest es ihre Kraft zuließ, an ihn. Er streichelte sie, während seine Gedanken rotierten.
     
    Tor Einar war hinter ihm gewesen, soweit erinnerte er sich noch. Dann kam der Schlag und – nichts mehr. Er musste sich um Aurora kümmern. Sie mussten hier raus. Wenn dieser Raum luftdicht war, hatten sie nicht mehr viel Zeit. Und wie lange konnte so ein kleines Kind ohne Wasser auskommen? Ein erwachsener, gesunder Mensch drei Tage, erinnerte er sich, aber ebenso, dass die Zeitspanne bei Kindern deutlich geringer war. Einen Tag? Zwei?
    »Onkel Erik …«, kam es wispernd zurück. Erik hörte die Angst in ihrer Stimme. »Sind wir bald … tot? So wie die Katze?«
    »Welche Katze?«
    »Die wo der Bagger drübergefahren ist«, erzählte sie schaudernd. »Mama sagt …«
    »Sch… nicht dran denken, meine Kleine.« Erik streichelte ihr über das Haar. »Ach was, bald sind wir hier raus, versprochen.«
    Vorsichtig tastete er nach der schmerzenden Stelle am Kopf und fühlte Feuchtigkeit. Die Wunde blutete wohl noch immer. Kein gutes Zeichen. So schwach, wie er sich fühlte, musste er schon viel Blut verloren haben. Wer weiß, wie viel Zeit ihm noch blieb, bevor er zusammenbrechen oder sterben würde.
    Erik riss sich zusammen. Nein, so lange er für seine Nichte verantwortlich war, würde er nicht sterben. Sie würden diesem Gefängnis heil entkommen.
    »Aurora? Du hast doch davor geklopft und gesungen. Zeig mir doch mal, wo du drangeklopft hast.«
    Das Mädchen schlug mit der flachen Hand an eine Stelle hinter ihr. Erik war erstaunt, wie laut der Raum wummerte – als wäre er ein einziger Resonanzkörper.
    »Komm, lass mich mal hierhin setzen.«
    Sie tauschten die Positionen.
    »Aurora, halt dir mal die Ohren zu, ja?«
    Erik schlug, so laut er konnte, gegen die Wand seines Gefängnisses. Wieder und Wieder. Ohrenbetäubend laut. Sein Kopf fühlte sich an, als würde er gleich platzen. Doch irgendwer musste ihn hören. Irgendwer musste in der Nähe sein und wenigstens das Kind retten.
     
     

34
    Als Noah seine Patienten versorgt hatte, ging er hinaus auf die Straße und fragte die Vorbeieilenden nach Erik. Jeder Bürger, der fähig war, suchte nach den Vermissten. Doch niemand hatte Erik gesehen. Auch Tor Einar Hetland schien verschwunden zu sein. Von dem Kind keine Spur. Noah versuchte es weiter.
    Auf der Wache traf Noah niemanden an. Wo steckte Carl? Langsam begann auch er an seinem rationalen Verstand zu zweifeln. Entweder ging das hier nicht mehr mit rechten Dingen zu oder der Mörder von Liv war gefährlicher, als gedacht. Ein Massenmörder in Kongesanger? Noah schüttelte den Kopf über sich und seine Gedanken. 
    Seine Erinnerung führte ihn zu einem anderen Vorfall zurück: dem Unfalltod des kleinen Anders Morgan. Deutlich waren die Geschehnisse in seinem Kopf verankert. Anders war ein recht braves, jedoch auch sehr kränkliches Kind gewesen. Schwere Allergien und eine chronische Bronchitis hatten ihn geplagt. In seinem kurzen Leben musste er auf vieles verzichten, das für andere Kinder selbstverständlich war. Das machte ihn nicht nur zu einem stillen, sondern auch zu einem gehänselten Kind. Noah rechnete nach. Anders wäre jetzt in etwa so alt wie Liv oder Gunnar gewesen. Soweit er sich erinnerte, gingen sie auch zusammen zur Schule. 
    Noah schüttelte seufzend den Kopf. Liv war schon damals sehr herausfordernd gewesen. Angst oder Scheu hatte sie nie gekannt. Im Gegenteil, fast schien es

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