Flames 'n' Roses
dir über das hier reden.« Er trat zur Seite und zeigte auf den Tisch, auf dem Tasey – juhuu! –, mein Kommunikator und Lends Fußfessel lagen. David wirkte betrübt. »Du hast IBKP-Technologie in unser Haus gebracht. Können die dich jetzt aufspüren?«
»Nein!« Tatsächlich hatte ich in der ganzen Aufregung letzte Nacht gar nicht über so was nachgedacht. Es stellte zwar kein Problem dar, aber seine Sorge war durchaus berechtigt. »Glaub mir, dann wären sie längst hier. Die Fußfessel ist deaktiviert und mein Kommunikator hat kein GPS oder so was. Das ist immer total durcheinandergeraten und musste jedes Mal neu konfiguriert werden, nachdem ich die Feenpfade betreten hatte, darum haben sie’s irgendwann wieder deinstalliert. Na ja, sie wussten ja eh immer, wo ich war, anders als mit einer Fee konnte ich ja gar nicht von dort weg. Und den Kommunikator können sie nur dann aufspüren, wenn man den Panikknopf drückt, versprochen.«
Die Vampirin mischte sich wieder ein. »Schön, aber du könntest sie ja immer noch anrufen.«
Ich warf ihr einen finsteren Blick zu. »Ja klar, weil ich auch so irre scharf drauf bin, für den Rest meines Lebens weggesperrt zu werden. Klingt doch nach ’nem Riesenspaß. Ach, weißt du was, am besten stelle ich mich jetzt gleich!«
»Na klar, als würden die nicht töten, um dich wiederzukriegen«, höhnte sie.
Ich atmete zischend aus und musste mich wirklich zurückhalten, um sie nicht anzuschreien. Irgendwie gingen mir Vampire viel mehr auf die Nerven als alle anderen Paranormalen – die Diskrepanz zwischen ihren Covern und ihren echten Gesichtern war einfach zu viel. »Jetzt pass mal auf, du lebende Leiche, weißt du überhaupt, was ich angestellt habe? Ich habe gegen Abschnitt eins der Satzung verstoßen. Abschnitt eins, klar? Das heißt, ich habe unautorisiert einen Paranormalen freigelassen und würde dafür für den Rest meines sterblichen Daseins weggesperrt werden. Und das heißt, selbst wenn ich zurückkehren wollte – was ich übrigens nicht will – und selbst wenn es überhaupt noch irgendwas gäbe, zu dem ich zurückkehren könnte – was höchstwahrscheinlich nicht der Fall ist –, wäre es gar nicht möglich. Also leck mich!«
Sie sah aus, als würde sie mich eigentlich lieber beißen, aber David unterbrach uns. »Das reicht. Wir stehen hier alle auf derselben Seite, Arianna. Lend hat mir alles erzählt und ich glaube, Evie hat recht – wenn die sie aufspüren könnten, wären sie wohl schon längst hier.« Er griff nach dem Kommunikator. »Das Ding hat die ganze Nacht immer wieder gepiept. Wir haben es bei deinen Kleidern im Badezimmer gefunden.«
Mein Herz machte einen Hüpfer. Raquel! Sie war sicher krank vor Sorge um mich. Wenn ich sie nur anrufen, ihr sagen könnte, dass es mir gut ging … Ja, dann wüssten sie genau, wo ich war, und ich käme für den Rest meines Lebens hinter Gitter.
»Die wollen sicher rausfinden, ob ich noch lebe«, sagte ich traurig und stockte. Wie oft hatte ich ihnen gesagt, sie sollten nicht mit den Feen arbeiten, sie angefleht, Lend zu vertrauen und zu versuchen, das alles mit ihm gemeinsam aufzuklären? Natürlich bewies meine Klassifikation deutlich genug, was die IBKP wirklich von mir dachte. Und ganz gleich, was Raquel für mich bedeutete, sie war die IBKP. Ich schüttelte den Kopf. »Sollen sie ruhig denken, dass ich tot bin.«
Jetzt meldete sich die Werwolffrau zu Wort. Ihre Stimme war sanft, ihre Augen voller Angst. »Hast du es wirklich gesehen?«
Ich brauchte einen Augenblick, bis ich begriff, dass sie das Feuermädchen meinte. Vivian. Ich schloss die Augen und nickte. Das war bestimmt nur ein komischer Traum gewesen; ich kannte ihren Namen gar nicht wirklich. Am liebsten hätte ich nicht mehr darüber geredet – noch nicht mal daran gedacht.
»Was macht dein Bein?«, fragte Lends Dad.
»Ach, dem geht’s schon viel besser. Tut nur noch ein bisschen weh, aber nicht schlimm.«
»Gut. Wir machen jetzt nämlich einen kleinen Spaziergang.«
»Okay.« Verwirrt blickte ich zu Arianna. Vampire hielten sich normalerweise fern von direktem Sonnenlicht. Nein, nicht weil sie dann in Flammen aufgehen würden oder so ein Quatsch. Aber wenn es so hell war, schimmerte ihr wahres Ich durch ihr Cover hindurch. Zwar nur ein kleines bisschen, aber sie versuchten, das Risiko so gut es ging zu vermeiden.
»Komm, du wirst eine lange Hose brauchen«, sagte Lend. »Ist ganz schön kalt heute.«
Ich folgte ihm die Treppe hinauf.
Weitere Kostenlose Bücher