Flaming Bess 01 - Das Erbe der Erde
Sie können Ihnen sagen, was im Tempel geschehen ist.«
Er lachte heiser, griff nach dem Glas und leerte es in einem Zug. »Sie müssen mich für einen Narren halten«, knurrte er. »Aber Sie täuschen sich. Ich bin keiner von diesen schwachköpfigen Flüchtlingen; ich bin auf Terminus geboren. Ich kenne den Tempel der Alten Kommandantin, den Schrein und die Frau im Eis. Ich kenne die wissenschaftlichen Untersuchungsberichte, die historischen Aufzeichnungen, die Jahrtausende weit zurück in die Vergangenheit reichen. Jahrtausende! Ganze Generationen von Wissenschaftlern haben sich mit dem Schrein befaßt, und alle kamen zu dem gleichen Ergebnis: Die Frau im Eis ist tot. Es gibt keine Möglichkeit, sie wiederzubeleben. Ein Stück Gefrierfleisch, das ist alles. Wissen Sie, was geschieht, wenn man Gefrierfleisch auftaut und es ein paar Tage lang liegen läßt? Es beginnt zu stinken. «
Bess runzelte indigniert die Stirn. »Ich hoffe«, sagte sie sanft, »Sie wollen mir auf diese charmante Weise nicht unterstellen, daß mein Deodorant versagt hat.«
Er lachte erneut; es klang wie das Husten eines Frosches. »Sie haben Humor. Der erste verdammte Klon mit Humor. Wie es scheint, machen Kroms Gen-Techniker Fortschritte. Ist das Kroms Ziel? Will er, daß seine Klon-Soldaten mit einem Scherz auf den Lippen den Heldentod sterben? Von mir aus können Sie sogar lachen, wenn Sie vor dem Erschießungskommando stehen. Reden Sie endlich! Nur so können Sie Ihr Leben retten!«
»Sie vergeuden Ihre Zeit, McLasky«, sagte sie ungeduldig. »Ich nehme an, Sie haben von Ka oder Gahl Belfort gehört, was wirklich im Tempel geschehen ist. Ich bin Flaming Bess. Ich habe den Schrein verlassen; das Eis ist geschmolzen, und ich bin nicht tot. Ich lebe. Ganz gleich, was Ihre Wissenschaftler behaupten — ich bin der lebende Beweis dafür, daß sie sich geirrt haben.«
Sie beugte sich nach vorn, nur ein wenig, denn sie spürte die Nervosität der SD-Männer an der Tür. Eine unbedachte Bewegung, und sie würden schießen. Mein Gott, dachte sie. Diese Leute glauben tatsächlich, daß ich eine Agentin ihrer Feinde bin!
»Hören Sie, McLasky, dort draußen wimmelt es von Herculeanern. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie den Palast angreifen. Ihre Stadt brennt, und wenn Sie nicht sofort etwas unternehmen, wird auch der Palast in Flammen aufgehen. Ich weiß nicht, was geschehen ist. Ich weiß nicht, warum ich Tausende von Jahren im Eis geschlafen habe. Ich weiß nicht, warum ich erst jetzt aus dem Eis ins Leben zurückgekehrt bin. Aber es ist geschehen. Ich habe gegen die Herculeaner gekämpft. Ich habe dreißig Ihrer Leute — Frauen und Kinder — vor dem sicheren Tod gerettet. Ich habe mein eigenes Leben für Menschen riskiert, die ich nicht einmal kenne. Zum Teufel, glauben Sie denn im Ernst, ich hätte all das getan, wenn ich eine herculeanische Agentin wäre?«
»Es gibt kaum eine bessere Methode, um sich unser Vertrauen zu erschleichen, meinen Sie nicht auch?« Der SD-Chef lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ein guter Plan, ein kluger Plan. Ein Plan, wie man ihn von einem heimtückischen Bastard wie Kriegsherr Krom erwarten kann. Was macht es schon, daß zehn oder hundert oder tausend seiner Klon-Soldaten sterben, wenn ihr Tod es ermöglicht, einen Agenten in den Magisterpalast einzuschleusen? Was macht es schon, daß ihm dreißig Gegner entkommen, wenn sie ihm früher oder später doch in die Hände fallen!« Er nagte an seiner Unterlippe. »Wahrscheinlich haben Sie den Auftrag, die Kraftfeldprojektoren zu zerstören. Wenn der Energieschild zusammenbricht, sind wir ihm ausgeliefert.
Gestehen Sie!
Geben Sie zu, daß Sie Kroms Kreatur sind!«
»Ich kenne diesen Krom nicht«, sagte sie müde. »Ich höre diesen Namen zum ersten Mal.«
»Meine Geduld hat Grenzen«, warnte McLasky. »Es gibt Methoden, um Sie zum Reden zu bringen. Äußerst schmerzhafte Methoden. Wir wissen genug über euch Klons. Wir kennen eure schwachen Punkte.«
Sie schwieg; es war sinnlos, mit ihm zu argumentieren. Er war verrückt.
Sie dachte an Katzenstein. Der Magister wird verhindern, daß McLasky Dummheiten macht. Hoffentlich hatte er recht. Der SD-Chef war gefährlich.
Wenn Katzenstein und der Magister nicht bald eingreifen, mußte sie von sich aus etwas unternehmen. Sie traute sich zu, McLasky und die beiden SD-Männer zu überwältigen, aber sie scheute vor einer gewaltsamen Lösung zurück. Sie wußte zu wenig über die
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