Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
ihm diese Nummer. Sagen Sie ihm, daß ich zu schätzen weiß, was er für mich getan hat, daß ich ihm helfen will. Er kann mich jederzeit von einem Münztelefon per R-Gespräch anrufen. Ich brauche gar nicht zu wissen, wo er sich aufhält. Ich will nur Jimmie Lee Boggs finden.«
    Sie nahm die Karte in ihre kleine Hand. Sie blickte hinaus auf den Regen, die Augen gedankenverloren.
    »Wie wollen Sie ihm denn helfen?« sagte sie.
    »Das Urteil kann umgewandelt werden. Das bedeutet, daß ihm die Hinrichtung erspart bliebe. Vielleicht kommt es sogar zu einem neuen Prozeß. Die Jury hat nicht alles gehört, was sie eigentlich hätte erfahren müssen, stimmt’s?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Über Hipolyte Broussard. War er ein Zuhälter?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Und hat er versucht, auch Tee Beau für seine Geschäfte einzuspannen?«
    »Tee Beau mußte den Bus mit den Mädchen raus zum Lager fahren.«
    »Was hat Hipolyte noch getan?«
    »Sir?«
    »Hat sich Hipolyte an dir vergriffen?«
    Wieder flackerte ihr Blick kurz zu mir herüber, nur um dann wieder starr zu werden. Ich sah, wie ihre Nasenflügel beim Atmen bebten.
    »Du mußt es mir nicht sagen, wenn du nicht willst«, sagte ich. »Aber vielleicht hatte Tee Beau ja einen guten Grund, Hipolyte zu töten. Einen, den auch andere Leute nachvollziehen können.«
    Sie drückte die Finger zusammen und sah in ihren Schoß.
    »Er hat gesagt, ich muß mit in den Bus«, sagte sie.
    »Wer?«
    »Hipolyte. Er hat gesagt, ich muß mitkommen ins Arbeiterlager. Tee Beau hat gesagt, auf keinen Fall, selbst als Hipolyte ihn zu Boden geschlagen hat. Hipolyte hat gesagt, entweder ich komme mit, oder ich verliere meinen Job.«
    »Ist das also der Grund, weshalb er Hipolyte getötet hat?«
    »Das hab ich nicht gesagt. Das hab ich überhaupt nicht gesagt. Sie haben mich gefragt, was Hipolyte mir getan hat.«
    Ich blickte zu den Wohnwagen hinter dem Parkplatz.
    »Macht dir jetzt jemand Schwierigkeiten, Dorothea?« sagte ich. »Gibt es jemanden, der will, daß du etwas tust, was du nicht tun willst?«
    »Gros Mama ist gut zu mir.«
    »Läßt sie dich etwas machen, was du nicht tun willst?«
    »Ich bedien hier an den Tischen, ich wische mit einem Mop den Fußboden, bevor ich heimgeh. Sie hält mir die Männer vom Leib. Sie holt mich morgens ab und nimmt mich mit zur Arbeit, Sie sagt, ich soll mir nicht immer Sorgen um Tee Beau machen, das würde schon wieder, und eines Tages wird er zurückkommen. Gros Mama weiß das.«
    »Woher weiß sie das?«
    »Sie ist eine traiteur – eine Hexe. Sie hat magische Kräfte. Deshalb hatte auch Hipolyte Angst vor ihr. Sie hat ihm einen gris-gris verpaßt. Und um den Mann, den Sie suchen, Jimmie Lee Boggs, um den müssen Sie sich auch keine Gedanken mehr machen. Auch er hat ein gris-gris bekommen. Er wird sterben.«
    »Nicht so schnell, Dorothea. Du kennst Boggs?«
    »Ich hab ihn mit Hipolyte gesehen, dahinten bei den Wohnwagen. Genau da. Gros Mama sagt, beide haben schon den gris-gris, sie tragen ihn in sich wie einen Wurm. Sir?«
    »Was ist?«
    »Sir?«
    »Ja? Du brauchst mich wirklich nicht Sir nennen.«
    »Ich will Sie was fragen.« Sie sah mir zum ersten Mal voll ins Gesicht. Ihr Lippenstift war schief aufgetragen. »Sie lügen mich auch nicht an? Sie können Tee Beau wirklich helfen?«
    »Ich kann es zumindest versuchen. Wenn er es zuläßt. Weißt du, wo er sich aufhält, Dorothea?«
    »Gros Mama wartet sicher schon auf mich. Freitag ist immer viel los.«
    »Wenn du mit Tee Beau sprichst, sag ihm, daß ich mich bedanke.«
    »Ich muß jetzt wirklich gehen.«
    »Einen Moment noch. Ich habe einen Regenschirm«, sagte ich.
    Ich öffnete ihn im Regen und geleitete sie zum Eingang des Lokals. Dann huschte sie eilig an den Männern vorbei, die sie von der Theke anstarrten, und ging zu ihren Tischen neben der Tanzfläche.
    Ich hatte Alafair versprochen, mit ihr in ein Gartenrestaurant in Cypremort Point zu gehen, um Bluepoint-Krabben zu essen, ein allwöchentliches Ritual, das die Bedienung in Angst und Schrecken versetzte: Zum guten Abschluß nahm Alafair in einem weißen Lätzchen mit einem großen roten Krebs darauf die Krabben mit einem Holzhämmerchen und einem Nußknacker auseinander. Das tat sie mit einer so unbeholfenen Verbissenheit, daß der Holztisch anschließend mit einem Schlauch abgespritzt werden mußte. Ich versuchte sie vor Enttäuschungen zu bewahren und wollte ihr auch jeden weiteren Schmerz ersparen. Sie hatte unter dem Tod ihrer richtigen

Weitere Kostenlose Bücher