Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
weg und gingen nach oben in ihr Schlafzimmer. Draußen zog Nebel heran, und der Himmel hatte einen weichen Grauton. Die tief stehende Sonne war ein roter Ball am Horizont im Westen. Die langen rosa Wolkenstreifen über den Bäumen erinnerten mich an die Flügel von Flamingos.
Ich zog mein Hemd aus, setzte mich dann auf den Bettrand, um die Schuhe auszuziehen. Sie saß nur in BH und Höschen neben mir und legte ihre Hand auf meinen Rücken.
»Deine Haut ist ganz heiß«, sagte sie.
»Das hat mit einer bestimmten Lady zu tun«, sagte ich und versuchte dabei zu lächeln.
»Nein, deine Muskeln sind bretthart. Was ist los, Dave?«
»Nur ein paar Dinge, die mir im Kopf rumgehen.«
»Da soll ein großer Deal über die Bühne gehen, hab ich recht?«
»Was bringt dich auf den Gedanken?«
»So was weiß ich immer. Ich höre Leute am Telefon reden, große Geldmengen werden hin- und hergeschoben. Dave, bist du immer noch bei der Polizei?«
»Keine Fragen heut nacht, Boots.«
»Irgendwann werden sie es ohnehin herausbekommen. Du verstehst eines nicht: Die Beamten vom Drogendezernat, die sich einschleusen lassen, sind genau wie die Leute, die sie verfolgen. Das bist du nicht. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie dir auf die Spur kommen.«
»Wir wollen nicht mehr drüber reden.«
»In Ordnung, wenn du es so willst. Aber du wirst den Punkt erreichen, wo du dich mir anvertrauen mußt. Wenn nicht jetzt, dann später. Das weißt du, Dave.«
Ich legte meine Finger auf ihre Lippen.
»Es wird regnen«, sagte ich. »Weißt du noch, wie wir im Regen immer ins Bootshaus meines Vaters gegangen sind?«
Sie legte ihre Wange an meine nackte Schulter und ließ ihre Hand leicht auf meinem Arm ruhen. Ich zog mich ganz aus, und sie zog ihren Slip über die Schenkel und setzte sich auf mich. Ich fühlte, wie ich tief in sie eindrang, fühlte, wie sich Hitze und Feuchtigkeit über meinen Lenden ausbreiteten. Ihr Gesicht wurde vor Konzentration ganz rund und bleich. Sie liebte mit der Zielstrebigkeit und Erfahrung einer älteren Frau, und als sie ihren Höhepunkt erreichte, preßte sie meine Hand hart gegen ihre Brust, als wolle sie mich dazu zwingen, am Rauschen ihres Herzens teilzunehmen.
Draußen war es dunkel, und der Regen prasselte gegen die Verandatür. Die Äste einer Eiche strichen naß gegen eine Hauswand. Sie lag in meinem Arm, eine Hand auf meinem Bauch, und ich roch das Shampoo in ihrem Haar und konnte den dünnen Schweißfilm auf ihrer Stirn schmecken.
Dann, als sei ich auf einmal wild entschlossen, all meine Ängste und Befürchtungen an jemand anderen weiterzureichen, und obwohl ich ihr wieder weh tun mußte, so wie ich es vor vielen Jahren getan hatte, stellte ich ihr die Frage, die mir auf der Seele gebrannt hatte, seit ich zum erstenmal ihrem Haus auf der Camp Street einen Besuch abgestattet hatte.
»Warum löst du dich nicht von ihnen?«
»Das hab ich dir bereits gesagt.«
»Du hast gesagt, du hättest nicht gewußt, daß dein Mann zur Mafia gehörte, als du ihn geheiratet hast. Ich habe noch nie einen von denen getroffen, dem man es nicht schon meilenweit ansah, Boots.«
»Ich hab nicht darauf geachtet, schätze ich.«
»Bootsie, du mußt es gewußt haben.«
»Er sah gut aus und hatte gute Manieren. Er hat mir gesagt, er hätte in Tulane studiert. Er hat immer gelächelt. Ich habe Spaß mit ihm gehabt, Dave.«
»Die ganzen Spielautomaten, die ihr vertreibt, werden von einer Mafia-Strohfirma in Chicago hergestellt. Du steckst voll drin, meine Beste.«
Sie nahm die Hand von meinem Bauch, setzte sich an der Bettkante auf und blickte hinaus auf die nassen Baumwipfel. Dann ging sie barfuß in ihrem BH und dem Slip zu einem Schränkchen, das über einem kleinen Tisch angebracht war. Sie hatte kleine Fältchen an den Hüften. Durch den Slip hindurch sah man die dunklen Konturen ihres Geschlechts.
»Ich werde jetzt ein Glas Cream Sherry trinken«, sagte sie. »Das macht dir doch nichts aus? Manchmal kann ich dann besser schlafen. Ich kann immer schlecht schlafen, wenn es donnert. Schön dumm, aber so bin ich nun mal.«
Ihr Gesicht zeigte weiter in Richtung der Verandatür, aber ich konnte es auf ihren Wangen feucht glänzen sehen.
8. Kapitel
Es war stockfinster und regnete heftig, als ich mein Boot durch den Kanal vom Dock aufs offene Wasser steuerte. Das Boot lag sehr flach im Wasser, aber es war Ebbe, und der Kanal war nicht tief. Gelber Schlamm und zusammengeklumpte welke Hyazinthen schäumten unter der
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