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Flammen Der Nacht -4-

Flammen Der Nacht -4-

Titel: Flammen Der Nacht -4- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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schnelle Auffassungsgabe.

    »Genau. Er hatte eine Tonstatue von mir gefertigt, echt grenzwertig, dieses Ding. Die Skulptur sah exakt so aus wie ich, und Mama hat sich fürchterlich aufgeregt. Nachdem die Gäste weg waren, standen wir um das Lagerfeuer herum. Mama sah die Statue auf dem Tisch stehen und schleuderte sie zu Boden. Als sie sie anfasste, muss der Ton irgendeinen Schalter in ihr umgelegt haben. Denn als sie sich wieder zum Feuer drehte, war sie nicht mehr Mama.« Bei der Erinnerung bekam Firebird Gänsehaut. »Ihre Stimme klang erschreckend anders.«
    »Wie denn?«
    »Als sie sprach, klang ihre Stimme leise, tief, kehligweich. Als würde sie von weit weg zu uns sprechen oder aus einem Brunnenschacht.«
    »Weißt du noch, was sie gesagt hat?«
    »Ich wünschte, ich könnte es vergessen.« Firebird massierte ihre Schläfen. »Sie sagte: ›Jeder meiner vier Söhne muss eine von den Varinski-Ikonen finden.‹ Das mutete damals völlig abwegig an. Wir hatten jahrelang nichts mehr von dir gehört und dachten, ich wäre … wir dachten, ich wäre das vierte Kind.«
    Adrik umarmte sie ungeschickt. Firebird, die aus Erfahrung wusste, wie peinlich es ihren Brüdern war, Gefühle zu zeigen und Trost zu spenden, lächelte verständnisvoll.
    »Mama sagte weiter: ›Kraft ihrer Liebe können sie die Heiligenbilder heimbringen. Ein Kind kann das Unmögliche vollbringen. Oder die geliebte Familie wird durch Verrat zerstört … und in die Flammen springen.‹«

    »Das mit der Liebe und den Heiligenbildern bekomme ich auf die Reihe. Aber was soll der Rest bedeuten? «
    »Sehe ich etwa aus wie ein Orakel?«, konterte seine Schwester.
    » Weiß sie, was es bedeutet?«
    »Nein. Ganz offensichtlich nicht.«
    Adrik blies nachdenklich die Backen auf. »Wie sah Mama aus?«
    »Wie in Trance. Keine Ahnung, wie ich es sonst beschreiben soll. So was muss man mit eigenen Augen gesehen haben.« Firebird schauderte. »Sie sagte: ›Die Blinden können sehen, und die Söhne von Oleg Varinski haben uns gefunden.‹«
    »Das haben sie mit Sicherheit.« Oleg war Konstantines Bruder gewesen. Er hatte Konstantine und Zorana nach deren Hochzeit verfolgt und damit gedroht, Zorana zu töten und Konstantine in den Clan zurückzuholen.
    Stattdessen hatte Konstantine Oleg getötet, und dessen Söhne hatten Rache gelobt – das lag mittlerweile fast vierzig Jahre zurück.
    »Mama sagte weiter: ›Du darfst dir nie sicher sein, denn sie sind überall. Um den Pakt nicht zu gefährden, wollen sie dich vernichten.‹ Dann zeigte sie auf Papa und meinte: ›Wenn die Wilders den Pakt mit dem Teufel nicht zu brechen vermögen, wirst du nach deinem Tod in die Hölle hinabfahren und auf ewig von deiner geliebten Zorana getrennt werden. Denn du, mein Geliebter, weilst nicht mehr lange auf dieser Erde. Du hast dein Leben verwirkt.‹« Firebirds Augen wurden feucht.
»Dann brach Papa auf dem Boden zusammen. Seitdem geht es ihm gesundheitlich immer schlechter.«
    Adrik trommelte mit den Fingern auf das Geländer, bevor er leise zurückgab: »Letztes Jahr hab ich versucht herauszufinden, was zwischen den Varinskis und den Wilders abläuft. Ich war in der Ukraine und im Haus der Varinskis …«
    Die Wilders kannten den Landsitz der Varinskis von den Bildern her, die im Internet eingestellt waren: ein baufälliges, verdrecktes altes Gemäuer mitten in der kaukasischen Steppe, in dem brutale Säufer hausten, ohne Moralkodex oder ein Minimum an Hygienestandards. »Wie bist du denn da reingekommen?«, wollte Firebird wissen.
    »Durch die Tür«, grinste ihr Bruder. Als sie ihn ungläubig anstarrte, zuckte er wegwerfend mit den Achseln. »Es sind nicht mehr viele, und sie sehen alle gleich aus …«
    »Und ihr seht so aus wie sie.« Außerdem seid ihr clever, gerissen und gefährlich.
    Bisweilen verdrängte sie, dass ihr Vater und ihre Brüder Varinskis waren – Konstantine hatte zwar den Familiennamen in Wilder geändert, trotzdem entstammte er der Varinski-Sippe.
    Adrik fuhr fort: »Da war dieser Alte. Onkel Ivan, echt unheimlich, der Typ. Er säuft wie ein Loch, ist tattrig und blind, mit einem weißen Film über den Augäpfeln. Die jüngeren Varinskis meinten, dass Onkel Ivan gelegentlich Trancezustände habe. Oder so was Ähnliches. Einer der Jungen sagte: ›Er spricht mit der Zunge Satans.‹«

    »Was heißt das?«
    »Das konnte ich unmöglich fragen, sonst hätte ich mich verdächtig gemacht. Ich weiß bloß, dass er den Varinskis geraten hat, sich an die

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