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Flammen Der Nacht -4-

Flammen Der Nacht -4-

Titel: Flammen Der Nacht -4- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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lief ohne Ton. Eben zeigte der Wetterkanal Bilder von einem weiteren Wintersturm, der an der Küste vor Washington wütete.
    Auf dem Nachttisch stand eine mit Wasser gefüllte Glasschale, in der eine einzelne gelbe Rosenknospe schwebte.
    Das Ganze machte den Eindruck einer Totenwache.
    Firebird versuchte sich zu konzentrieren, um ihre bruchstückhaften Erinnerungen auf die Reihe zu bekommen. »Das Letzte, was ich noch weiß, ist, dass wir gesprungen sind. Dass wir in diesem schweinekalten Ozean landeten und froh sein konnten, dass wir das Wasser getroffen hatten und nicht die Klippe. Ich hab mich in irgendwas verfangen.« Ihr brach der kalte Schweiß aus. »Und wie eine Wilde gestrampelt, um das glibbrige Zeug loszuwerden.«
    Er nahm ein feuchtes Tuch und wischte ihr damit Stirn und Hände. »Stimmt, du hattest dich in Seetang verfangen«, seine Stimme klang sanft und begütigend, »ich hab dich buchstäblich in der letzten Sekunde gefunden. Zum Glück verlangsamt kaltes Wasser den Stoffwechsel, deshalb hält das Hirn den Sauerstoffmangel länger aus. Es passiert meistens bei Kindern, aber du … äh … du hast gesungen.«
    »Gesungen? Spinnst du? Wieso sollte ich …« Sie besann sich allmählich wieder. »Die Strömung hat uns aufs Meer hinausgezogen, nicht wahr?«
    Er legte das Frotteetuch beiseite und lehnte sich über sie, seine Hände flach auf die Matratze gestützt. »Erzähl mir, was du noch weißt.«

    »Ich wurde dauernd von der Brandung runtergezogen, und du hast versucht, meinen Kopf über Wasser zu halten.«
    »Du hast wahnsinnig viel Wasser geschluckt, so ungefähr den halben Ozean.«
    »Wir wollten nach China.«
    »Du hast dauernd gejapst, ›keine Sorge, wir schaffen das‹.«
    »Dabei dachte ich insgeheim, wir würden an Unterkühlung sterben, bevor wir dort ankämen.« Hm. Sie war immer noch ein bisschen eingeschnappt. »Wie sind wir eigentlich zurückgekommen?«
    »Auf einem Boot, das von der kanadischen Küste kam, mit einem Haufen russischer Immigranten.«
    I’m going to get you on a slow boat to China … Oh nein. Sie hatte wirklich gesungen.
    »Sie nahmen uns an Bord und hätten uns wahrscheinlich am liebsten wieder ins Meer geworfen, als sie meine Polizeiuniform sahen, da sie bei dem Wetter unmöglich hätten rausfahren dürfen. Vermutlich hatten sie nicht mal eine Fanglizenz.« Die Linien um seinen Mund gruben sich tiefer ein. »Dumm gelaufen. «
    »Komisch, dass sie uns nicht gleich wieder über Bord warfen.«
    »Es wurde ernsthaft diskutiert.«
    »In deinem Beisein?«
    »Auf Russisch. Sie rechneten wohl nicht damit, dass ich Russisch kann.«
    »Du kannst Russisch?« Echt? »Woher?«
    »Ich spreche auch Spanisch und ein bisschen Japanisch.
Vergiss nicht, ich hab in Las Vegas gelebt, und ich bin Polizist, da schnappt man eine Menge auf.«
    Das reichte ihr als Erklärung nicht.
    Er schob nach: »Dann sprachst du Russisch mit ihnen, und sie sahen …«
    »Sahen was?«
    »Wie hübsch du bist.« Er blickte unbehaglich weg und hatte eine verblüffende Ähnlichkeit mit Aleksandr, wenn er schwindelte. »Als sie sahen, wie hübsch du bist, beschlossen sie, uns zu retten.«
    »Von wegen hübsch! Ich litt an Unterkühlung und war mit glibberigem Tang behängt, schon vergessen?« Die Geschichte nahm sie ihm nicht ab.
    »Ich denke mal, sie waren schon eine ganze Weile draußen.« Uff, die Bemerkung war verdammt taktlos gewesen, zumal gegenüber Firebird mit ihrer Stoppelfrisur. Er setzte hastig hinzu: »Du bist immer hübsch.«
    »Das klingt, als wäre ich beinahe eine echt hübsche Leiche geworden.« Irgendetwas störte sie an dieser Geschichte. Etwas Grundsätzliches. Wenn er bloß mal für einen Moment still wäre, dann könnte sie sich besser konzentrieren …
    Er redete jedoch ohne Punkt und Komma weiter. »Ich bat sie, uns bei Mrs. Burchett abzusetzen.«
    »Mrs. Burchett?« Falls er versuchte, sie damit abzulenken, war ihm das geglückt. Firebird stellte sich spontan eine attraktive Witwe vor, die den jungen Polizisten an kalten Tagen auf eine Tasse Kaffee hereinbat. Zum Aufwärmen und so. »Mrs. Burchett?«, wiederholte sie frostig.

    »Ich tu ihr gelegentlich einen kleinen Gefallen«, sagte er mit versteinerter Miene.
    »Das möchte ich wetten.« Firebird verschränkte die Arme vor der Brust.
    Schließlich dämmerte es Douglas. »Mrs. Burchett ist vierundneunzig und lebt allein. Sie wohnt seit fünfundsiebzig Jahren, seit ihrer Hochzeit, in demselben Haus. Manchmal stürzt sie, dann ruft sie

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