Flammen Der Nacht -4-
insbesondere in meinem Arbeitszimmer. «
»Was glaubst du, wonach sie gesucht haben?« Die Frage musste sie einfach stellen, auch wenn es ihr vor der Antwort grauste. Wenn sie es auf die Ikone abgesehen hatten, dann würden sie nämlich überall suchen, auch bei sämtlichen Wilders.
Er nahm die Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. »Keine Ahnung.«
Nein, natürlich hatte er keine Ahnung. Trotzdem wusste er mehr, als er zugab. Ein klärendes Gespräch war längst überfällig, zumal es da noch einiges gab, was Douglas nicht wusste und weswegen er in ernster Gefahr schwebte.
Sie nahm ihm die Fernbedienung aus der Hand und legte sie auf den Nachttisch. »Komm, setz dich zu mir.«
Er setzte sich auf den Bettrand, ganz vorsichtig, als hätte er Angst, Firebird wehzutun.
»Wir müssen dringend über die Varinskis sprechen«, hob sie an.
Douglas war normalerweise Weltmeister im Verdrängen von Emotionen. Jetzt bemerkte Firebird die winzigen
Schweißperlen, die auf seiner Stirn schimmerten. »Ich weiß jede Menge über die Varinskis.«
»Verständlich. Ich weiß auch, weshalb.«
»Du weißt, weshalb!« Es war keine Frage. Mehr ein Ausdruck der Fassungslosigkeit.
»Weil du ein Varinski bist, deshalb.«
21
D ougs Herz setzte einen Schlag lang aus, um dann hektisch loszurasen. »Wie kommst du darauf, dass ich ein Varinski bin?«
»Weil ich dich gesehen habe. Du hast mich verfolgt. Auf dem Universitätsgelände.«
In diesem Moment änderte sich alles. Sein gesamtes Weltbild, alles, was er in den letzten zweieinhalb Jahren gedacht hatte. »Du hast mich gesehen?«
»Ich merkte, dass mich jemand verfolgte. Ich wusste, es war ein Varinski. Ich sah den Puma. Den geschmeidigen Silberlöwen«, brachte Firebird gepresst heraus. »Ich begriff bloß nicht, dass du das warst. Ich dachte, die Varinskis wären hinter mir her und wollten mich kidnappen, deshalb hab ich das getan, was mein Dad mir für solche Situationen geraten hatte.«
»Und das war …?«
»Ich brachte mich in Sicherheit und beobachtete. Sah, wie du dich zurückverwandelt hast in …« Sie zeigte mit der Hand auf ihn. »Da begriff ich, dass du
einer von ihnen bist. Und dass es kein Zufall war, dass ich dich kennen gelernt hatte. Du hast nicht mit mir geflirtet, weil du in mich verliebt warst, sondern weil du etwas ganz Bestimmtes von mir wolltest.«
Sie wusste, wer er war. Was er war. Und dass er sie vom ersten Augenblick an belogen hatte.
Kein Wunder, dass sie weggelaufen war. »Was meinst du denn, was ich von dir wollte?«, erkundigte er sich vorsichtig.
»Die Adresse meiner Eltern. Die Varinskis haben es auf meine Familie abgesehen. Sie wollen uns alle töten. Meiner Meinung nach warst du der Varinski, der uns schließlich aufgespürt hatte – besser gesagt mich. Ich dachte, du hättest mich bloß so zum Spaß angemacht und verführt.« Ihr versagte die Stimme. »Ich dachte, du würdest dich halb totlachen über meine Naivität«, schob sie unsicher nach.
»Also bist du getürmt.« Damit hatte sie seine letzte Hoffnung zunichtegemacht.
»Mittlerweile weiß ich, dass du keiner von diesen Varinskis warst und auch nicht für sie spioniert hast. Stattdessen warst du auf der Suche nach deiner Familie.«
Er hatte das Gefühl, auf der Schneide eines Messers zu balancieren, ein falsches Wort, und die Klinge würde ihn in zwei Hälften spalten. »Wie kommst du denn darauf?«
»Ich hab die Veränderungen bemerkt, die du durchgemacht hast. Keiner weiß das besser als ich. Ich bin die einzige Frau, die das verstehen kann, weißt du?« Sie lächelte ihn an, dabei knetete sie nervös den Flanellstoff von Mrs. Burchetts Nachthemd in der Hand. »Interessiert
dich anscheinend gar nicht, woher ich das mit den Varinskis weiß oder warum sie es auf meine Familie abgesehen haben?«
»Doch, erzähl mal.«
»Weil mein Vater ein Varinski ist … besser gesagt war. Er änderte seinen Namen in Wilder.«
Das hatte Doug bereits selbst herausbekommen.
»Er war der Anführer der Varinskis, bis er meine Mutter kennen lernte, sich in sie verliebte und beide einander heirateten. Dafür musste mein Papa ins Exil gehen. Sie bekamen drei Söhne.« Sie verzog das Gesicht, als hätte sie auf ein Pfefferkorn gebissen. »Dann, zehn Jahre später, bekamen sie eine Tochter.«
»Dich.«
Sie machte eine kurze Pause, als müsste sie sich sammeln. »Das hab ich viele Jahre lang geglaubt. Offenbar hab ich mich geirrt. Tatsache ist, dass die Varinskis immer bloß Söhne
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