Flammen des Himmels
Herrn Ferdinand. Dieser hofft immerhin, seinen Bruder einmal als deutscher König und römischer Kaiser beerben zu können, und es ist bereits jetzt schmerzhaft für ihn zu sehen, dass Burgund mit all seinen Besitzungen dem Reich entrissen wurde und spanisch geworden ist. Käme jetzt noch der Verlust des Fürstbistums Münster hinzu, könnte es ihn dazu bewegen, sich mit seinem Bruder zu überwerfen.«
Im Grunde war die Entscheidung längst gefallen, das spürte Gardner. Doch an jenen Tagen, an denen Franz von Waldeck sich matt und mutlos fühlte, kam er auf das Angebot der Burgunderin zurück. Vielleicht war es sogar Taktik, denn so geheim, wie es nötig gewesen wäre, behandelte der Fürstbischof die Sache nicht. Er baute auf die Angst seiner Nachbarn vor den Spaniern und hoffte, Philipp von Hessen, Albrecht von Brandenburg und wie sie alle hießen, würden angesichts dieser Gefahr ihre Truhen etwas weiter öffnen, um ihn zu unterstützen und einen Verkauf zu verhindern.
»Ihr solltet Eure Verbündeten um ein Darlehen bitten«, schlug Gardner Waldeck vor.
Dieser nickte ihm kurz zu. »Das werden Wir tun! Wir danken für Euren Rat, der Uns wie immer teuer ist. Doch gibt es Neues von Eurem Sohn?«
»Leider vermag Lothar nichts Gutes zu berichten. Die Ketzer beherrschen mit ihren Kreaturen und Söldnern die Stadt. Viele der Bürger und Bewohner Münsters, die geblieben sind, taten es, um ihre Häuser und ihren Besitz zu schützen. Jetzt leben sie in der Angst, diesem falschen Propheten aus Holland zu missfallen und auf seinen Befehl hin umgebracht zu werden.«
»Der Tod ist die einzige Strafe für diese Menschen, haben sie sich doch offen dem Ketzertum zugewandt«, klang da eine scharfe Stimme auf.
Der Fürstbischof und Gardner drehten sich um und starrten auf Jacobus von Gerwardsborn, der unangemeldet hereingekommen war. Während Gardner mit den Dienern haderte, die den Mann nicht aufgehalten und angekündigt hatten, wie es sich gehörte, erschien auf Waldecks Gesicht ein abweisender Zug.
»Es entspricht nicht Unserem Willen, Unsere Untertanen wahllos hinrichten zu lassen. Die Stadt muss bewohnt bleiben und Steuern zahlen können.«
»Übergebt Münster an Burgund und lasst burgundische und spanische Truppen diesen Seuchenherd mit Feuer und Schwert ausbrennen!«, forderte der Inquisitor. »Von den Menschen in dieser Stadt darf keiner überleben. Sie sind alle des Todes!«
»Auch jene, die in Unserem Auftrag dort sind und Uns mit Nachrichten versorgen?«, fragte Franz von Waldeck scharf.
Damit vermochte er Gerwardsborn nicht zu überzeugen. »Es ist besser, alle zu töten, die mit dem Gift der Häresie in Berührung gekommen sind, als einen am Leben zu lassen, der dieses Gift weitertragen kann. Jene, die treu im Herzen sind, wird Gott, der Herr, im Himmelreich belohnen.«
Was der Inquisitor da forderte, war nicht mehr und nicht weniger als das Todesurteil für Lothar und die anderen Spione des Fürstbischofs, die sich noch in Münster aufhielten. Dazu aber war Gardner nicht bereit. Er wusste jedoch, dass offener Widerstand gegen den Inquisitor verderblich sein würde, und schwieg daher. In seinen Gedanken suchte er nach Mitteln und Wegen, wie er Gerwardsborn daran hindern konnte, so viel Einfluss auf die Kriegsführung zu nehmen, dass er seine Forderungen durchsetzen konnte.
Auch Franz von Waldeck war nicht bereit, sich dem Willen des Inquisitors zu unterwerfen. »Was mit Münster und den Menschen geschieht, die dort leben, werden Wir ganz allein entscheiden. Vor allem aber denken Wir nicht daran, die Familienmitglieder derer, die Uns treu geblieben sind, dem Tod anheimzugeben. Gott ist Unser Zeuge, dass niemand, selbst der Papst nicht, dies von Uns fordern kann. Und nun bitten Wir Euch, Uns allein zu lassen. Wir haben Wichtiges zu besprechen.«
Die Abfuhr war unmissverständlich. Franz von Waldeck hatte nicht vergessen, dass Jacobus von Gerwardsborn in einer anderen Stadt seines Fürstbistums nur wegen der Denunzierung eines eifersüchtigen Mädchens Menschen auf den Scheiterhaufen gebracht hatte und noch weitere hatte bringen wollen. Auch die Strafzahlungen, die der Inquisitor von den Stillenbeckern erpresst hatte, schmerzten ihn, denn dieses Geld fehlte ihm nun bei seinem Feldzug gegen Münster.
Gerwardsborn kochte vor Wut, doch er wusste, dass er es nicht auf einen offenen Bruch mit Franz von Waldeck ankommen lassen konnte. Also musste er aus dem Hintergrund heraus seine Fäden ziehen. Ohne Geld
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