Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
Universität verwiesen wirst. Immerhin hast du Faustus grundlos niedergeschlagen«, sagte er mit einer Mischung aus Wut und Angst.
    »Grundlos wohl nicht!«, mischte sich da jemand ein. »Faustus hat den jungen Gardner bedroht und selbst die Fäuste geballt. Aber ihr könnt ruhig zu unserem ehrwürdigen Herrn Dekan gehen. Dann werde ich diesem berichten müssen, dass Faustus die Herausforderung zu einem ehrlichen Zweikampf abgelehnt und sich damit doppelt feige gezeigt hat!«
    Magister Kranz war unbemerkt eingetreten und ergriff erneut für Lothar Partei.
    Isidor starrte den Lehrer an und ließ dann seinen Blick zu Lothar weiterwandern. »Ihr sagt das nur, weil Ihr selbst ein fluchwürdiges Verhältnis mit diesem Mädchen pflegt!«
    Bevor Lothar auf Isidor losgehen konnte, lag Kranz’ Hand so fest wie ein Schraubstock auf seiner Schulter. »Lass diesen Narren! Er weiß nicht, was er spricht. Dir, Isidor, aber sage ich, hebe deinen Freund auf und bringe ihn in sein Bett. Wenn er erwacht, kannst du ihm mitteilen, dass eure Anwesenheit auf dieser Universität nur noch von kurzer Dauer sein wird.«
    Noch nie hatte Lothar den Magister so entschlossen gesehen. Auch Isidor dämmerte es langsam, dass Faustus und er in ihrem Hass auf Lothar zu weit gegangen waren. Einen Lehrer zu bedrohen, war das Letzte, was sie sich in ihrer Situation erlauben konnten. Er überlegte, ob er Kranz um Verzeihung bitten sollte. In dem Augenblick regte Faustus sich und stemmte sich auf die Ellbogen.
    »Diesen Schlag zahle ich dir heim, du Mädchen!« Noch wacklig auf den Beinen, stand er auf und ging auf Lothar los. Magister Kranz trat dazwischen, doch Faustus schlug blind vor Wut zu.
    Der Hieb war hart und hätte Lothar wahrscheinlich zu Boden geworfen. Aber Kranz blieb auf den Beinen und packte Faustus’ Handgelenk mit eisernem Griff.
    »Wie lautet die Strafe für einen Angriff auf ein Mitglied des Lehrkörpers?«, fragte er.
    Ohne ein Wort zu erwidern, riss Faustus sich mit einer heftigen Bewegung los und rannte davon. Sein Freund folgte ihm wie ein Schatten.
    Kranz sah den beiden nach und wandte sich an Lothar. »Ich hoffe, Faustus und Isidor ziehen die Konsequenzen und verlassen unsere Universität freiwillig. Ich müsste sie sonst doch noch beim Dekan melden.«
    »Was mag in die beiden gefahren sein? Ich habe gewiss nichts getan, das sie hätte verärgern können«, stieß Lothar hervor.
    »Gegen Dummheit kämpfen selbst Götter vergebens – und die beiden Kerle sind strohdumm. Nun aber wirst du allen zeigen, dass du ein richtiger Mann bist. Komm mit!«
    »Wohin?«, fragte Lothar, obwohl es ihm schwante.
    »Dorthin, wo es dir möglich sein wird, zwischen die Schenkel eines Weibes zu steigen, ohne Gott und die Obrigkeit zu erzürnen«, sagte Kranz in einem lockeren Plauderton. Er ließ Lothar aber nicht mehr los, sondern führte ihn auf die Straße hinaus.
    Lothar folgte ihm mit dem Gefühl, ein Lamm zu sein, das zum Schlachter gebracht wurde. Wie soll ich auf diese Weise Lust empfinden?, fragte er sich, als Kranz vor dem schlichten Haus stehen blieb, in welchem das städtische Bordell untergebracht war. Der Magister trat ein, winkte ihm zu folgen und grüßte den Hurenwirt, der eifrig auf sie zuwieselte.
    »Was kann ich für die Herren tun?«, fragte er.
    Lächelnd sah Kranz auf ihn hinab. »Ich wünsche ein hübsches Mädchen für mich und eines, das weiß, wie man einen jungen Burschen wie meinen Begleiter in die Freuden des Fleisches einführt.«
    »Der junge Herr hat, wie ich daraus schließen muss, noch wenig Erfahrung mit dem weiblichen Geschlecht.« Bei diesen Worten zwinkerte der Hurenwirt Kranz zu, doch der ging nicht darauf ein, sondern sah sich suchend um.
    Der Raum, in dem der Hurenwirt seine Gäste empfing, war karg eingerichtet, und es war ihm auch verboten worden, Wein oder Bier auszuschenken. Der Rat der Stadt und die heilige Kirche wollten nicht, dass die Männer öfter in dieses Haus gingen als unbedingt nötig. Zwar brauchte man die Huren, damit die vielen ledigen Männer der Stadt, die Studenten und die fremden Gäste in ihrer Leibesnot nicht die Töchter und Ehefrauen der Bürger belästigten, doch diese sollten ihrem Gewerbe ohne jedes Aufsehen nachgehen.
    Kranz selbst hatte nie geheiratet und suchte das Bordell alle paar Wochen auf, um Entspannung zu finden. Besondere Ansprüche stellte er dabei nicht. Das Mädchen musste gesund und halbwegs hübsch sein und den Mund halten, wenn er ihm beiwohnte. Für Lothar war

Weitere Kostenlose Bücher