Flammenbraut
wusste nicht, was sie sagen sollte. Es tut mir leid, dass der Freund, den Sie mir vorgestellt haben, von unserem neuen Torso-Mörder umgebracht wurde. Ach, übrigens, der sind nicht zufällig Sie, oder?
Sie ließ sich von Christine alle bisher bekannten Informationen geben und ging dann ins Amphitheater, um die Khakihose von Burberry zu untersuchen. Sie war an der Rückseite zerrissen; die Hose, die man damals bei dem Opfer gefunden hatte, war ebenfalls an der Rückseite zerrissen gewesen. Und wie 1936 steckte auch jetzt ein Taschentuch in der Hintertasche. Theresa legte es beiseite, ohne es zu entfalten.
Nachdem sie Größe, Zustand, Marke der Hose sowie die Verteilung der Flecken notiert hatte, holte sie das 3M-Paketband hervor sowie DIN -A3-Blätter durchsichtiges Azetatpapier und klebte Vorder- und Rückseite des Kleidungsstückes ab sowie Innen- und Außenseite, auf der Suche nach Haaren und Fasern. Wie immer gab selbst ein sauber aussehendes Stück Stoff Unmengen von Spurenmaterial her, in diesem Fall einige schwarze Fasern, Grasstücke und ein Hundehaar.
Theresa faltete die Hose, die steif war von dem getrockneten Blut, vorsichtig zusammen und verstaute sie in einer Papiertüte. Auf einem frischen, kleineren Stück Papier entfaltete sie das saubere Taschentuch. Ein einziger Blutstropfen verunzierte den blütenweißen Stoff, den sie unter einer Vergrößerungslampe genau betrachtete und schließlich ebenfalls auf Vorder- und Rückseite abklebte. Sie befestigte die Klebebänder auf dem Azetatpapier und legte das Taschentuch dann ebenfalls in eine Papiertüte.
Die Abklebungen machten nur winzige Staubpartikel sichtbar bis auf eine dunkle Faser und drei weiße Bröckchen, die rund und flach wirkten. Theresa würde sie im FTIR -Spektrometer untersuchen müssen, um ganz sicher zu sein, doch auf den ersten Blick sahen sie aus wie die, die sie bei Kim Hammond gefunden hatte.
Theresa bedeckte die Arbeitsfläche mit einer frischen Lage braunem Packpapier von einer Rolle, die am Tischende montiert war, und wiederholte die ganze Prozedur an Van Horns Hemd. Dies lieferte keine neuen Erkenntnisse, sie entdeckte nur ein paar Blutspritzer, die wahrscheinlich von dem abgetrennten Kopf stammten. Die Schultern wiesen keine auffälligen Flecken auf, was Theresas Theorie unterstützte, dass die Kleidung vor der Enthauptung entfernt worden war.
Nachdem sie auch das Hemd abgeklebt hatte, bedeckte sie den Tisch mit einer neuen Lage Papier und legte das Hemd auf die obere Hälfte und die Hose auf die untere, beides mit der Rückseite nach unten. Dann nahm sie die Slipper und betrachtete sie. Dreck, Grashalme und kleine Schotterstücke hatten sich in den Sohlen festgesetzt.
Da erschien Frank in der Tür. »Morgen, Cousinchen. Ich habe den letzten Rest deines Geburtstagskuchens zum Frühstück gegessen. Hoffe, das macht dir nichts aus.«
»Überhaupt nicht – was, hast du bei deiner Mutter übernachtet?«
»Übernachten würde ich es nicht gerade nennen. Ich habe dort geduscht und mir frische Klamotten angezogen.«
Theresa fühlte sich schuldig. Auch sie hätte eine schlaflose Nacht mit der Arbeit an dem Fall verbringen sollen, doch ihre Mutterpflichten waren ihr dazwischengekommen. »Aber warum …«
»Eine gewisse junge Dame hat unsere Trennung nicht so gut aufgenommen und ruft zu den seltsamsten Zeiten an und steht vor meiner Tür. Es lohnt sich nicht, deswegen die Telefonnummer zu wechseln – sie wird schon drüber wegkommen.«
» Frank.« Manchmal fragte sie sich, woher seine Ruhelosigkeit kam. Niemand sonst in der Familie war so. Von seinem Vater hatte er das nicht – der hatte viele schlechte Angewohnheiten gehabt, aber Frauenverschleiß hatte nicht dazugehört. Theresa seufzte und machte sich nicht die Mühe, ihm zu erklären, dass es höchste Zeit war, erwachsen zu werden und mit einer netten, vernünftigen Frau wie Angela Sanchez auszugehen. Dieses eine Wort sagte alles.
Er ignorierte ihren wortlosen Vorwurf und fragte stattdessen: »Was haben wir bis jetzt?«
»Christine sagte, seine Koronararterien hätten ihn in ein paar Jahren sowieso getötet, wenn ihm nicht vorher jemand den Kopf abgetrennt hätte.«
»Fehlt etwas an seinem Hals?«
»Nein, beide Schnittflächen passen perfekt aufeinander. Christine vermutet auch, dass man ihm einen Schlag auf den Hinterkopf verpasst hat. Keine Abwehrverletzungen. Nicht einmal ein blauer Fleck.«
»Der Mörder ist also ohne große Schwierigkeiten sehr nah an ihn
Weitere Kostenlose Bücher