Flammenbraut
dreizehn Jahre.«
»Vielleicht war er in anderen Städten tätig«, meinte Jablonski. »Hier zum Beispiel.«
»Ein Skelett hat man 1939 in Youngstown gefunden, was ebenfalls auf der Bahnstrecke von New Castle nach Cleveland liegt. Sonst nichts.«
»Nichts, von dem wir wissen«, bemerkte Chris. »Wie du schon gesagt hast, war die Kommunikation damals nicht so gut wie heute.«
»Aber die Polizei von Cleveland hätte die Augen nach ähnlichen Fällen offen gehalten, insbesondere nachdem die Verbindung zu den New-Castle-Morden geknüpft worden war. Ich bin mir sicher, dass sie ähnliche Vorfälle bemerkt hätte, wenn es sie gegeben hätte.«
»Wie hat er es geschafft, zwischen den Städten hin und her zu pendeln, ohne dass jemand misstrauisch wurde?«, fragte sich Jablonski laut.
»Weil damals viel mehr Leute mit dem Zug gefahren sind als heute, und wenn meine Theorie zutrifft und er bei der Eisenbahn gearbeitet hat, dann wäre er nicht weiter aufgefallen. Außerdem hat sich nur ein New-Castle-Mord ereignet während der Mordserie in Cleveland, und das war 1936.«
»Du glaubst, er ist von New Castle nach Cleveland gezogen und später wieder zurück?«, fragte Chris. »Oder hat er den Mord von 1936 während eines Besuchs in der alten Heimatstadt begangen?«
»So könnte es gewesen sein. Oder er ist zwanzig Jahre jede Woche zwischen den Städten hin und her gependelt, und er machte schlicht und ergreifend gewisse Phasen durch, die darüber bestimmten, an welchem Ort er seine Opfer auswählte. Wer weiß?«
Die Katze sprang vom Bücherregal und machte es sich auf Jablonskis Schoß bequem, wobei sie den Hund mit gezielten Pfotenhieben traktierte, bis dieser sich woanders seine Streicheleinheiten suchte. Jablonski schnupperte an seinem Glas. »Wohl kaum ein Dom Pérignon, nicht wahr?«
Einen Moment lang war der nie um ein Wort verlegene Unterhändler sprachlos, doch sein Blick sprach Bände.
»Wie auch immer, nach Odessa habe ich noch die anderen Mieter überprüft. Über das Medium, Morelli, habe ich nichts gefunden. Aber hört euch das an …« Er unterbrach sich und blickte erwartungsvoll in die Runde. Theresa nahm ihm diese dramatische Pause nicht übel. »Ich habe einen der Architekten ausfindig gemacht, Richard O’Reilly.«
»Oh«, erwiderte sie.
»Er besaß ein Büro im Stadtzentrum, doch seine Privatadresse lag außerhalb an der Route 18, fast schon in Mahoningtown.«
Theresa starrte ihn verständnislos an.
»Im Norden des Sumpfes, mit anderen Worten.«
»Das ist tatsächlich interessant.«
»In Polizeikreisen nennen wir das verdächtig«, meinte Chris.
»Richard O’Reilly ist nach 1933 nicht mehr aufgeführt. Es gab noch zwei weitere Richard O’Reillys zu der Zeit, doch ihre Adressen blieben unverändert, und 1935 waren sie noch im Stadtverzeichnis geführt, während unser Architekt schon in Cleveland lebte und im Pullman-Gebäude arbeitete.«
Theresa nickte. »Ich weiß nicht, was das beweisen soll, aber es ist definitiv interessant.«
Der junge Reporter strahlte, doch nicht vor Stolz – er ähnelte eher einer Katze, die einen Kanarienvogel ins Auge gefasst hatte. »Ich bin noch nicht fertig.«
Er zögerte diesmal so lang, dass Theresa die Geduld verlor. » Und?«
»Die Lawrence County Historical Society – New Castle liegt im Lawrence County – befindet sich in einer Villa, die 1904 für einen Weißblechmagnaten erbaut wurde. Ich weiß zwar nicht genau, was Weißblech ist, aber Magnat verstehe ich. Dieser Mann hatte viel Geld.«
»Ja, und weiter?«
»Der Name dieses Magnaten war George Greer.«
»Und?«
Jablonski warf ihr einen Blick zu. »Greer.«
»Und … oh!«
»Wie bitte?«, fragte Chris. »Greer wer?«
Theresa erklärte: »Wie der Stadtrat Greer. Der Stadtrat, für dessen Geschmack das Pullman-Gebäude gar nicht schnell genug abgerissen werden kann.«
»Vielleicht um dadurch ein Familiengeheimnis zu bewahren.« Jablonski nickte und trank sein Glas in einem schwungvollen Zug leer, auch wenn er den Effekt durch einen Hustenanfall ruinierte.
»Vielleicht«, sagte Theresa, »ist Greer aber auch nur ein weit verbreiteter Name. Wir sind jedoch bis jetzt in Verbindung mit dem Gebäude noch niemandem mit dem Namen Greer begegnet.«
»Bis auf unseren Stadtrat.«
» Der will doch nur Geld einstreichen, indem er eine Recyclinganlage dort hinbaut.« Seine Angst am Tatort war real gewesen, und es war unwahrscheinlich, dass er rechtzeitig vom RTA -Bahnhof mit dem Opfer in den Zug
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