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Flammenbraut

Flammenbraut

Titel: Flammenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Black
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sie losließ. Oder Leo.
    Theresa machte sich auf die Suche nach Christine Johnson und fand die Pathologin im Obduktionssaal, der für verweste Leichen reserviert war – einem stinkenden Raum, der sogar gestandene Männer zum Erbrechen bringen konnte. Gerade trennte sie die Finger von James Millers ausgetrocknetem Leichnam ab. Theresa musste den Blick abwenden. »Ich hasse es, wenn du das machst.«
    »Das CPD will sie haben.« Die Ärztin führte die Griffe der Baumschere zusammen, und das darauf folgende Geräusch war dasselbe wie beim Brechen eines Zweiges. »Die meinen, wenn sie lange genug an der Haut herumbasteln, können sie ihr Fingerabdrücke und damit eine eindeutige Identifizierung abluchsen. Offenbar wurden selbst damals allen Polizisten die Fingerabdrücke abgenommen. Viel Glück, sage ich da nur – diese Miststücke hier sind ganz schön trocken.«
    Natürlich waren der Fund von James Millers Waffe und Dienstmarke bei dem Leichnam keine hinreichende Identifizierung. Doch dass der Mann gezwungen war, diese letzte Entwürdigung über sich ergehen lassen zu müssen, ging ihr unter die Haut. Sie versuchte sich auf eine leere Box Latexhandschuhe auf der Arbeitsfläche zu konzentrieren. Keiner kümmerte sich darum, dass im Verwesungsraum Arbeitsmaterialien ersetzt wurden, sobald sie mal ausgingen. »Ich wollte wissen, ob du bei Kim Hammond und dem fehlenden Stück Hals schon weitergekommen bist.«
    »Nein.« Knacks.
    » Nein?«
    »Ich weiß nicht genau, was sie getötet hat, geschweige denn, was mit ihrem Hals passiert ist.«
    »Die Enthauptung war nicht die Todesursache?«
    »In ihrem Herzen befand sich noch zu viel Blut, als dass sie verblutet sein könnte. Die Ergebnisse der Toxikologie sind bisher negativ, keine Drogen, also ganz sicher keine Überdosis. Sie hatte Ödeme in der Lunge, kein Ödem im Herzen, Petechien in den Augen.« Knacks. »Das kann auf Ersticken hindeuten, aber pulmonale Ödeme können aus etwa drei Dutzend verschiedenen Gründen auftreten.«
    Theresa drehte sich wieder zu Christine zurück. »Könnte sie … ach. Wie oft musst du das denn noch machen?«
    »Zehn Mal insgesamt. Das sollte doch wohl offensichtlich sein. Zehn Finger, fünf an jeder Hand. Menschen sind bemerkenswert einheitlich in dieser Hinsicht.«
    »Könnte Kim erstickt worden sein?«
    »Ich bezweifle es. Es gab keine Zahnabdrücke in der Innenseite ihres Mundes.«
    »Stranguliert?«
    »Möglich.«
    Theresa verfolgte, wie Christine einen abgetrennten, verschrumpelten Finger in ein kleines Glas mit siebzigprozentiger Alkohollösung fallen ließ, und versuchte sich nicht James Millers Hände vorzustellen, wie er sich sorgfältig Notizen machte. »Du denkst, jemand könnte das Stück Hals herausgetrennt haben, um die Tatsache zu verbergen, dass sie ursprünglich erwürgt wurde?«
    »Oder der Täter hat im Fernsehen gesehen, wie die Polizei einen Fingerabdruck oder die genaue und unverwechselbare Größe der Hand eines Mörders anhand eines Blutergusses auf der Haut eines Opfers ermittelt hat oder einen ähnlichen Quatsch. Oder es ist ihm einerlei, was wir für die Todesursache halten, während es ihm nicht egal ist, was wir von seiner Handarbeit halten, und …« – knacks – »… da er beim Entfernen des Kopfes so herumgehackt hat, wollte er die Kanten vielleicht begradigen, was keine einfache Angelegenheit ist, wenn der Kopf erst einmal abgetrennt ist. Deshalb musste er dann sehr viel mehr abschneiden als ursprünglich beabsichtigt.«
    Theresa half ihr, James Millers Leichensack zu schließen. »Es klingt einfach nur verrückt.«
    »Ach ja? Meinst du, dass er sie getötet oder dass er sie zerstückelt und in den See geworfen hat?«
    »Ich meine die Theorie, dass Kim womöglich erwürgt wurde, es aber wie eine Enthauptung aussieht. James Miller hingegen wurde erschossen, doch aussehen tut es nach einer Enthauptung.«
    Christine verschraubte die Gläser fest. »Oh, genau. Die beiden Fälle weisen viele Gemeinsamkeiten auf, bis auf die Tatsache, dass der eine Mord fünfundsiebzig Jahre vor dem anderen geschehen ist. Das unterscheidet sie dann doch irgendwie.«
    »Vierundsiebzig Jahre. Ich glaube ja auch nicht, dass es sich hier um denselben Täter handelt. Die Sache kommt mir nur komisch vor.«
    »Vielleicht sind deinen jeweiligen Tätern offizielle Todesursachen auch egal, und es macht ihnen einfach Spaß, Leuten die Köpfe abzuschneiden.«
    Theresa nickte.
    »Oder die Pathologen, die sich in den Dreißigerjahren mit den

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