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Flammenbrut

Titel: Flammenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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passiert?»
    Sie hatte nicht die Absicht gehabt, ihm alles zu erzählen. Aber jetzt, da sie Lucy nicht mehr zum Reden hatte, war das Verlangen,
     irgendjemandem ihr Herz auszuschütten, einfach zu groß. Er hörte schweigend zu, bis sie fertig war, lehnte sich dann zurück
     und stieß einen leisen Pfiff aus.
    «Na ja, ich hatte zwar Beziehungsprobleme erwartet, aber so was denn doch nicht.»
    «Originell, wie? Und bevor du es aussprichst: Falls mir noch jemand vorhält, wie dumm ich gewesen bin, schreie ich.»
    Er zuckte die Achseln. «Ich glaube nicht, dass du dumm gewesen bist. Du hast verdammtes Pech gehabt, aber das ist auch alles.»
    «Du meinst also nicht, es sei meine Schuld? Dass ich mir alles selbst zuzuschreiben habe?»
    «Du meine Güte, Kate, warum sollte es denn deine Schuld sein? Du hast doch bloß versucht, vorsichtig zu sein. Ich kann mir
     nicht vorstellen, dass dir das irgendjemand zum Vorwurf machen könnte.»
    «Hat mich aber nicht weit gebracht, diese Vorsicht, wie?»
    «Nein, aber wie soll man denn mit so etwas rechnen?» |311| Dasselbe hatte Kate sich immer und immer wieder auch gesagt, aber eine masochistische Stimme wisperte ihr ständig ins Ohr,
     dass sie es verdient hätte. «Du glaubst also, ich tue das Richtige, wenn ich das Baby behalte?»
    «Wenn es das ist, was du willst, ja.» Er beugte sich zu ihr vor. «Hör mal, es geht um dein Leben. Du hast nur einen Versuch,
     also tu, was du willst. Wenn du das Gefühl hättest, eine Abtreibung zu wollen   …» Er hob die Hände. «Gut. Deine Entscheidung. Aber wenn du es behalten willst, dann ist auch das deine Entscheidung. Was
     die anderen denken, spielt keine Rolle.»
    Kate sah zu, wie ihre Hände ein Stück Brot auf ihrem Teller zerkrümelten. Dann meinte sie mit geheuchelter Unbefangenheit:
     «Vielleicht hätte ich doch auf Lucy hören sollen. Sie meinte, ich hätte dich bitten sollen, der Spender zu sein.»
    Clive antwortete nicht. Als sie aufblickte, sah er aus dem Fenster, und auf seinem Gesicht stand ein undurchdringlicher Ausdruck.
    «Tut mir leid, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen», sagte sie.
    «Hast du nicht. Ich fühle mich geschmeichelt.» Seine nächsten Worte schien er mit Bedacht zu wählen. «Aber ich glaube nicht,
     dass ich eine gute Wahl gewesen wäre.»
    «Warum nicht?» Kate zögerte. «Weil du schwarz bist?»
    «Wohl eher, weil ich schwul bin, denke ich.» Dann drehte er sich mit einem schiefen Lächeln wieder zu ihr um. «Es wäre dem
     armen kleinen Teufel gegenüber wohl nicht fair, allzu viele Vorurteile über seinem Haupt anzusammeln, wie? Ein Vater, der
     schwarz ist und dazu noch homosexuell? Versuch das mal der wohlmeinenden Öffentlichkeit zu erklären.»
    |312| Kate spürte, dass er auf ihre Antwort wartete. Sie schüttelte den Kopf.
    «War ich denn so begriffsstutzig, oder ist das etwas, das du für gewöhnlich für dich behältst?»
    «Ich behalte es nicht für mich. Ich sehe nur keinen Grund, es den Leuten auf die Nase zu binden, das ist alles. Wie ich schon
     sagte, mein Leben, meine Sache.» Eine Spur von Wachsamkeit stahl sich in seine Haltung: «Spielt das eine Rolle?»
    «Was glaubst du?»
    Clive grinste. «Also», fuhr er mit energischerem Tonfall fort. «Was unternimmt die Polizei wegen dieser Drohungen gegen dich?»
    Einen Augenblick lang hatte Kate ihre Probleme vergessen. Jetzt drückten sie wieder mit ihrem ganzen Gewicht auf ihre Stimmung.
    «Ich weiß nicht. Sie sagen, sie behielten meine Wohnung und die Agentur im Auge, aber im Klartext bedeutet das lediglich,
     dass ab und zu ein Streifenwagen vorbeifährt. Davon abgesehen   …» Sie zuckte die Achseln.
    Clive blickte stirnrunzelnd in seine leere Kaffeetasse. «Vielleicht solltest du dich von deiner Wohnung fernhalten, bis ein
     wenig Gras über die Sache gewachsen ist», sagte er langsam. «Okay, er wird wahrscheinlich nichts mehr unternehmen, aber ich
     finde, du solltest trotzdem darüber nachdenken. Du kannst gerne bei mir wohnen. Da wird bald eine Schlafcouch frei.»
    Kate hatte bereits darüber nachgedacht, ob sie sich nicht in die Sicherheit eines Hotels zurückziehen und die Anonymität als
     Puffer gegen den Wahnsinn der Brandstiftung nutzen sollte. Aber sie hatte der Versuchung widerstanden. Sie würde nicht weglaufen.
    |313| Sie griff über den Tisch und drückte Clive die Hand. «Ich weiß das Angebot zu schätzen, aber es ist schon okay. Ich komme
     schon zurecht.»
    Sie stand auf.
    «Komm. Wir machen uns

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