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Flammenbrut

Titel: Flammenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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betraten, hatte der Vorfilm bereits angefangen, und Kates Mutter weigerte sich, für etwas zu
     bezahlen, das sie nicht zur Gänze zu sehen bekamen. Die Eintrittskartenverkäuferin schlug ihnen vor, eine spätere Vorstellung
     zu besuchen, aber ihre Mutter steuerte bereits auf den Ausgang zu; sie hatte einen Versuch gemacht, ihre Pflicht war getan.
    Wieder zu Hause, hatte ihre Mutter aus der Verköstigung ihres Gatten eine Staatsaktion gemacht. Kate sah zu, wie sie Gemüse
     hackte und sorgfältig jedes Fitzchen Fett vom Fleisch schnitt, sodass ihr Mann diese Mühsal beim Essen nicht selbst auf sich
     zu nehmen brauchte. Kate hatte gewartet, bis ihre Mutter ganz und gar in ihre Beschäftigung vertieft war, dann hatte sie sich
     lautlos zur Bushaltestelle davongemacht.
    Die Kartenverkäuferin, eine rotwangige Frau mit einer missglückten Dauerwelle, hatte das Mädchen wiedererkannt, das jetzt
     ihr Taschengeld durch das Loch in der Glasscheibe schob.
    |62| «Hat sie dich allein herkommen lassen, ja?», fragte die Frau, deren Mund sich vor Missbilligung verzog.
    Kates Antwort war geduldiges Schweigen. Nach einer Weile schob die Kassiererin ihr die Eintrittskarte durch den Schlitz.
    «Manche Leute verdienen gar keine Kinder», hörte Kate sie murmeln, als sie hineinging.
    Es war früh am Abend, als sie wieder nach Hause kam. Ihre Eltern waren außer sich. Rückblickend nahm Kate an, dass sie sich
     Sorgen gemacht haben mussten, aber das hatten sie ihre Tochter damals nicht spüren lassen. Nur den Zorn. Ihr Vater hatte sie
     geschlagen und ohne Essen ins Bett geschickt. Ihre Mutter, die bestürzt über den Eigensinn ihrer Tochter war, folgte seinem
     Beispiel, wie gewöhnlich. «Du hast deinem Vater das Abendessen verdorben! Verdorben! Du
böses
Mädchen!», hatte sie gezischt, bevor sie die Tür von Kates Zimmer hinter sich zuzog.
    Kate weinte sich in den Schlaf; sie hatte Hunger, und der Handabdruck ihres Vaters brannte auf der Haut ihrer Beine.
    Aber sie hatte das
Dschungelbuch
gesehen.
    Als sie älter wurde, war der Zwischenfall in die Familienlegenden eingegangen, wurde verwässert und belacht, aber niemals
     vergessen. «Sie ist einfach verschwunden, ohne ein Wort zu irgendjemandem», erzählte ihre Mutter dann bei Familienzusammenkünften.
     «Typisch Kate. Schon damals ein bockiges kleines Ding. Immer entschlossen, ihren Kopf durchzusetzen.»
    Und Kate, die das höfliche Gelächter über sich ergehen ließ, schaute ihre Mutter an und sah hinter dem leutseligen Lächeln
     immer noch die Verwirrung in ihren Augen.
    Sie fragte sich, was ihre Eltern wohl sagen würden, wenn |63| sie lange genug gelebt hätten, um mitzubekommen, was sie jetzt tat.
    Sobald sie den Parkplatz sah, an dem sie sich orientieren sollte, ließ sie den Taxifahrer anhalten. Sie wusste, es war irrational,
     aber sie wollte nicht, dass er erfuhr, welches Gebäude sie aufsuchen würde. Der Fahrer, ein Inder von vielleicht fünfundvierzig
     Jahren, sprach sie über die Schulter hinweg durch die gläserne Trennscheibe an, als sie ihm den Fahrpreis bezahlte.
    «Brauchen Sie eine Quittung?», fragte er.
    Es war ihr Kostüm, dachte Kate. Ihr Kostüm und die lederne Aktentasche wiesen sie als Geschäftsfrau aus. Jetzt wurde ihr klar,
     dass sie beides zur Tarnung ausgewählt hatte, um den Anschein zu erwecken, ihr Besuch sei geschäftlich, nicht persönlich.
    «Nein danke.» Sie wollte nur endlich aus diesem Taxi raus, mit seinem muffigen Geruch nach Zigaretten und durchgesessenem
     Leder. Sie stieg hastig aus, trat auf den Bürgersteig und ließ sich über Gebühr viel Zeit, um ihre Brieftasche wegzustecken
     und ihren Rock zu glätten, bis das Taxi mit einem Schwall blauer Abgase davonfuhr. Der Qualm stand eine Weile in der stillen,
     warmen Luft und löste sich nur langsam auf.
    Kate blinzelte in das grelle Sonnenlicht, um sich zu orientieren. Die Straße war wie ausgestorben. Ganz in der Nähe stand
     ein Zeitungskiosk, vor dessen offener Tür ein Vorhang aus bunten Plastikstreifen hing, der sich leicht bewegte. Ein Stück
     weiter eine Autowerkstatt, deren Holztore aufgeschoben waren und einen dunklen Raum dahinter enthüllten. Aus dem Inneren drang
     das blecherne Echo eines Radios, andere Lebenszeichen gab es nicht.
    Die Klinik befand sich auf der anderen Straßenseite, ein |64| kleines Stück vom Bürgersteig entfernt, mit Parkplätzen davor. Es war ein Backsteinbau mit Flachdach, genauso reizlos wie
     ein Lagerhaus.
    Mit flatternden Nerven trat

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