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Flammenbrut

Titel: Flammenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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gern vorstellen möchte.»

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    |138| Kapitel 9
    «Das ist Alex.»
    Zu viert standen sie in Lucys und Jacks Wohnzimmer, allesamt verkrampft um ein Lächeln bemüht. Der geplante Grillabend war
     buchstäblich ins Wasser gefallen. Stattdessen hatte Lucy den großen Tisch im hinteren Teil des Zimmers mit einem weißen Tischtuch,
     dem besten Porzellan und den Gläsern von Jacks Tante gedeckt. In der Mitte standen zwei schwere silberne Kerzenleuchter, die
     Bienenwachskerzen darin neigten sich schon leicht zur Seite.
    Lucy schenkte Alex ein strahlendes Lächeln. «Freut mich, Sie kennenzulernen.» Einen Augenblick dachte Kate, dass ihre Freundin
     auf ihn zugehen und ihn küssen würde, was aber nicht geschah. Jack schüttelte Alex die Hand.
    «Hallo!»
    Ein peinliches Schweigen entstand, denn jeder erwartete vom anderen, dass er ein Gespräch begann.
    «Tja, ist das nicht mal wieder typisch englisches Wetter?», meinte Lucy schließlich. «Wenn wir mit Sicherheit dafür sorgen
     wollen, dass es regnet, brauchen wir nur einen Grillabend einzuplanen!»
    Das Lachen, das diesem Scherz folgte, hätte auf unbeteiligte Beobachter wohl etwas übertrieben gewirkt. Jack rieb sich die
     Hände.
    |139| «Also, wer hätte denn gern einen Drink? Kate?»
    «Oh   … für mich ein Glas Rotwein, bitte.» Sie rief sich ins Gedächtnis, dass sie langsam trinken musste, denn sie hatte den ganzen
     Tag über nichts essen können.
    «Alex?», fragte Jack. «Bier, Wein. Oder etwas Stärkeres, wenn Sie wollen?»
    «Äh   … Bier, wenn Sie eins dahaben.»
    Jacks Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen. «Sie können Budweiser haben, Boddy’s oder Old Speckled Hen.»
    «Du kannst ihm deine Biersammlung später zeigen», sagte Lucy, die die Schärfe ihrer Stimme mit einem Lächeln ausglich. «Ich
     bin sicher, Alex ist es egal.»
    Jacks Lächeln war genauso künstlich wie das ihre. «Nun, überlassen wir die Entscheidung doch Alex, ja?»
    Kate kannte Lucy und Jack gut genug, um zu wissen, dass die beiden sich gestritten hatten. Sie selbst war schon nervös genug,
     und die Spannung zwischen den beiden machte die Sache nicht gerade besser. Plötzlich befiel sie die unangenehme Vorahnung,
     dass der Abend schrecklich werden würde.
    «Dann hätte ich gern ein Bud», sagte Alex. Jack sah Lucy triumphierend an; die Tatsache, dass Alex den Spitznamen des Biers
     verwendete, schien er als Beweis für eine verwandte Seele zu deuten, und er stapfte in die Küche.
    «Ich nehme einen Weißwein, wenn du schon fragst», rief Lucy mit honigsüßer Stimme hinter ihm her. Mit einem Lächeln auf den
     Lippen wandte sie sich wieder Kate und Alex zu. «So. Wir könnten uns eigentlich setzen.»
    Sie begaben sich zur Sitzgruppe aus Sofa und Sesseln, die vor dem kalten Kamin stand. Als Lucy an Kate vorbeiging, senkte
     sie die Stimme.
    |140| «Neues Kleid?»
    Kate nickte. Das Kleid war ganz weiß, ärmellos und endete ein gutes Stück über ihren Knien. Lucy sah sie mit hochgezogenen
     Augenbrauen an, machte aber keine weitere Bemerkung, während sie sich in einem der Sessel niederließ. Kate blieb einen Augenblick
     lang unschlüssig vor dem anderen stehen, setzte sie sich dann aber zu Alex auf das Sofa, wenn auch auf die andere Seite. Sie
     war sich der Tatsache bewusst, dass ihr das Kleid über ihre Oberschenkel hinaufrutschte. Es war kürzer, als sie es gewohnt
     war.
    Lucy bedachte Alex mit einem Gastgeberinnenlächeln. «Kate hat mir erzählt, Sie seien klinischer Psychologe?»
    Alex nickte. «Ähm, ja, das stimmt.»
    «Sie müssen mir meine Dummheit verzeihen, aber ich bin mir nicht ganz sicher, was das eigentlich heißt. Ich meine, ich weiß
     wohl, was ein Psychologe ist, aber was bedeutet ‹klinisch›?»
    Er räusperte sich. «Na ja, das, ähm, also, im Grunde bedeutet das, dass ich mehr mit Patienten arbeite, als mich um die, ähm,
     die theoretische Seite oder die Forschung zu kümmern.»
    Er hatte die Beine lässig übereinandergeschlagen und einen Arm auf die Armlehne des Sofas gelegt, aber Kate spürte dieselbe
     steife Anspannung bei ihm, die ihr auch schon im Restaurant aufgefallen war. Er schien sich mit einer großen Willensanstrengung
     in eine entspannte Haltung zu zwingen.
    «Sie behandeln also Schizophrene und solche Leute, statt Ratten durch Labyrinthe zu schicken?», hakte Lucy nach.
    «Ähm, nein, ich würde niemanden wegen Schizophrenie behandeln. Das ist mehr eine Sache für den Psychiater.»
    «Wo liegt der

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