Flammenbrut
das
ähnlich wie bei Ärzten; ständig fallen einem irgendwelche Leute zu Hause noch auf die Nerven. Aber jetzt, wo Sie umgezogen
sind und nicht mehr im Telefonbuch stehen, wird es den Leuten wohl nicht mehr gelingen.»
Sie wünschte langsam, sie hätte das Thema überhaupt nicht angeschnitten. Aber Alex’ Miene hellte sich auf.
«Oh … nein, da haben Sie wohl recht.»
Sie verfielen in Schweigen. Die aufgezwungene Intimität der dunklen Taxirückbank brachte beide in Verlegenheit. Kate konnte
deutlich den sterilen, alkoholischen Geruch von Alex’ Rasierwasser ausmachen. Paul hatte sich immer reichlich von dem Zeug
draufgeklatscht, als würde der Gestank seine Männlichkeit betonen. Alex’ Rasierwasser war weniger aufdringlich. Sie mochte
es.
Das Taxi schlingerte um eine Kurve, und Kate wurde durch den Ruck gegen Alex geschleudert. Sie streckte die Hand aus, um den
Aufprall zu dämpfen, und landete damit auf seinem Oberschenkel. Hastig riss sie die Hand zurück, setzte sich wieder aufrecht
hin und stammelte eine Entschuldigung. Sie spürte ein Brennen auf ihrer Gesichtshaut, |150| als sie starr aus dem Fenster blickte. Sie ahnte, dass Alex neben ihr genauso angespannt war. Die Luft zwischen ihnen schien
vor Verlegenheit zu vibrieren, sodass selbst die geringste Bewegung ungeheure Bedeutung annahm.
Sie kurbelte das Fenster herunter und ließ den Wind über ihr Gesicht streichen. Dann atmete sie tief ein.
Zu viel Wein.
«Zieht es bei Ihnen?», fragte sie.
«Nein, überhaupt nicht.» Er lächelte. «Ein bisschen Luft tut ganz gut.»
Sie waren mit keinem Wort auf den Grund zu sprechen gekommen, warum sie sich getroffen hatten. Alex hatte sie nicht zu einer
Entscheidung gedrängt, wofür sie dankbar war. Tatsächlich hätte ihre Begegnung beinahe ein normales Rendezvous sein können.
Ein Gedanke, den Kate hastig von sich wies.
«Ich hoffe, der Abend heute war nicht zu qualvoll für Sie», sagte sie.
«Nein. Ich habe ihn genossen.»
Um ein Haar hätte sie gesagt:
Ich auch
, konnte sich aber gerade rechtzeitig zurückpfeifen. Sie warf einen Blick auf den Taxifahrer. Wahrscheinlich konnte er durch
die gläserne Trennscheibe nichts hören, aber sie senkte dennoch die Stimme.
«Ich möchte nicht, dass Sie das Gefühl haben, Sie wären auf die Probe gestellt worden oder irgendetwas in der Art.»
«Es ist schon in Ordnung, wirklich.» Er lächelte. «Ich mag die beiden. Eine nette Familie.»
Sie näherten sich Kates Straße. «Halten Sie bitte an der nächsten Ecke», sagte sie zu dem Fahrer. Dann drehte sie sich wieder
zu Alex um und fuhr mit gesenkter Stimme fort: «Ich weiß wirklich zu schätzen, wie geduldig Sie gewesen |151| sind, und ich möchte Sie nicht unnötig warten lassen, aber … Hm, wären Sie damit einverstanden, wenn ich es Ihnen in ein paar Tagen sagen würde? Ich meine, wie ich mich entschieden
habe?»
Er nickte schnell. «Ja, das ist … Das ist okay.»
«Es ist eine ziemlich wichtige Entscheidung. Ich möchte nichts überstürzen.»
«Nein, natürlich nicht. Es ist schon okay, ich verstehe Sie.»
Das Taxi kam quietschend zum Stehen. Kate griff in ihre Tasche und reichte dem Fahrer einen Geldschein, ohne auf Alex’ Proteste
zu achten. Dann legte sie eine Hand auf den Türgriff.
«So. Na, dann gute Nacht.»
«Gute Nacht.»
Sie lächelten einander an, und einen Augenblick lang verharrten sie beide reglos auf ihren Sitzen, bis Kate schließlich den
Türgriff hinunterdrückte und ausstieg.
«Ich melde mich dann Ende der Woche wieder», sagte sie durch das geöffnete Fenster.
Sie rief ihn am nächsten Abend an.
Es war eine Ärztin, mit der sie sprachen, nicht die Beraterin, die Kate bei ihrem ersten Besuch in der Klinik kennengelernt
hatte. Zu dritt saßen sie in ihrem Sprechzimmer um einen niedrigen, klauenfüßigen Tisch in bequemen Ledersesseln. Neben ihnen
stand, für den Augenblick unbenutzt, ein antiker Kirschbaumtisch, der einen starken Duft nach Bienenwachs verströmte. Das
Sonnenlicht, das durch die Jalousie fiel, legte sich in sanften Streifen über den Teppich. Das Fenster selbst war geschlossen,
aber die Klimaanlage sorgte für angenehm kühle Luft in dem Raum. Das ganze |152| Krankenhaus schien sich in einer Art Parallelwelt zu befinden, die mit dem Leben da draußen nicht das Geringste zu tun hatte.
«Etwas, das Ihnen absolut klar sein muss – und ich kann es gar nicht genug betonen –, ist die Tatsache, dass
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